"Minimum quod potest haberi de cognitione rerum altissimarum, desiderabilius est quam certissima cognitio, quae habetur de minimis rebus."

"Das Geringste an Erkenntnis, das einer über die erhabensten Dinge zu gewinnen vermag, ist ersehnenswerter als das gewisseste Wissen von den niederen Dingen"

(Thomas von Aquin: I, 1, 5 ad 1)

1. Oktober 2011

"Aus Liebe leben"

Am Abend der Liebe, ohne Gleichnis redend, Sprach Jesus: 'Wenn jemand mich lieben will Sein ganzes Leben lang, so daß er mein Wort bewahrt, Werden mein Vater und ich kommen, ihn zu besuchen. Und wenn er sein Herz zu unserer Bleibe macht, Werden wir, wenn wir zu ihm kommen, ihn immer lieben!...'
Wir wollen, daß er von Freude erfüllt bleibe In unserer Liebe!...'
Aus Liebe leben, das heißt, Dich selbst bewahren, Unerschaffenes Wort, Wort meines Gottes. Ach, Du weißt es, göttlicher Jesus, ich liebe Dich. Der Geist der Liebe entflamme mich mit Seinem - Feuer! Indem ich Dich liebe, ziehe ich den Vater an; Mein schwaches Herz bewahrt Ihn für immer. O Dreifaltigkeit, Du bist die Gefangene Meiner Liebe!....
Aus Liebe leben, das heißt, von Deinem Leben leben, Glorreicher König, Wonne der Auserwählten. Du lebst für mich, verborgen in einer Hostie. Ich möchte mich für Dich verbergen, o Jesus!
Für Liebende ist Einsamkeit nötig, Ein Herz-zu-Herz, das Nacht und Tag dauert. Allein Dein Blick macht meine Seligkeit aus. Ich lebe aus Liebe! Aus Liebe leben, heißt auf Erden nicht, Sein Zelt auf dem Gipfel des Tabor aufschlagen; Es heißt, mit Jesus Kalvaria besteigen; Es heißt, das Kreuz als  einen Schatz ansehen!... Im Himmel muß ich im Genuß leben; Dann wird die Prüfung für immer entflohen sein, Doch in der Verbannung will ich im Leiden Leben aus Liebe.
Aus Liebe leben, das heißt, geben ohne Maß, Ohne hienieden Lohn zu beanspruchen. Ach, ohne zu zählen, gebe ich und bin sicher, Daß man nicht rechnet, solange man liebt !... Dem göttlichen Herzen, das von Zärtlichkeit überströmt, Habe ich alles geschenkt... ich eile unbeschwert; Ich habe nichts mehr als meinen einzigen Reichtum: Leben aus Liebe.
Aus Liebe leben, das heißt, alle Furcht bannen, Jede Erinnerung an die Fehler der Vergangenheit. Von meinen Sünden sehe ich keinerlei Spur; In einem Augenblick hat die Liebe alles verbrannt. Göttliche Ramme, du sehr süßer Schmelzofen! In deinem Feuer nehme ich meinen Aufenthalt, In deinen Gluten singe ich in Herzenslust: "Ich lebe aus Liebe !"  
Aus Liebe leben, das heißt, unaufhörlich weiterfahren Den Frieden, die Freude in alle Herzen säend. Geliebter Steuermann, die Liebe drängt mich, Denn ich sehe Dich in den Seelen meiner Schwestern
Sieh, die Liebe ist mein einziger Stern. In seiner Klarheit fahre ich dahin ohne Umweg. Ich habe meinen Wahlspruch auf mein Segel geschrieben: "Leben aus Liebe."
Aus Liebe leben, solange Jesus schlummert, Das schenkt die Ruhe auf den stürmischen Wellen.  O fürchte nicht, Herr, daß ich Dich wecke; Ich erwarte im Frieden das Ufer des Himmels...
Bald wird der Glaube seinen Schleier zerreißen. Meine Hoffnung ist, Dich eines Tages zu schauen. Die Liebe schwellt und treibt mein Segel. Ich lebe aus Liebe!...
Aus Liebe leben, das heißt, o mein göttlicher Meister Dich anzuflehen. Dein Feuer auszubreiten In die heilige und geweihte Seele Deines Priesters, Auf daß er reiner sei als ein Seraph des Himmels! Ach, verherrliche Deine unsterbliche Kirche, Jesus, sei nicht taub für meine Seufzer! Ich, ihr Kind, ich opfere mich für sie. Ich lebe aus Liebe.
Aus Liebe leben, das heißt, Dein Antlitz trocknen; Das heißt, den Sündern die Verzeihung erlängen. O Gott der Liebe! Daß sie in Deine Gnade zurückkehren
Und Deinen Namen für immer preisen.... Bis zu meinem Herzen erschallt die Gotteslästerung
Um sie zu tilgen, möchte ich immer singen: "Deinen heiligen Namen, ich bete ihn an und ich liebe ihn."  Ich lebe aus Liebe." 

