"Minimum quod potest haberi de cognitione rerum altissimarum, desiderabilius est quam certissima cognitio, quae habetur de minimis rebus."

"Das Geringste an Erkenntnis, das einer über die erhabensten Dinge zu gewinnen vermag, ist ersehnenswerter als das gewisseste Wissen von den niederen Dingen"

(Thomas von Aquin: I, 1, 5 ad 1)

12. Februar 2016

Jeder Augenblick apokalyptische Situation

Wir müssen den Standpunkt von GOTT her nehmen und GOTT sieht die Welt unter diesem Gesichtspunkt - Querschnitte. Infolgedessen kommt es GOTT nur darauf an, daß Seine Kirche immer steht, daß jeden Augenblick apokalyptische Situation ist. Freilich wird dies in manchen Momenten stärker drängen als in anderen. Wo die Apokalypse am stärksten drängt, da werden auch die Großen geboren. Und auch jetzt werden die großen Heiligen der Kirche wieder kommen. Praktisch wird die Kirche es sein, die Triumphe feiert, aber anders, als die Menschen denken. Die Größe der Kirche ist auch nicht verbunden gewesen mit Reichtum, sondern mit äußerster Armut, mit Blut und Opfer und das war die Hoch-Zeit. Die Hoch-Zeit der Kirche ist immer mit äußerster Bedrängnis verbunden. Auch jetzt kommt Hoch-Zeit, aber anders als wir denken. Das ist der Triumph der Kirche, daß sie sich dann tatsächlich stark erweist, stärker als alle Menschen der Erde. Wir müssen die Apokalypse sehen als einen Querschnitt von GOTT her, in dem Augenblick schafft GOTT die Welt, in dem Augenblick erlöst ER sie und heute ist Weltgericht. Apokalypse ist immer gegeben. Wir fühlen sie heute stärker, weil wieder einmal das Schifflein Petri ins Gewoge gekommen ist.
Da heißt es für uns, großzügig und agil zu denken und nicht in alten Kategorien. Ob dies und das fehlt, um das dreht es sich nicht, aber darum, ob die Kirche triumphiert, denn die Zeit ist nahe. Für einen jeden von uns ist jeden Augenblick die Zeit gegeben. Ich muß immer apokalyptisch oder eschatologisch denken, das heißt, im Blickpunkt der letzten Dinge der Welt. Wenn wir im Katechismus gelernt haben, es gibt vier letzte Dinge: Tod, Gericht, Himmel und Hölle, dann ist in Wirklichkeit das gar nichts anderes als daß uns eschatologisches Denken nahegelegt wird. Wir müssen immer eschatologisch denken, diesen Augenblick jetzt als Schnittpunkt von Zeit und Ewigkeit nehmen. Erst dann bin ich ein ganzer Mensch. Es ergibt sich aus dem CHRISTUS-Affekt das andere Moment der größten Bereitschaft der Verantwortung.
Ich muß ein Christentum anstreben, das gespannt ist bis zum äußersten, gespannt ist in Verantwortungsbewußtsein und in Heroismus. Und die haben die ersten Christen gehabt. Und wenn man heute in die Katakomben geht, man fühlt das, das hängt noch in den Räumen und in den Steinen. Was das für Menschen gewesen sein mußten, die auf dieser Erde leichter gelebt haben und auf den HERRN gewartet haben. Die ganze Luft atmet heute noch diesen Geist.
Wir haben eine Verschobenheit des Weltbildes und teilweise haben wir Angst. Auch wir sind ganz weltgebunden und ganz weltsatt geworden. Auch uns wäre es viel lieber und angenehmer, wenn man gesicherter und satt leben könnte, und dabei sagen wir in aller Ruhe, wir möchten CHRISTUS dienen. Man dient CHRISTUS nur aus der apokalyptischen Situation heraus. Paulus ist ganz voll dessen. Und besonders in dem Augenblick, wo er in Griechenland Abschied nimmt, da fielen die ersten Schatten des Todes auf ihn. Ich muß nach Rom. Das war für ihn eine Leidenschaft geworden und in dem Augenblick war er nicht mehr zu bändigen.


VB 1940

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