"Minimum quod potest haberi de cognitione rerum altissimarum, desiderabilius est quam certissima cognitio, quae habetur de minimis rebus."

"Das Geringste an Erkenntnis, das einer über die erhabensten Dinge zu gewinnen vermag, ist ersehnenswerter als das gewisseste Wissen von den niederen Dingen"

(Thomas von Aquin: I, 1, 5 ad 1)

11. August 2012

Das süße Joch Christi

Manche wundern sich, wenn sie den Herrn sagen hören: „Kommt alle zu mir, meine Last ist leicht.“ Denn sie sehen, dass die, die dieses Joch unerschrocken auf ihren Nacken laden und wirklich auf ihre Schultern nehmen, von so großen Schwierigkeiten in dieser Welt umher getrieben und geplagt werden, dass sie nicht von der Mühsal zur Ruhe, sondern von der Ruhe zur Mühsal gerufen scheinen. Wieso ist dieses Joch mild und diese Last leicht, wenn dieses Joch und diese Last zu tragen nichts anderes bedeutet, als gottesfürchtig in Christus zu leben? Und wieso heißt es: „Kommt alle zu mir, die ihr euch abmüht und belastet seid, und ich will euch Ruhe geben“? Hieße es nicht besser: 'Kommt alle zu mir, die ihr müßig seid, auf dass ihr euch abmühen werdet?' Denn er sucht die Müßigen und führt sie in seinen Weinberg, damit sie die Hitze des Tages ertragen.

Sieh, welch süßes Joch Christi Paulus getragen hat und welch leichte Last, dass er alles Schwere und Harte bloß eine „leichte Bedrängnis“ nannte. Er konnte mit den inneren Augen des Glaubens erkennen, um welchen Preis der zeitlichen Güter das zukünftige Leben erkauft werden muss, um ohne jede Unruhe die ewige Glückseligkeit der Gerechten zu erleben. Die Menschen ertragen es, mit dem Messer und mit brennender Medizin behandelt zu werden, damit sie um den Preis heftiger Schmerzen erlöst werden von den Schmerzen, die ihnen noch nicht einmal eine ewige, sondern nur eine zeitliche, wenn auch lange Zeit nicht heilende Wunde bereitet.

Alle, die nicht von der Liebe erfüllt sind, erleiden ihr Schicksal als Schweres, die aber lieben, scheinen dasselbe Schicksal aber nicht als Schweres zu erleiden. Denn die Liebe macht alles Harte und Schreckliche geradezu mild und zu fast nichts.

Quelle: Heiligen Augustinus, Predigt 70,1-3

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