22. September 2011

Rebellisch

Wir bitten Dich o HERR, zwinge all unser Wollen, auch das aufrührerische, in Deiner Güte zu Dir hin.


(vgl. Secreta vom 4. Sonntag n. Pfingsten)

17. September 2011

Schwierigkeit, heute zu glauben

Vorbemerkung zu: Über die Schwierigkeit, heute zu glauben (1974)
»Die Schwierigkeit zu glauben« gibt es natürlich nicht erst seit »heute«; sie besteht zu jeder Zeit; etwas anderes ist auch gar nicht zu erwarten. Schließlich verlangt die menschliche Vernunft kraft ihrer Natur nach Erfahrung und zwingender Argumentation. Glauben hingegen heißt: etwas als wahr und wirklich akzeptieren – nicht auf Grund eigener Einsicht in den Sachverhalt, sondern indem man sich auf seine Bezeugung durch jemand anders verläßt. Der freilich muß dem Glaubenden als ein nicht gleichfalls Glaubender gelten können, vielmehr als einer, der sieht und weiß. Im Falle des religiösen Offenbarungsglaubens verschärft sich die Schwierigkeit noch um eine ganze Dimension; denn der Zeuge und Bürge, auf dessen Wort er sich stützt, Gott selber, begegnet uns ja nicht unmittelbar. Weil aber trotz allem solcher Glaube selbstverständlich nicht ins Blaue hinein geschieht noch auch geschehen darf, darum wird es begreiflich, wieso auf diesem Felde Unstimmigkeit und Konflikt etwas nicht von vornherein Vermeidbares sind. 

Dennoch hat »heute« die Schwierigkeit zu glauben ein besonderes Gesicht und auch neuartige Gründe. Dies ist der Punkt, von den »Verwüstungen der Theologie« zu reden. Die Formulierung ist zwar bereits anderthalb Jahrhunderte alt; sie stammt von Hegel, aus seinem letzten Lebensjahrzehnt. Das mit ihr Gemeinte aber besitzt gerade für den gegenwärtigen Augenblick eine beklemmende Aktualität. Das Wort zielt auf den aufgeklärten, biblisch gebildeten Agnostiker und auf eine ohne Glauben betriebene »Theologie«. Georges Bernanos hat sie im Titel eines fast prophetischen Romans bei ihrem wahren Namen genannt und sie als das bezeichnet, was sie wirklich ist, als »Betrug«. Und es ist eben dieser Betrug, der »heute« dem Durchschnittsmenschen die Chance des Glaubenkönnens hoffnungslos zu versperren droht.
Nun vermag ich natürlich nicht die Meinung Hegels zu teilen, jene durch eine Pseudo-Theologie angerichteten »Verwüstungen« könnten durch die Kraft der philosophischen Vernunft geheilt werden. Gleichwohl bin ich davon überzeugt, daß hier dem Philosophierenden ein Amt zufällt, das von niemandem sonst wahrgenommen werden kann. – Der von den großen Lehrern der Christenheit immer neu formulierte Gedanke von der Gnade, welche die Natur nicht zerstöre, sie vielmehr voraussetze und vollende – dieser in einer spezifisch theologischen Weltkonzeption gründende und daher von der modischen Pseudo-Theologie durchweg ignorierte Gedanke besagt ja zum Beispiel auch, die gläubige Annahme der Gottesoffenbarung sei an die Bedingung geknüpft, daß wir bestimmte, der natürlichen Vernunft erreichbare Wahrheiten im Bewußtsein lebendig realisieren, das heißt sie nicht nur zur Kenntnis nehmen, sondern sie auch wahrhaben wollen und sie so erst wirklich zu einem Teil unserer Lebenshabe machen.

