Manche
wundern sich, wenn sie den Herrn sagen hören: „Kommt alle zu mir,
meine Last ist leicht.“ Denn sie sehen, dass die, die dieses Joch
unerschrocken auf ihren Nacken laden und wirklich auf ihre Schultern
nehmen, von so großen Schwierigkeiten in dieser Welt umher getrieben
und geplagt werden, dass sie nicht von der Mühsal zur Ruhe, sondern
von der Ruhe zur Mühsal gerufen scheinen. Wieso ist dieses Joch mild
und diese Last leicht, wenn dieses Joch und diese Last zu tragen
nichts anderes bedeutet, als gottesfürchtig in Christus zu leben?
Und wieso heißt es: „Kommt alle zu mir, die ihr euch abmüht und
belastet seid, und ich will euch Ruhe geben“? Hieße es nicht
besser: 'Kommt alle zu mir, die ihr müßig seid, auf dass ihr euch
abmühen werdet?' Denn er sucht die Müßigen und führt sie in seinen Weinberg, damit sie die Hitze des Tages ertragen.
Sieh,
welch süßes Joch Christi Paulus getragen hat und welch leichte
Last, dass er alles Schwere und Harte bloß eine „leichte
Bedrängnis“ nannte. Er konnte mit den inneren Augen des Glaubens
erkennen, um welchen Preis der zeitlichen Güter das zukünftige
Leben erkauft werden muss, um ohne jede Unruhe die ewige
Glückseligkeit der Gerechten zu erleben. Die Menschen ertragen es,
mit dem Messer und mit brennender Medizin behandelt zu werden, damit
sie um den Preis heftiger Schmerzen erlöst werden von den Schmerzen,
die ihnen noch nicht einmal eine ewige, sondern nur eine zeitliche,
wenn auch lange Zeit nicht heilende Wunde bereitet.
Alle,
die nicht von der Liebe erfüllt sind, erleiden ihr Schicksal als
Schweres, die aber lieben, scheinen dasselbe Schicksal aber nicht als
Schweres zu erleiden. Denn die Liebe macht alles Harte und
Schreckliche geradezu mild und zu fast nichts.
Quelle: Heiligen
Augustinus, Predigt 70,1-3
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