"Minimum quod potest haberi de cognitione rerum altissimarum, desiderabilius est quam certissima cognitio, quae habetur de minimis rebus."

"Das Geringste an Erkenntnis, das einer über die erhabensten Dinge zu gewinnen vermag, ist ersehnenswerter als das gewisseste Wissen von den niederen Dingen"

(Thomas von Aquin: I, 1, 5 ad 1)

31. Mai 2011

Mutter der schönen Liebe



Mutter der schönen Liebe, Wessobrunn


"Welch großes Geschenk ist es, die unbefleckt empfangene Maria zur Mutter zu haben! Eine Mutter, die in ihrer Schönheit erglänzt und die Liebe Gottes durchscheinen läßt. Ich denke an die jungen Menschen von heute, die in einem Umfeld aufgewachsen sind, das von Botschaften gesättigt ist, die falsche Modelle des Glücks vorbringen. Diese Jungen und Mädchen laufen Gefahr, die Hoffnung zu verlieren, da sie oft Waisen der wahren Liebe zu sein scheinen, die das Leben mit Freude und Sinn erfüllt. Dieses Thema lag meinem verehrten Vorgänger Johannes Paul II sehr am Herzen, der so viele Male der Jugend unserer Zeit Maria als „Mutter der schönen Liebe“ vorgeschlagen hat. Nicht wenige Erfahrungen sagen uns bedauerlicherweise, dass die Jugendlichen, die jungen Männer und Frauen und sogar die Kinder der Verderbnis der Liebe leicht zum Opfer fallen können, betrogen von skrupellosen Erwachsenen, die sich selbst und die jungen Menschen anlügen und sie so in die Sackgasse des Konsumismus hineinziehen. Auch die heiligsten Wirklichkeiten wie der Leib des Menschen, Tempel des Gottes der Liebe und des Lebens, werden so zu Gegenständen des Konsums – und das immer früher, schon in der Zeit vor der Pubertät. Wie traurig ist es doch, wenn die Jungen und Mädchen das Staunen, den Zauber der schönsten Gefühle, den Wert der Achtung für den Leib verlieren, die Manifestation der Person und ihres unergründlichen Geheimnisses sind!"