Pseudo-Theologie bestimmt selbstmächtig die eigene Domäne und dünkt sich selbst genug. Wahre Theologie weiß sich auf die vorausliegende Norm der göttlichen Offenbarung verpflichtet und zugleich der Partnerschaft einer unabhängigen Befassung mit der natürlichen Realität bedürftig; in ihrem innersten Bereich gelangt man ferner nur durch einen Vorhof. Wer den Sinn von Zeichen und Symbol nicht erfaßt, kann niemals begreifen, was ein Sakrament ist; und nur wer eine Ahnung davon besitzt, was eine heilige Handlung ist, gewinnt Zugang zu einem Verständnis des Kultmysteriums der Christenheit.
In diesem Vorfeld, in der Region also der praeambula, und zwar der des Glaubens wie des Sakraments, ist die Aufgabe angesiedelt, der die folgenden Arbeiten verpflichtet sind. Fast ausnahmslos verstehen sie sich als notgedrungene Klärungsversuche, provoziert durch »die Schwierigkeit, heute zu glauben«.
Wahrscheinlich wird man finden, die dem Philosophierenden gesetzte Grenze sei manches Mal überschritten. Diesen Einwand nehme ich in Kauf. Recht hätte er allerdings nur dann, wenn die Grenzlinie zwischen dem Vorhof und dem Heiligtum nicht deutlich sichtbar bliebe. Zwischen Philosophie und Theologie zu unterscheiden ist notwendig; sie gegeneinander getrennt zu halten scheint mir nicht nur kaum möglich, sondern vor allem unerlaubt; dann nämlich werden beide gleichermaßen steril. 

[Pieper, Werke Bd. 7, Hamburg 2000, S. 177 f.]

14. September 2011

Gegenwart des HERRN in uns

„Man muss wissen, dass Gott insgeheim und in ihrem Wesenskern verborgen in allen Menschen wohnt, denn wenn das nicht so wäre, könnten sie nicht bestehen.“
„Doch gibt es bei diesem Wohnen einen Unterschied, und zwar einen großen, denn in manchen Menschen wohnt er allein, und in anderen wohnt er nicht allein; in manchen wohnt er gern und in anderen ungern; in manchen wohnt er wie im eigenen Zuhause, in dem er alles anordnet und lenkt, und in anderen wohnt er wie ein Außenstehender in fremdem Hause, wo man ihn nichts anordnen und nichts tun lässt“.
„Einige haben Gott in sich nur durch Gnade und andere durch Einheit mit Gott. Dieser Unterschied ist so groß wie der, den es zwischen der Verlobung und der Vermählung gibt. Denn bei der Verlobung gibt es nur ein gegenseitiges Ja und eine einzige Willensbekundung auf beiden Seiten sowie Juwelen und Brautschmuck; aber bei der Vermählung findet auch Hingabe der Personen und Einswerden statt“.

12. September 2011

Symphonie der Freude


Caravaggio: Früchtekorb
Zum Menschen gehört nicht nur der Mitmensch, zum Menschen gehört auch „Welt“. Soll der Mensch daher als solcher und ganzer ins Heil gesetzt werden, so muss ihm auch das köstliche Geheimnis der Dinge unverloren sein; in die Symphonie der Freude müssen gleichsam alle Instrumente einstimmen, die Gott geschaffen hat, wenn es ein voller Klang sein soll. Eben das fanden wir aber in all den Gleichnissen angedeutet, die wir vorhin betrachtet haben. Sie waren voll von dem Geheimnis der Gemeinschaft und voll von dem schönen Glanz der Dinge, der „Welt“, ohne die der Mensch nicht vollends Mensch sein kann. Sie wollen darin offenbar eben dies uns wissen lassen, dass auch jenes Element der Ganzheit Mensch, das die „Dinge“, die „Welt“ nun einmal sind, im endgültigen Heil gegenwärtig sein wird, dass dem endgültigen Heil auch eine tiefe Form von Weltbezug eignen wird, so dass verwandelt all das wiederkehrt, was köstlich war und lieb an Gottes schöner Welt.

Auferstehung und ewiges Leben, in: Dogma und Verkündigung, München 1977, 301–314, hier: 312 f.

