"Minimum quod potest haberi de cognitione rerum altissimarum, desiderabilius est quam certissima cognitio, quae habetur de minimis rebus."

"Das Geringste an Erkenntnis, das einer über die erhabensten Dinge zu gewinnen vermag, ist ersehnenswerter als das gewisseste Wissen von den niederen Dingen"

(Thomas von Aquin: I, 1, 5 ad 1)

30. Juli 2010

Psalm 45,11


Vacate et videte quoniam ego sum Deus:
exaltabor in gentibus et exaltabor in terra.

Habet Muße und erkennt, daß ich Gott bin,
erhaben über die Völker, erhaben auf Erden.

σχολάσατε καὶ γνῶτε ὅτι ἐγώ εἰμι ὁ θεός
ὑψωθήσομαι ἐν τοῖς ἔθνεσιν, ὑψωθήσομαι ἐν τῇ γῇ.

Christliches Menschenbild in sieben Thesen



Thomas von Aquin, der große Magister der abendländischen Christenheit, hat sich dafür entschieden, das christliche Menschenbild in sieben Thesen auszusprechen, die man etwa folgendermaßen wiedergeben kann: 

Erstens: der Christ ist ein Mensch, der – im Glauben –  der Wirklichkeit des dreieinigen Gottes inne wird. 


Zweitens: der Christ spannt sich – in der Hoffnung – auf die endgültige Erfüllung seines Wesens im Ewigen Leben. 


Drittens: der Christ richtet sich – in der göttlichen Tugend der Liebe – mit einer alle natürliche Liebeskraft übersteigenden Bejahung auf Gott und den Mitmenschen. 


Viertens: der Christ ist klug, das heißt, er läßt sich den Blick für die Wirklichkeit nicht trüben durch das Ja oder Nein des Willens, sondern er macht das Ja oder Nein des Willens abhängig von der Wahrheit der wirklichen Dinge. 


Fünftens: der Christ ist gerecht, das heißt, er vermag in Wahrheit »mit dem andern« zu leben; er weiß sich als Glied unter Gliedern in der Kirche, im Volk und in aller Gemeinschaft. 


Sechstens: der Christ ist tapfer, das heißt, er ist bereit, für die Wahrheit und für die Verwirklichung der Gerechtigkeit Verwundungen und, wenn es sein muß, den Tod hinzunehmen. 


Siebentens: der Christ hält Maß, das heißt, er läßt es nicht zu, daß sein Habenwollen und sein Genießenwollen zerstörerisch und wesenswidrig wird.  

(Josef Pieper: Über das christliche Menschenbild, S.96)