"Minimum quod potest haberi de cognitione rerum altissimarum, desiderabilius est quam certissima cognitio, quae habetur de minimis rebus."

"Das Geringste an Erkenntnis, das einer über die erhabensten Dinge zu gewinnen vermag, ist ersehnenswerter als das gewisseste Wissen von den niederen Dingen"

(Thomas von Aquin: I, 1, 5 ad 1)

31. Mai 2012

Wenn Ertrinken nicht nach Ertrinken aussieht

Der leise Tod des Ertrinkens

Als der Kapitän voll bekleidet von Board sprang und durch das Wasser lief, irritierte er die anderen Badegäste, die im Wasser schwammen. “Nicht, dass er jetzt denkt, du ertrinkst”, sagte der Mann zu seiner Frau, da sie sich kurze Zeit zuvor mit Wasser bespritzt und geschrien hatten. “Was macht er hier?!”, fragte die Frau leicht gereizt ihren Mann. “Es geht uns gut!”, rief der Mann dem Kapitän zu. Aber der Kapitän ließ sich nicht aufhalten. Er schwamm unnachgiebig an dem Pärchen vorbei und schrie nur kurz “Weg da!”. Denn direkt hinter ihnen, nur wenige Meter entfernt, war die neunjährige Tochter gerade dabei zu ertrinken. Der Kapitän kam in allerletzter Sekunde. Das Mädchen fing an zu weinen und schluchzte: “Papa!”.
Woher wusste der Kapitän aus so vielen Metern Entfernung, dass die Tochter gerade dabei war zu ertrinken und sowohl Mutter als auch Vater dies aus weniger als drei Metern nicht erkennen konnten?
Der Kapitän ist ein ehemaliger Rettungsschwimmer der Küstenwache und hat durch eine fachliche Ausbildung gelernt, die Gefahren des Ertrinkens rechtzeitig zu erkennen. Und nein, wenn jemand ertrinkt, dann wird nicht, wie es oft im Fernsehen gezeigt wird, wild geschrien und gewunken.
Sie sollten sicherstellen, dass Sie die Anzeichen des Ertrinkens erkennen. Denn bis die neunjährige Tochter mit letzter Kraft “Papa” sagte, hatte sie nicht einen Ton von sich gegeben. Das Ertrinken ist fast immer ein ruhiger und wortloser Vorgang. In der Realität wird selten gewunken, geschrien oder wie wild gestrampelt.

22. Mai 2012

Griechen

Die Griechen leisten sich eine Verdunkelung des Geistes, die seit unvordenklichen Zeiten jede staatliche Ordnung umgeworfen hat: Politik. Nicht die unfruchtbare Politik der Abstraktion und Prinzipien, sondern die warme, grausame Politik des Herzens: Heldenverehrung, das Fördern von Parteien und Persönlichkeiten. Darin allein tun wir einen kurzen Blick in den bitteren Dualismus seines Herzens - eine innere Anarchie, die ihm keine Ruhe läßt. Ich habe einen Blick in den Jervis geworfen und war von der Wiederkehr des Gleichen überrascht: in alten wie in neuen Zeiten ist es derselbe Impetus, der die Dinge vorwärtstreibt: Streitsucht, Besessenheit, Stolz, Panik, Karrierismus.

Lawrence Durell, 9.10.1937

21. Mai 2012

damit ihr in mir Frieden habt

Auf der Angst beruht die Macht, das Reich des Bösen. Darum steigert und verbreitet der Böse die Angst, wo immer er sein Reich begründen, ausbreiten, erhalten will. Sein Reich ist das Reich der Angst; über die Angst hinaus vermag es seine Grenzen nicht auszudehnen. 

Vor dem Frieden dessen, in dem Christus lebt - der Herr selbst ist der Friede nach den Worten des Apostels (Eph 2,14) -, zerfällt die Angst und mit ihr das Gewaltreich des Widersachers und seiner Knechte. Nun fallen auch die Ketten des Fluches und der Sünde von den Geschöpfen, und sie nähern sich dem Wesen, das sie von Anfang an hatten. Der allein, der furchtlos ist in Christus, kann der Welt zum Heil werden. Auf diesen Furchtlosen wartet die Welt“
(Reinhold Schneider).