Sünde, Gerechtigkeit und Gericht




27. Als Jesus während der Abschiedsrede im Abendmahlssaal das Kommen des Heiligen Geistes um den »Preis« seines Fortgehens ankündigt und verspricht: »Wenn ich fortgehe, werde ich ihn zu euch senden«, fügt er im gleichen Zusammenhang hinzu: »Und wenn er kommt, wird er die Welt überführen (und aufdecken), was Sünde, Gerechtigkeit und Gericht ist«. Derselbe Beistand und Geist der Wahrheit, der versprochen ist als derjenige, der »lehren« und »erinnern«, der »Zeugnis ablegen« und »in die ganze Wahrheit einführen wird«, wird mit den soeben zitierten Worten angekündigt als jener, der »die Welt überführen (und aufdecken) wird, was Sünde, Gerechtigkeit und Gericht ist«. Bedeutungsvoll erscheint auch der Kontext. Jesus verbindet diese Ankündigung des Heiligen Geistes mit den Worten, die auf sein »Fortgehen« durch das Kreuz hinweisen, und unterstreicht sogar dessen Notwendigkeit: »Es ist gut für euch, daß ich fortgehe. Denn wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen«.
Noch wichtiger aber ist die Erklärung, die Jesus selbst zu diesen drei Worten - Sünde, Gerechtigkeit, Gericht - hinzufügt. Denn er sagt: »Er wird die Welt überführen (und aufdecken), was Sünde, Gerechtigkeit und Gericht ist; Sünde, daß sie nicht an mich glauben; Gerechtigkeit, daß ich zum Vater gehe und ihr mich nicht mehr seht; Gericht, daß der Herrscher dieser Welt gerichtet ist«. Sünde, Gerechtigkeit und Gericht haben im Denken Jesu einen sehr bestimmten Sinn, der sich von dem unterscheidet, den einer vielleicht diesen Worten geben möchte, unabhängig von der Erklärung dessen, der hier spricht. Diese Erklärung weist auch darauf hin, wie jenes »die Welt überführen« verstanden werden soll, welches der Heilige Geist bewirkt. Hier ist sowohl die Bedeutung der einzelnen Worte wie auch die Tatsache wichtig, daß Jesus sie miteinander im selben Satz verbunden hat.
»Sünde« bezeichnet an dieser Stelle den Unglauben, den Jesus inmitten der »Seinen« angetroffen hat, angefangen von seinen Mitbürgern in Nazaret. Sie bedeutet die Ablehnung seiner Sendung, die die Menschen dazu führt, ihn zum Tod zu verurteilen. Wenn Jesus anschließend von »Gerechtigkeit« spricht, scheint er jene endgültige Gerechtigkeit vor Augen zu haben, die der Vater ihm zuteil werden läßt, wenn er ihn mit der Herrlichkeit der Auferstehung und der Himmelfahrt bekleidet: »Ich gehe zum Vater«. Im Zusammenhang der so verstandenen »Sünde« und »Gerechtigkeit« bedeutet »Gericht« sodann, daß der Geist der Wahrheit die Schuld der »Welt« an der Verurteilung Jesu zum Tod am Kreuz aufzeigen wird. Doch ist Christus nicht nur in die Welt gekommen, um sie zu richten und zu verurteilen: Er ist gekommen, um sie zu retten. Die Welt der Sünde und der Gerechtigkeit zu überführen, hat ihre Rettung zum Ziel, das Heil der Menschen. Genau diese Wahrheit scheint durch die Feststellung betont zu werden, daß das »Gericht« nur den »Herrscher dieser Welt«, das heißt Satan, betrifft, der von Anfang an das Werk der Schöpfung gegen das Heil, gegen den Bund und die Einheit des Menschen mit Gott mißbraucht: Er ist von Anfang an »schon gerichtet«. Wenn der Geist, der Beistand, die Welt gerade dem Gericht überführen soll, so geschieht dies, um das Heilswerk Christi fortzusetzen.
28. Wir wollen hier unsere Aufmerksamkeit hauptsächlich auf diese Sendung des Heiligen Geistes richten, die die »Welt der Sünde überführen« soll, dabei aber zugleich auf den allgemeinen Kontext der Worte Jesu beim Abendmahl achten. Der Heilige Geist, der vom Sohn das Werk der Erlösung der Welt übernimmt, übernimmt eben damit die Aufgabe, »der Sünde zu überführen«, um zu heilen. Dieses Überführen steht in ständiger Beziehung zur »Gerechtigkeit«, das heißt zum endgültigen Heil in Gott, zur Vollendung der Heilsökonomie, deren Mitte der gekreuzigte und verherrlichte Christus ist. Diese Heilsökonomie Gottes entzieht den Menschen gewissermaßen dem »Gericht«, der Verdammung, von der die Sünde Satans, des »Herrschers dieser Welt«, betroffen ist, der aufgrund seiner Sünde »Beherrscher dieser finsteren Welt« geworden ist. Durch einen solchen Bezug zum »Gericht« eröffnet sich ein weiter Horizont für das Verständnis von »Sünde« und auch von »Gerechtigkeit«. Indem der Heilige Geist vor dem Hintergrund des Kreuzes Christi die Sünde in der Heilsökonomie (sozusagen »die erlöste Sünde«) aufzeigt, läßt er uns zugleich verstehen, wie es auch zu seiner Sendung gehört, jener Sünde zu »überführen«, die schon endgültig verurteilt ist (»die verurteilte Sünde«).

18. Mai 2011

Selige Georg Häfner - Aufopferung und Sühne

Was mir selbst an ungewöhnlichem Vokabular im Artikel von Christoph Hämmelmann auffiel waren die Begriffe “aufopfern” und “Sühne”, welche im Bewußtsein des zeitgenössischen Christen anscheinen nicht mehr präsent sind. Ihnen ist “diese Form innerlichen Handelns” ganz fremd geworden, obwohl sie zum Zentrum unseres Glaubens gehören. 

