"Minimum quod potest haberi de cognitione rerum altissimarum, desiderabilius est quam certissima cognitio, quae habetur de minimis rebus."

"Das Geringste an Erkenntnis, das einer über die erhabensten Dinge zu gewinnen vermag, ist ersehnenswerter als das gewisseste Wissen von den niederen Dingen"

(Thomas von Aquin: I, 1, 5 ad 1)

27. Januar 2012

Mozart verliebt

Liebstes Weibchen, hätte ich doch auch schon einen Brief von Dir! Wenn ich Dir alles erzählen wollte, was ich mit Deinem lieben Porträt anfange, würdest du wohl recht lachen. Zum Beispiel, wenn ich es aus seinem Arrest herausnehme, so sage ich: »Grüß Dich Gott, Stanzerl! grüß Dich Gott, Spitzbub! Knallerballer! Spitzignas! Bagatellerl! schluck und druck!« Und wenn ich es wieder hineintue, so lasse ich es so nach und nach hinunterrutschen und sage immer: »Nu – Nu – Nu – Nu!«, aber mit dem gewissen Nachdruck, den dieses so vielbedeutende Wort erfordert, und bei dem letzten Schneller: »Gute Nacht, Mauserl, schlaf gesund!« Nun glaube ich so ziemlich was Dummes (für die Welt wenigstens) hingeschrieben zu haben, für uns aber, die wir uns so innig lieben, ist es gewiß nicht dumm. Heute ist der sechste Tag, daß ich von Dir weg bin, und bei Gott, mir scheint es schon ein Jahr zu sein. Du wirst wohl oft Mühe haben, meinen Brief zu lesen, weil ich in Eil und folglich etwas schlecht schreibe. Adieu, liebe Einzige! Der Wagen ist da, da heißt es nicht: bravo und der Nagen ist auch schon da, sondern male! Lebe wohl und liebe mich ewig so wie ich Dich; ich küsse Dich millionenmal auf das zärtlichste und bin ewig Dein Dich zärtlich liebender Gatte.

W.A.Mozart, Brief an seine Gattin. Aus Dresden vom13. April 1789

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