Für das Reich Gottes wie für die Evangelisierung im Dienst des Reiches Gottes gilt immer das Gleichnis vom Senfkorn (vgl. Mk 4,31–32). Das Reich Gottes beginnt immer neu unter diesem
Zeichen. Neuevangelisierung kann nicht besagen wollen: Sogleich die großen von der Kirche entfremdeten Massen mit neuen raffinierteren Methoden anziehen. Nein, das ist nicht die Verheißung der Neuevangelisierung.
Neuevangelisierung bedeutet: Sich nicht zufrieden geben mit der Tatsache, dass aus dem Senfkorn der große Baum der universalen Kirche entstanden ist; nicht denken, es genügt, dass in seinen Zweigen die verschiedensten Vögel ihren Platz finden können, sondern es von Neuem wagen mit der Demut des kleinen Senfkorns, dabei aber Gott überlassen, wenn und wie es wachsen wird (vgl. Mk 4,26–29). Die großen Dinge beginnen immer beim kleinen Senfkorn, und die Massenbewegungen sind immer nur von kurzer Dauer.
Die Neuevangelisierung (1995), in: Joseph Ratzinger Gesammelte Schriften 8, hg. von Gerhard Ludwig Müller, Freiburg 2010, 1231–1242, hier: 1232 f.
DBK 5248, S.104
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