"Minimum quod potest haberi de cognitione rerum altissimarum, desiderabilius est quam certissima cognitio, quae habetur de minimis rebus."

"Das Geringste an Erkenntnis, das einer über die erhabensten Dinge zu gewinnen vermag, ist ersehnenswerter als das gewisseste Wissen von den niederen Dingen"

(Thomas von Aquin: I, 1, 5 ad 1)

18. Mai 2011

Selige Georg Häfner - Aufopferung und Sühne

Was mir selbst an ungewöhnlichem Vokabular im Artikel von Christoph Hämmelmann auffiel waren die Begriffe “aufopfern” und “Sühne”, welche im Bewußtsein des zeitgenössischen Christen anscheinen nicht mehr präsent sind. Ihnen ist “diese Form innerlichen Handelns” ganz fremd geworden, obwohl sie zum Zentrum unseres Glaubens gehören. 

“Häfner dagegen kann sein Oberschwarzacher Amt auch in Dachau weiter bewusst ausüben. Denn er will nicht nur Gott vor den Menschen vertreten, sondern die Menschen vor Gott. Und das geht auch im Lager, denn beten kann er auch dort. „Aufopfern“ nennt er das. Immer wieder, so schreibt er, opfert er die Messe auf, die, immerhin, die Priester in der Lagerkapelle täglich feiern dürfen. Er beschreibt dabei eine Form innerlichen Handelns, die aus dem heutigen kirchlichen Leben so gut wie verschwunden ist... 
Doch Häfner geht noch weiter: Auch sein Elend widmet er den anderen - in den von der Zensur überwachten Briefen angedeutet als das „Sonstige“, das er aufopfert, und klar benannt gegenüber den Mitbrüdern im Lager. Er trug seine Haft „als Sühne für seine Pfarrgemeinde“, berichtete später ein Ex-Häftling. Das könnte nicht nur Anhänger einer zeitgenössischen Wellness-Christentümelei befremden, für die Jesus ein interessanter Typ, sein Kreuzestod allerdings eher ein dummer Unfall denn heilsbringend war. Denn wenn schon Leiden Heil bringen soll: Hat Jesus nicht ein für allemal alles erlitten, was zu erleiden war?
„Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage“, schrieb Paulus, der Künder des im Kreuz erlangten Heils. „Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt.“ Wer zur Kirche gehört, wird zum Glied an Christi Leib, und wer um Christi willen leidet, der erleidet gemeinsam mit Christus dessen heilsbringendes Leiden - so in etwa wird sich diese Stelle aus dem Kolosserbrief wohl deuten lassen. Und so hat Häfner sein Leiden gedeutet. Für die Kirche ist das Grund genug, ihn zum Seligen zu erklären.”

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