“Häfner dagegen kann sein Oberschwarzacher Amt auch in Dachau weiter bewusst ausüben. Denn er will nicht nur Gott vor den Menschen vertreten, sondern die Menschen vor Gott. Und das geht auch im Lager, denn beten kann er auch dort. „Aufopfern“ nennt er das. Immer wieder, so schreibt er, opfert er die Messe auf, die, immerhin, die Priester in der Lagerkapelle täglich feiern dürfen. Er beschreibt dabei eine Form innerlichen Handelns, die aus dem heutigen kirchlichen Leben so gut wie verschwunden ist... 
Doch Häfner geht noch weiter: Auch sein Elend widmet er den anderen - in den von der Zensur überwachten Briefen angedeutet als das „Sonstige“, das er aufopfert, und klar benannt gegenüber den Mitbrüdern im Lager. Er trug seine Haft „als Sühne für seine Pfarrgemeinde“, berichtete später ein Ex-Häftling. Das könnte nicht nur Anhänger einer zeitgenössischen Wellness-Christentümelei befremden, für die Jesus ein interessanter Typ, sein Kreuzestod allerdings eher ein dummer Unfall denn heilsbringend war. Denn wenn schon Leiden Heil bringen soll: Hat Jesus nicht ein für allemal alles erlitten, was zu erleiden war?
„Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage“, schrieb Paulus, der Künder des im Kreuz erlangten Heils. „Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt.“ Wer zur Kirche gehört, wird zum Glied an Christi Leib, und wer um Christi willen leidet, der erleidet gemeinsam mit Christus dessen heilsbringendes Leiden - so in etwa wird sich diese Stelle aus dem Kolosserbrief wohl deuten lassen. Und so hat Häfner sein Leiden gedeutet. Für die Kirche ist das Grund genug, ihn zum Seligen zu erklären.”

16. Mai 2011

Sacerdos in aeternum

Unserm Neupriester Alipius, wenn auch verspätet, meine Glück und Segenswünsche zu seiner Priesterweihe. Mögest Du, mit Gottes Gnade, eine reiche Ernte einbringen.

15. Mai 2011

120 Jahre RERUM NOVARUM



Heute vor 120 Jahren veröffentlichte Papst Leo XIII die Enzyklika "Rerum Novarum", die Mutter aller Sozialenzykliken. Sowohl 1931 (Quadragesimo anno von Pius XI.) als auch 1961 (Mater et Magistra von Johannes XXIII.) und 1971 (Octogesima adveniens von Paul VI.) wurden am Jahrestag der Rerum Novarum Sozialenzykliken veröffentlicht. Auch Papst Johannes Paul II. steht in dieser Tradition; er nahm den neunzigsten wie auch den hundertsten Jahrestag zum Anlass, ebenfalls Sozialenzykliken zu veröffentlichen – Laborem Exercens (1981) und Centesimus Annus (1991). 
MST - Landlosenbewegung Brasilien

" Die körperliche Arbeit anlangend, würde der Mensch im Stand der Unschuld freilich nicht untätig gewesen sein. Die Arbeit, nach welcher er damals wie nach einem Genusse freiwillig verlangt hätte, sie wurde ihm nach dem Sündenfalle als eine notwendige Buße auferlegt, deren Last er spüren muß. "Verflucht sei die Erde in deinem Werke; mit Arbeit sollst du von ihr essen alle Tage deines Lebens (4) ." In gleicher Weise werden immer auch die übrigen Beschwernisse auf dieser Erde wohnen, weil die Folgen der Sünde als bittere Begleiter an der Seite des Menschen bis zu seinem Tode haften. Leiden und dulden ist einmal der Anteil unseres Geschlechtes, und so große Anstrengungen man auch zur Besserung des Daseins machen mag, die Gesellschaft wird niemals frei von großer Plage werden. Die, welche vorgeben, sie könnten es dahin bringen, und die dem armen Volke ein Leben ohne Not und nur voll Ruhe und Genuß vorspiegeln, täuschen fürwahr die Menschen mit einem Truge, welcher nur größere Übel zur Folge haben wird, als die sind, an denen die gegenwärtige Gesellschaft krankt. Das Richtige ist, die Dinge nehmen, wie sie wirklich sind, und das Linderungsmittel, wie gesagt, anderswo aufsuchen."                 (Rerum Novarum Nr. 18)

Vor 40 Jahren - Ida Friederike Görres

Heute jährt sich der 40. Todestag von Ida Friederike Görres.








"... unser Verhältnis zur Kirche wächst allein aus unserem Gottesverhältnis, sie steigen und fallen miteinander."

