"Minimum quod potest haberi de cognitione rerum altissimarum, desiderabilius est quam certissima cognitio, quae habetur de minimis rebus."

"Das Geringste an Erkenntnis, das einer über die erhabensten Dinge zu gewinnen vermag, ist ersehnenswerter als das gewisseste Wissen von den niederen Dingen"

(Thomas von Aquin: I, 1, 5 ad 1)

6. September 2012

Leoš Janáček: Streichquartett Nr. 1

Schritt drei: lebendige, gemeinschaftliche Zustimmung


Die Verkündigung erhält in der Tat ihre volle Dimension nur, wenn sie gehört, aufgenommen und angeeignet wird und in dem, der sie so annimmt, die Zustimmung des Herzens bewirkt. Zustimmung zu den Wahrheiten, die der Herr aus Barmherzigkeit geoffenbart hat, gewiss. Aber mehr noch, Zustimmung zu dem Lebensprogramm – dem eines nunmehr verwandelten Lebens –, das er vorlegt. Mit einem Wort, Zustimmung zu dem Reich, d. h. zur „neuen Welt“, zum neuen Zustand der Dinge, zur neuen Weise des Seins, des Lebens, des Zusammenlebens, die das Evangelium eröffnet. Eine solche Zustimmung, die nicht abstrakt und körperlos bleiben kann, offenbart sich konkret durch einen sichtbaren Eintritt in eine Gemeinschaft von Gläubigen. So treten also jene, deren Leben umgewandelt ist, in eine Gemeinschaft ein, die selbst ein Zeichen der Umwandlung, ein Zeichen des neuen Lebens ist: es ist die Kirche, das sichtbare Sakrament des Heiles.

Papst Paul VI: Evangelii Nuntiandi, Nr. 23

5. September 2012

Schritt zwei: Verkündigung des Herrn Jesus Christus


Doch ist dieses Zeugnis niemals ausreichend, denn auch das schönste Zeugnis erweist sich auf die Dauer als unwirksam, wenn es nicht erklärt, begründet – das, was Petrus „Rechenschaft geben über seine Hoffnung“ nennt – und durch eine klare und eindeutige Verkündigung des Herrn Jesus Christus entfaltet wird. Die Frohbotschaft, die durch das Zeugnis des Lebens verkündet wird, wird also früher oder später durch das Wort des Lebens verkündet werden müssen. Es gibt keine wirkliche Evangelisierung, wenn nicht der Name, die Lehre, das Leben, die Verheißungen, das Reich, das Geheimnis von Jesus von Nazaret, des Sohnes Gottes, verkündet werden.

Papst Paul VI: Evangelii Nuntiandi, Nr. 22

4. September 2012

Schritt eins: Gelebtes Zeugniss


Die Verkündigung muss vor allem durch ein Zeugnis erfolgen. Das geschieht z. B., wenn ein einzelner Christ oder eine Gruppe von Christen inmitten der menschlichen Gemeinschaft, in der sie leben, ihre Verständnis- und Annahmebereitschaft, ihre Lebens- und Schicksalsgemeinschaft mit den anderen, ihre Solidarität in den Anstrengungen aller für alles, was edel und gut ist, zum Ausdruck bringen. Ferner auch dadurch, dass sie auf ganz einfache und spontane Weise ihren Glauben an Werte bekunden, die über den allgemeingängigen Werten stehen, und ihre Hoffnung auf etwas, das man nicht sieht und von dem man nicht einmal zu träumen wagt. Durch dieses Zeugnis ohne Worte wecken diese Christen in den Herzen derer, die ihr Leben sehen, unwiderstehliche Fragen: Warum sind jene so? Warum leben sie auf diese Weise? Was – oder wer – ist es, das sie beseelt? Warum sind sie mit uns? In der Tat, ein solches Zeugnis ist bereits stille, aber sehr kraftvolle und wirksame Verkündigung der Frohbotschaft. Es handelt sich hier um eine Anfangsstufe der Evangelisierung. 

Papst Paul VI: Evangelii Nuntiandi, Nr. 21

3. September 2012

Totale innere Umkehr


Dieses Reich und dieses Heil, Grundbegriffe der Evangelisierung Jesu Christi, kann jeder Mensch erhalten als Gnade und Erbarmung, und dennoch muss sie ein jeder mit Gewalt an sich reißen – sie gehören den Gewalttätigen, sagt der Herr (vgl. Mt 11,12; Lk 16,16.) – durch Anstrengung und Leiden, durch ein Leben nach dem Evangelium, durch Verzicht und Kreuz, durch den Geist der Seligpreisungen. Vor allem aber reißt sie ein jeder an sich durch eine totale innere Umkehr, die das Evangelium mit dem Namen „metanoia“ bezeichnet, durch eine radikale Bekehrung, durch eine tiefe Umwandlung in der Gesinnung und im Herzen (vgl. Mt 4,17).

2. September 2012

Sevillanas A Dos Guitarras

Torheit Mk, 7, 22


Die letzten drei sind nicht mehr auf das Verhalten gegen die Menschen zu beziehen, sondern gegen Gott selbst gerichtet. Nur dann ist die “Torheit” als Abschluß dieser dunklen Reihe gerechtfertigt. Es ist jene Torheit gemeint, von der Ps. 53,1 spricht: “Es sagt der Tor (aphron, nach der griech. Übersetzung, dasselbe Wort wie hier!) in seinem Herzen: nicht gibt es einen Gott!” Dann ist in diesen letzten drei eine wirksame Steigerung: vom Unwillen gegen Gott, der sich in der Lästerung kundgibt, steigt der Mensch zum eigentlichen Hochmut auf, der sich zur luziferischen Sünde steigert und dann beim Menschen zur vollen Gottesleugnung, also zur Torheit führt. Beim reinen Geist, also bei Satan, ist diese letzte Haltung nicht mehr möglich, denn Gottes Existenz ist ihm ganz anders klar. Daher ist das Ende der Engelssünde die Selbstüberhebung bis zum Sein-Wollen wie Gott - das Ende der Menschensünde aber ist die Verdunkelung des Geistes, daß er wird ein Tor, der Gott nicht mehr erkennt. 

Josef Dillersberger: Markus, Band 3, S.109