"Minimum quod potest haberi de cognitione rerum altissimarum, desiderabilius est quam certissima cognitio, quae habetur de minimis rebus."

"Das Geringste an Erkenntnis, das einer über die erhabensten Dinge zu gewinnen vermag, ist ersehnenswerter als das gewisseste Wissen von den niederen Dingen"

(Thomas von Aquin: I, 1, 5 ad 1)

25. März 2011

Der Einsatz des HERRN und unser Einsatz 2

Frage sich ein jeder, was er eingesetzt habe auf die Wahrheit der Verheißung Christi hin, in welcher Hinsicht er schlimmer daran wäre unter der Voraussetzung - die allerdings unmöglich ist; aber sagen wir einmal: unter der Voraussetzung, es ginge fehl ...: Was haben wir eingesetzt für Christus? Was haben wir hingegeben im Glauben an Seine Verheißung?
Der Apostel sagt, er und seine Brüder wären die elendesten unter allen Menschen, wenn die Toten nicht auferstünden. - Können wir in irgend einem vernünftigen Sinn dies auf uns anwenden?
Wir denken vielleicht für den Augenblick, wir hätten eine gewisse Hoffnung auf den Himmel. Gut, das würden wir verlieren. Aber in welcher Hinsicht wären wir sonst schlimmer daran in unsrem gegenwärtigen Leben?
Ein Kaufmann, der ein gewisses Vermögen an eine Spekulation setzte, die ihm fehlschlägt, verliert nicht nur seine Aussicht auf Gewinn, sondern auch einen Teil seines bisherigen Vermögens, das er in der Hoffnung auf Gewinn einsetzte. Das ist die Frage : was haben wir eingesetzt? - -
Ich fürchte in der Tat, wenn wir einmal anfangen nachzusehen, so wird sich finden : Es ist nichts in dem, was wir beschließen, nichts in dem, was wir tun, nichts in dem, was wir unterlassen, nichts in dem, was wir meiden, nichts in dem, was wir wählen, nichts in dem, was wir aufgeben, nichts in dem, was wir erstreben - was wir nicht ebenso beschließen, tun, unterlassen, meiden, wählen, aufgeben, erstreben würden, wäre Christus nicht gestorben und der Himmel nicht verheißen.
Ich fürchte im Ernst, daß so viele Menschen, die sich Christen nennen (welchen Bekenntnisses sie auch seien, was immer sie denken oder fühlen, was immer sie an innerer Wärme und Erleuchtung oder Liebe für sich beanspruchen), ebenso vorangehen würden wie sie tun - weder viel besser noch viel schlechter, wenn sie das Christentum für ein Märchen hielten... .
Es ist nichts in ihnen - die sich doch zum Christentum bekennen -, was irgend religiöse Grundsätze in ihnen bewiese, nichts, was sie nicht auch tun würden, falls kein anderer Gewinn zu erwarten stünde als der diesseitige. Ihr Gewinn ist ein Jetzt; sie befriedigen ihre augenblicklichen Wünsche; sie sind ruhig und ordentlich, weil es so ihr eigenes Interesse und ihre Neigung ist - -
aber sie wagen nichts -
keinen Einsatz, kein Opfer, keinen Verlust - nichts im Glauben auf Christi Wort.