10. Mai 2011

die Dinge nehmen, wie sie kommen

Die große Regel unsres Verhaltens ist, die Dinge zu nehmen, wie sie kommen.
Wer von seinem Weg abgeht, weil er vor den Wechsefällen des wirklichen Lebens zurückschreckt, der hat schwachen Glauben oder ein seltsam verschrobenes Gewissen : ihm fehlt Ergebung des Geistes.
Der wahre Christ freut sich an irdischen Dingen, die ihm Freude bereiten; doch so, daß es ihn nicht kümmert, wenn sie entschwinden.
An keinen Segnungen liegt ihm viel, außer an denen, die unsterblich sind; denn er weiß, daß alles das in der kommenden Welt ihm wiedergegeben wird. Aber das Kleinste selbst und Vergänglichste zu verachten, dafür ist er zu religiös; denn er betrachtet es als Gottes Gabe, und so betrachtet, spendet auch das Kleinste und Vergänglichste eine um so reinere und tiefere, wenn auch weniger aufgeregte Freude.
Wenn er sich zu Zeiten etwas versagt, so geschieht es deshalb, damit er Gottes Güte nicht mißbrauche oder damit er nicht durch einen ununterbrochenen Gebrauch vergesse, wie er sich benehmen solle, wenn er es nicht hat....
Nur in diesem Licht sollen wir diese Welt betrachten. Dann werden die Ausblicke auf Trübsal uns nicht verunruhen und die heitern Bilder uns nur prüfen.
Es ist Tapferkeit darin, so geradeswegs voranzugehen und vor keiner Pflicht, klein oder groß, zurückzuschrecken, vom Hohen überzugehen zum Gewöhnlichen, von Freude zu Leid, in fester Lebensrichtung und doch nicht starren Lebensgesetzen.
Lernen wir dem Engel ähnlich zu sein, der mitten in das Elend von Bethesda hinabstieg, ohne daß ein Schimmer seiner himmlischen Reinheit erblichen oder ein Schatten auf sein volles Glück gefallen wäre. Möchten wir Heilkraft ziehen aus trüben Wassern!
Öffnen wir unsern Geist für den Ausblick auf das Leben, wie es ist: ein gewisses Maß von Pein und Trübsal auf unsrer Lebenswanderung zu tragen.
Durch Gottes Gnade wird uns dies fürs Leben bereiten: es wird uns Tiefsinn geben und Gelassenheit, ohne doch unsre Lebensfreudigkeit zu trüben.

Par. and Pl. Serm.I; 25 (1831;1891) 333/4

8. Mai 2011

Mutter der Kirche

Zugleich aber findet sie (Maria) sich mit allen erlösungsbedürftigen Menschen in der Nachkommenschaft Adams verbunden, ja "sie ist sogar Mutter der Glieder (Christi), denn sie hat in Liebe mitgewirkt, daß die Gläubigen in der Kirche geboren würden, die dieses Hauptes Glieder sind" (174). Daher wird sie auch als überragendes und völlig einzigartiges Glied der Kirche wie auch als ihr Typus und klarstes Urbild im Glauben und in der Liebe gegrüßt, und die katholische Kirche verehrt sie, vom Heiligen Geist belehrt, in kindlicher Liebe als geliebte Mutter.

7. Mai 2011

Atempause



"Je mehr wir versuchen, Zeit zu sparen, desto schneller vergeht sie. Statt dessen gilt es ... Pausen und Wartezeiten bewusst zu erleben, als Zeiten zum Nachdenken und Verarbeiten, aber auch „einfach“ zum Abschalten – für das kleine Glück zwischendurch." 


Gefunden bei Josef Bordat in seinem Plädoyer für die Langsamkeit.

5. Mai 2011

in den Staub geschrieben

Immer wieder habe ich mich gefragt was es der HERR wohl auf den Boden bei Joh 8, 6 geschrieben hatte. Jer 17, 13 könnte die Lösung sein.

Herr, Hoffnung Israels! Wer Dich verläßt, der wird zuschanden. Die von mir weichen, werden in den Staub geschrieben. Sie haben ja den Quell des Lebenswassers, den Herrn, verlassen. - 
Herr, heile mich! Dann bin ich heil. Befreie mich! Dann bin ich frei. Mein Ruhm bist einzig Du.