11. September 2011

Litanei zu den Heiligen Schutzengeln


V./ A. Herr, erbarme Dich unser
V./ A. Christus, erbarme Dich unser
V./ A. Herr, erbarme Dich unser
V./ A. Christus höre uns
V./ A. Christus erhöre uns 
V. Gott Vater Du Schöpfer der Engel, A. erbarme Dich unser.
Gott Sohn, Du Herr der Engel A. erbarme Dich unser.
Gott Heiliger Geist Du Leben der Engel A. erbarme Dich unser.
Heiligste Dreifaltigkeit, Du Wonne aller Engel A. erbarme Dich unser. 
V. Heilige Maria A. bitte für uns.
Heilige Maria
Königin der Engel
Heiliger Michael
Heiliger Gabriel
Heiliger Raphael
Alle heiligen Engel und Erzengel A. bittet für uns. Ihr heiligen Schutzengel
Ihr heiligen Schutzengel, die ihr immerdar das Angesicht des himmlischen Vaters schaut
Ihr heiligen Schutzengel, die ihr niemals von unserer Seite weicht
Ihr heiligen Schutzengel, die ihr uns in himmlischer Freundschaft zugetan seid
Ihr heiligen Schutzengel, unsere getreuen Ermahner
Ihr heiligen Schutzengel, unsere weisen Berater
Ihr heiligen Schutzengel, die ihr uns vor vielen Übeln des Leibes und der Seele bewahrt
Ihr heiligen Schutzengel, unsere mächtigen Verteidiger gegen die Anschläge des bösen Feindes
Ihr heiligen Schutzengel unsere Stütze zur Zeit der Versuchungen
Ihr heiligen Schutzengel die ihr uns helft wenn wir straucheln und fallen
Ihr heiligen Schutzengel, die ihr uns in Not und Leiden tröstet
Ihr heiligen Schutzengel, die ihr unsere Gebete vor den Thron Gottes tragt und unterstützt
Ihr heiligen Schutzengel die ihr, uns durch eure Erleuchtungen und Anregungen zum Fortschritt im Gutein helft
Ihr heiligen Schutzengel die ihr, trotz unserer Fehler nicht von uns weicht
Ihr heiligen Schutzengel die ihr, euch über unsere Besserung freut
Ihr heiligen Schutzengel die ihr zur Zeit da wir ruhen, bei uns wacht und betet
Ihr heiligen Schutzengel, die ihr uns im Todeskampf nicht verlasst
Ihr heiligen Schutzengel, die ihr die Seelen im Fegefeuer tröstet
Ihr heiligen Schutzengel die ihr, die Gerechten in den Himmel führt
Ihr heiligen Schutzengel, mit denen wir einst Gott schauen und ewig preisen werden
Ihr erhabenen Fürsten des Himmels 
V. O Du Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünden der Welt,
A. verschone uns, o Herr.
V. O Du Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünden der Welt,
A. erhöre uns, o Herr.
V. O Du Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünden der Welt,
A. erbarme Dich unser. 
V. Herr, erbarme Dich unser A. erbarme Dich unser
V. Christus, erbarme Dich unser
V. Herr, erbarme Dich unser 
V. Lobet den Herrn, all seine Engel, Die ihr mächtig an Kraft seinen Willen vollzieht. Er hat seinen Engel deinetwegen befohlen, Dass sie dich bewahren auf allen deinen Wegen. Im Angesicht der Engel will ich Dich preisen, mein Gott.
V. Ich will Dich anbeten und Deinen heiligen Namen loben.
V. Herr, erhöre mein Gebet.
A. Und lass mein Rufen zu dir dringen. 
V. Lasset uns beten!
Allmächtiger, ewiger Gott, der Du in Deiner unaussprechlichen Güte allen Menschen vom Mutterschoße an zum Schutz des Leibes und der Seele einen besonderen Engel beigesellt hast, verleihe mir gnädig, meinem heiligen Engel so treu zu folgen und ihn so zu lieben, dass ich durch Deine Gnade und unter seinem Schutz einst zum himmlischen Vaterland gelangen und dort mit ihm und allen heiligen Engeln Dein göttliches Angesicht zu schauen verdiene. Durch Christus, unser Herrn. 
A. Amen.