Sel. Kardinal Newman: Par. and Pl. Serm.
4; 20 (1836; 1891) 299/301

24. März 2011

Et VERBUM caro factum

El Greco: Verkündigung

Der Einsatz des HERRN und unser Einsatz

Unsre Pflicht als Christen ist es ..., für das ewige Leben etwas zu wagen, ohne unbedingte Gewißheit des Erfolges.... Das wäre ein seltsames Wagnis, das nichts von Furcht, Einsatz, Gefahr, Sorge, Unsicherheit hätte....
Darin liegt der Adel und die Schönheit des Glaubens, das ist der Grund, weshalb der Glaube vor allen Gnaden ausgezeichnet ist und als Mittel zu unsrer Rechtfertigung besondere Bedeutung hat: weil sein Vorhandensein schon einschließt, daß wir das Herz haben, etwas zu wagen....
Wenn also der Glaube das Wesen des christlichenLebens ausmacht und wenn er ist, was ich eben sagte : so ergibt sich als unsre Pflicht, auf Christi Wort hin das, was wir haben, aufs Spiel zu setzen für das, was wir noch nicht haben.
Und auf eine hochgemute, edle Art sollen wir so handeln - nicht rasch und leichtfertig allerdings, aber doch ohne peinliche Untersuchung dessen, was wir leisten, was wir hergeben und was wir dafür erhalten:
ungewiß über die Höhe unsres Lohnes, ungewiß über den Umfang unsrer Opfer, in jeder Hinsicht uns stützend auf Ihn und harrend auf Ihn und vertrauend auf Ihn, der Seine Verheißung halten wird -
vertrauend auf Ihn, der uns Kraft geben wird, unser eigenes Versprechen zu halten, und so voranschreitend in allem ohne Ängstlichkeit und Sorge um die Zukunft.



Sel. Kardinal Newman: Par. and Pl. Serm.
4; 20 (1836; 1891) 295/6, 299

16. März 2011

Ehe und Vergebung

Eine ganz wichtige Schule der Verzeihung ist die gegenseitige Verzeihung der Ehepartner. Es kommt immer wieder vor, dass wir aneinander schuldig werden. Das ist völlig normal. Wir sind Menschen mit Erbsünde. Wir sagen nie: „Das dürfte eigentlich nicht vorkommen.“ Sondern: „Bei uns kann alles vorkommen, wir wundern uns nicht.“ Wir wundern uns höchstens, dass es nicht schlimmer ist. Die großen Heiligen unserer Geschichte sind ein Beispiel dafür.

15. März 2011

Weg zur Vollkommenheit

Nach den Worten Heiliger brauchen wir, um vollkommen zu sein, nichts weiter zu tun, als die gewöhnlichen Pflichten des Tags zu erfüllen. Ein kurzer Weg zur Vollkommenheit - kurz, nicht weil er leicht zu gehen, sondern weil er zweckdienlich und klar ist. Es gibt keine kurzen, aber sichere Wege zur Vollkommenheit.


Ich glaube, diese Lehre ist von großer praktischem Nutzen für uns. Es ist leicht, von der Vollkommenheit verschwommenen Vorstellungen zu haben, die oft genug dazu dienen, über sie zu reden, wenn wir ihr nicht nachstreben wollen. Sobald aber der Mensch ernstlich nach ihr verlangt und sie zu suchen beginnt, wird ihn nur das befriedigen, was erreichbar und klar vor ihm liegt und ihm eine Richtung weist, sie zu üben.


Sel. Kardinal J.H. Newman am 27.9.1856

10. März 2011

Incipit Lamentatio Jeremiae - Feria V in Coena Domini



Noch etwas zu früh , aber trotzdem wird gepostet!
Partitur

Benedikt XVI., der Glaubenslehrer

Diese Wucht eines wirklichen Geschehens macht auch deutlich, dass ein moralischer Zugang zum „Wesen des Christentums“ unzureichend ist. Bereits in seiner ersten Enzyklika „Deus caritas est“ (2005) hatte Benedikt XVI. bekräftigt: „Am Anfang des Christseins steht nicht ein ethischer Entschluss oder eine große Idee, sondern die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person, die unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung gibt“ (Nr.1). Die Tatsache, dass Jesus das Gesetz und die Verkündigung der Propheten auf das Doppelgebot der Gottes- und der Nächstenliebe hinführt und die ganze gläubige Existenz von diesem Auftrag her zentriert „ist nicht bloße Moral, die dann selbständig neben dem Glauben an Christus und neben seiner Vergegenwärtigung im Sakrament stünde: Glaube, Kult und Ethos greifen ineinander als eine einzige Realität, die in der Begegnung mit Gottes Agape sich bildet“ (Nr. 14).

