"Minimum quod potest haberi de cognitione rerum altissimarum, desiderabilius est quam certissima cognitio, quae habetur de minimis rebus."
"Das Geringste an Erkenntnis, das einer über die erhabensten Dinge zu gewinnen vermag, ist ersehnenswerter als das gewisseste Wissen von den niederen Dingen"
(Thomas von Aquin: I, 1, 5 ad 1)
"Das Geringste an Erkenntnis, das einer über die erhabensten Dinge zu gewinnen vermag, ist ersehnenswerter als das gewisseste Wissen von den niederen Dingen"
(Thomas von Aquin: I, 1, 5 ad 1)
15. November 2015
Tauler - wahre Armut
Johann Tauler 's
Nachfolgung des armen Lebens Christi.
Von viel Unterscheid der wahren Armuth.
Von der rechten, wahren, simpeln, blossen, lautern, abgeschiedenen, ledigen, freien, edlen, reichen, wesentlichen, nützlichen, demüthigen, freiwilligen, tugendhaften, göttlichen Armuth.
Armuth ist eine Gleichheit Gottes. Was ist Gott? Gott ist ein abgeschieden Wesen von allen Creaturen, ein frei Vermögen, ein lauter Wirken. Also ist Armuth ein abgeschieden Wesen von allen Creaturen. Was ist Abgeschieden? Das an nichts haftet. Armuth haftet an nichts, und nichts an ihm.
2.
Nun mögte man sprechen: Alle Dinge haften an Jchts, wann alle Dinge werden enthalten von Jchts; - was ist dann eines armen Menschen Anhaftung oder Anhaltung? Ein armer Mensch haftet an nichts das unter ihm ist, denn allein an dem das über alle Dinge erhaben ist. Augustinus: „Das Beste aus allen Dingen das ist "Gott." Und das suchet Armuth, und dem [8] haftet es an, und keinem andern. Und das ist auch der oberste Adel des Armuths, dass es allein anhaftet dem Allerobersten, und das Niederste lässet gänzlich, als ferz es möglich ist.
3.
Etliche sprechen, dass das sey die höchste Armuth und die nächste Abgeschiedenheit, dass der Mensch also sey, als er war da er noch nicht war: da verstund er nichts, da wollte er nichts, da war er Gott mit Gott. Das wäre wohl wahr, mögte es also geseyn. Denn dieweil der Mensch hat ein natürlich Wesen, so muss er auch haben Wirken: denn daran liegt seine Seligkeit, dass er Gott erkenne und liebe; - als Johannes spricht: „Das ist das ewige Leben, „dass wir dich Vater erkennen, und den du gesandt hast, Jesum Christum."
4.
Wie soll aber der Mensch Gott erkennen und lieben, dass er doch arm bleibe alles Erkennens und Liebens? Er soll Gott mit Gott bekennen, und Gott mit Gott lieben, und anders mag er ihn nicht bekennen noch lieben, davon er selig sey: und soll arm seyn Erkennens. Was ist sein Erkennen? Das ist in Bildern und in Formen, die der Mensch durch die Sinne einziehet: und [9] anders mag er nicht erkennen von Natur. Und dess muss er arm seyn, will er selig seyn, und stehen in der rechten Armuth.
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