"Minimum quod potest haberi de cognitione rerum altissimarum, desiderabilius est quam certissima cognitio, quae habetur de minimis rebus."

"Das Geringste an Erkenntnis, das einer über die erhabensten Dinge zu gewinnen vermag, ist ersehnenswerter als das gewisseste Wissen von den niederen Dingen"

(Thomas von Aquin: I, 1, 5 ad 1)

5. Februar 2013

Leben in Ungesichertheit

Das Leben in Gesichertheit hat einen guten und tiefen Sinn, aber es ist falsch, das Leben mit der Gesichertheit gleichzusetzen und sich bloß deshalb, weil man nie das Schicksal der Ungesichertheit erlitten hat, für den wertvolleren, reicheren, lebendigeren Menschen halten. Das ist ein Wahn, den jede unbestechliche Beobachtung der wirklichen Existenz entlarvt. 
 “Das Leben selbst, wenn man es auf sein Wesen hin untersucht, scheint viel eher mit der Ungesichertheit insgeheim im Bunde zu sein als mit der Gesichertheit, und zwar nicht etwa, wie der Mensch aus seiner Alltagssicht so leicht anzunehmen geneigt ist, weil es ihm  aus einer ihm eingeborenen Feindseligkeit heraus sein Glück mißgönnen würde, sondern vielleicht gerade deshalb, weil erst die Ungesichertheit zu einer besonderen Art von Gesichertheit führt, die den Menschen über sich selbst hinausdrängt und ihm damit erst ganz zu sich selbst emporhebt.”

Karl Pfleger: Dialog mit Peter Wust, S. 302

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