"Minimum quod potest haberi de cognitione rerum altissimarum, desiderabilius est quam certissima cognitio, quae habetur de minimis rebus."

"Das Geringste an Erkenntnis, das einer über die erhabensten Dinge zu gewinnen vermag, ist ersehnenswerter als das gewisseste Wissen von den niederen Dingen"

(Thomas von Aquin: I, 1, 5 ad 1)

24. März 2013

collyrium animae oculorumque

Mein Latein war noch nie gut, aber bei diesem Artikel fielen mir diese Worte spontan ein.






"An diesem Sonntag wird zum ersten Mal die Passionsgeschichte verlesen. Und ich fühle mich wie durch Zauberhand zurückversetzt ins Jerusalem des vierten Jahrhunderts. So war es schon vor 1700 Jahren gewesen: In ausdrucksvoller Form wurde schon damals an den heiligen Stätten das Evangelium in verteilten Rollen vorgetragen, wie die französische Nonne Egeria es in frühchristlicher Zeit in ihren Tagebüchern berichtete. Und hier ist es nun ebenso, wie sie es beschrieb: Die Menschen um mich herum gehen richtig mit. „Ohhhh!“ rufen sie, als Jesus vor Pilatus steht. Sie knirschen mit den Zähnen, als die Dornenkrone erwähnt wird. Sie singen empört mit, als der Chor die Worte des Volkes intoniert. Und sie gehen in die Knie, als Jesus am Kreuz stirbt. Ein Schweigen, das Mauern sprengen könnte, füllt den Petersplatz. Als die Diakone schließlich weiterlesen, bricht das große Schnäuzen aus. Selbst hartgesottene Männer hinter mir ziehen gewaltige Taschentücher aus der Anzugtasche."






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