"Minimum quod potest haberi de cognitione rerum altissimarum, desiderabilius est quam certissima cognitio, quae habetur de minimis rebus."

"Das Geringste an Erkenntnis, das einer über die erhabensten Dinge zu gewinnen vermag, ist ersehnenswerter als das gewisseste Wissen von den niederen Dingen"

(Thomas von Aquin: I, 1, 5 ad 1)

22. Oktober 2015

Bergpredigt - Kreuz 3

Es ist etwas Merkwürdiges, daß der HERR bei Markus sagt: Warum, HERR, sprichst Du in Gleichnissen? Und der HERR sagt: Wenn dieses Wort nicht rätselhaft wäre, würde es kein Mensch glauben. ICH lehre in Gleichnissen, damit sie hören und nicht verstehen. ICH weiß, wen ICH auserwählt habe. [Mt 13, 10 ff]

So ist es auch da. Nichts kann mich mehr erbosen, als wenn man als Seelenführer um Rat gefragt wird und den Ratschlag gibt, die Bergpredigt zu lesen, und dann als Antwort bekommt: Das weiß ich ohnehin schon alles. Der dies sagt, der kann nicht heilig werden. Dieser Hochmut, der in unserer heutigen akademisch gebildeten Bevölkerung darin ist, schreit zum Himmel.

Werden wir demütiger! Abgrundlos demütig! Eher ist es nicht möglich, daß der Heilige Geist in uns hineinkommt und uns auch nur einen Satz der acht Seligpreisungen offenbart. Ohne diese abgrundlose Demut, die den Heiligen Geist in mich hineinzieht, ist es unmöglich zu verstehen, was in diesem Matthäus 5 steht. Es gibt genug Menschen unter den Gläubigen, die zu denen zählen, von denen der Heiland spricht: "ICH erzähle in Gleichnissen..." [Mt 13, 13] - Es werden viele zu denen gehören, von denen der Heiland sagt: "Die Ersten werden die Letzten sein". [Mt 19, 30]

Wir kommunizieren täglich, wir leben in der Sakramentalität, es geht der HERR in uns ein. Es ist nichts anderes als ein hochgespanntes Leben im Heiligen Geiste. Wie können wir kommunizieren, dann kommen wir an diese Wahrheiten und dann sind sie uns Stein? Sie sind uns dürres Holz, wir können keinen Funken daraus schlagen, wir können auf der Wüstenwanderung unseres Lebens kein Wasser daraus bekommen. "Ich rede zu ihnen in Gleichnissen der Bergpredigt, damit sie hören und nicht verstehen in ihrem geistigen Hochmut."

Wir müssen heute gerade die Bergpredigt hereinziehen, weil sie uns allein die Antwort gibt auf die Rätsel unserer Zeit. Früher würde man irgendwelche, rein liturgischen Exerzitien gehalten haben. Wir brauchen heute das Brot für unseren Alltag und dieses Brot bricht uns der HERR in der Bergpredigt. Wir müssen heute unseren Glauben so tief verankern als es nur möglich ist, denn auch bei uns kracht es in der Kirche, wanken die Fundamente der Gläubigen. Auch die Gläubigen sind sich nicht mehr klar, was ist Glaube, was ist Christsein? Und so wollen wir uns heute rüsten, den Tag zu bestehen und den Tag zu leben, dann müssen wir aus der Bergpredigt lesen mit brennenden Lippen, wie Verdurstende und Sehnende nach Wasser. Uns fehlt der Durst!

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