Wer gegen Frauenquoten argumentiert,
weil sie Menschen einzig wegen ihrer Gruppenzugehörigkeit
privilegieren, ist ein Frauenfeind; wer meint, es
existierten fundamentale Unterschiede biologischer Art zwischen den
Geschlechtern, und die Theorie, dies seien nur anerzogene Rollen, für
noch erstaunlicheren Unsinn hält als das ptolemäische Weltbild,
weil dieses wenigstens dem Augenschein entsprochen habe, ist ein
Sexist; wer einer Frau sagt, dass sie schön sei,
desgleichen; wer sich gegen die Eheschließung von Homosexuellen
ausspricht, weil diese Beziehungen der ehelichen Verbindung zwischen
Mann und Frau eben nicht gleichwertig seien, denn es können daraus
ohne Hilfe Dritter keine Kinder entstehen, ist homophob; wer
darauf hinweist, dass gewisse Ausländergruppen erhebliche soziale
und vielen Bewohnern dieses Landes auch handfeste Gesundheitsprobleme
bereiten, ist ein Ausländerfeind; wer zu allem Übel noch
behauptet, besagte Probleme resultierten nicht nur aus sozialen
Ursachen, sondern seien auch ethnisch-kulturell bedingt, ja wer
überhaupt meint, dass es andere als soziale Unterschiede zwischen
den Menschen gibt, ist ein Rassist; wer obendrein den
Verdacht äußert, die Lehre Mohammeds sei gar nicht so friedlich wie
z.B. die des Jesus Christus oder des Gautama Buddha, ist ein
Islamfeind; wer der Ansicht zuneigt, die
Bevölkerungsentwicklung sei unser Schicksal, ist ein Biologist;
wer wiederum wähnt, die Deutschen bekämen zu wenige Kinder und man
könne nicht einfach die ansässige Bevölkerung in kurzer Zeit durch
ethnisch Andersartige austauschen, ohne das gesamte System aufs Spiel
zu setzen, ist ein Nationalist; wer an der Vielfalt Europas
hängt, die EU für den wüstesten Zentralismus in der Geschichte des
Kontinents hält und die Brüsseler Eurokraten für durch nichts und
niemandem legitimierte sozialistische Bevormunder, ist ein
Europahasser; wer nicht zur Wahl geht, weil
ihn bereits der Anblick der Kandidaten bei ausgeschaltetem Ton
anwidert, ist ein Antidemokrat; wer aus der multimedial
verbreiteten deutschen Verbrechenskunde aussteigen und wieder
Universalgeschichte treiben bzw. lehren möchte, ist ein
Geschichtsrevisionist; wer die sogenannte moderne Kunst im
Normalfall für eine Veranstaltung unbegabter Künstler, aber
talentierter Gauner hält, ist ein Antimodernist; wer
zwischen den verschiedenen Kulturen eine Rangordnung statuiert und
nicht daran glauben mag, dass die Welteinheitskultur ein
erstrebenswertes Ziel sei, ist ein Reaktionär; wer wiederum
Europa als kulturelles Maß aller Dinge verteidigen will, ist ein ca.
Faschist; wer mit Menschen, die weder einen ungefähren
Überblick über die vergangenen 3000 Jahre Geschichte besitzen noch
Gedichte auswendig wissen, gar nicht erst reden mag, ist elitär
... – diese Kriterien mögen einstweilen
genügen, um einen kultivierten, angenehmen, zum Gespräch
einladenden Menschen zu beschreiben.
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