Das „Wesen des Christentums“ ist, so macht Benedikt XVI. deutlich, das Geschenk der Begegnung mit Gott, das Hineingenommensein in das Sein Gottes, die Berufung des Menschen zum göttlichen Leben, zur „theiosis“, das heißt zur „Vergöttlichung“ alles Endlichen, um gerettet zu werden, wie dies die Kirchenväter nannten, durch die treue und konsequente Nachfolge. Der Christ ist Christ, wenn er die „imitatio Christi“ konkret lebt und nicht nur kalten Theoremen Raum gibt, die allein der eigenen Befriedigung dienen. Das ist der Sinn der christlichen Reinheit: „An die Stelle der rituellen Reinheit ist nicht einfach die Moral getreten, sondern das Geschenk der Begegnung mit Gott in Jesus Christus“ (S. 77).

Diese Begegnung wird durch das „neue Gebot der Liebe“ geregelt, das sich nicht in der Bereitschaft zur Nächstenliebe erschöpft: „Wenn darin das Eigentliche und Ganze des ‚neuen Gebotes’ läge, wäre Christentum nun doch als eine Art von äußerster moralischer Anstrengung zu definieren“ (S. 80). Gewiss, „die liberale Exegese hat gesagt, Jesus habe den rituellen Begriff von Reinheit durch deren moralische Auffassung ersetzt: An die Stelle des Kultes und seiner Welt trete die Moral“. Aber: „dann wäre Christentum wesentlich Moral, eine Art moralischer Aufrüstung. Aber damit wird man der Neuheit des Neuen Testaments nicht gerecht“ (S. 75).



Buchbesprechung von A. Schwibach

8. März 2011

Beziehungen vollkommen leben

 In biblischer Sicht ist der Mensch kein isoliertes und autonomes Wesen, sondern ist seiner Natur nach Mitglied einer Gemeinschaft. Er gehört zur Gemeinschaft des Bundes, zum Volk Gottes. Dieses wird im Neuen Testament auch als der Leib Christi verstanden (1 Kor, Eph; Kol), zu dem die Einzelnen als Glieder gehören, oder als der Weinstock, dem die Einzelnen als Reben eingefügt sind (Joh 15). 

Aus dieser grundlegenden Situation folgt, dass das Ziel des menschlichen Bemühens nicht die Ausbildung der in sich selber stehenden und in sich vollkommenen Persönlichkeit ist, sondern diejenige des Gliedes einer Gemeinschaft, das die Beziehungen, die wesentlich zu ihm gehören, in vollkommener Weise lebt. 

Ebenfalls folgt daraus, dass die Normen des Zusammenlebens nicht souverän und autonom vom einzelnen Mitglied festgelegt werden können, sondern das gemeinsame Gut der Gemeinschaft sind und von dieser gehütet und entwickelt werden. Das hebt nicht auf, dass der einzelne nach seinem Gewissen handeln soll und dafür verantwortlich ist. Sondern gerade in seinem Gewissen muss er sich der eben beschriebenen Situation bewusst sein und nach ihr seine Handlungen ausrichten und ein willkürliches Handeln vermeiden.

Miserere (Allegri)

4. März 2011

Geschwätzigkeit der Zelebranten

Zu den häufigsten Missbräuchen gehört für Bux die Geschwätzigkeit der Zelebranten, was zur Folge hat, dass der Vollzug der heiligen Handlungen durch viele Mini-Predigten in seiner Ganzheit und Einheitlichkeit unterbrochen wird. Dies führt unweigerlich einen Verlust der Zeiten der Stille und Sammlung mit sich. Die Geschwätzigkeit der Zelebranten ist dabei auf die Überzeugung vieler Priester zurückzuführen, alles erklären zu müssen, was ein mangelndes Vertrauen in die Kommunikationskraft bedeutet, die dem Ritus als solchem innewohnt. 


wie ich gerade lese fand das Stanislaus auch interessant.