Der Apostel sagt, er und seine Brüder wären die elendesten unter allen Menschen, wenn die Toten nicht auferstünden. - Können wir in irgend einem vernünftigen Sinn dies auf uns anwenden?
Wir denken vielleicht für den Augenblick, wir hätten eine gewisse Hoffnung auf den Himmel. Gut, das würden wir verlieren. Aber in welcher Hinsicht wären wir sonst schlimmer daran in unsrem gegenwärtigen Leben?
Ein Kaufmann, der ein gewisses Vermögen an eine Spekulation setzte, die ihm fehlschlägt, verliert nicht nur seine Aussicht auf Gewinn, sondern auch einen Teil seines bisherigen Vermögens, das er in der Hoffnung auf Gewinn einsetzte. Das ist die Frage : was haben wir eingesetzt? - -
Ich fürchte in der Tat, wenn wir einmal anfangen nachzusehen, so wird sich finden : Es ist nichts in dem, was wir beschließen, nichts in dem, was wir tun, nichts in dem, was wir unterlassen, nichts in dem, was wir meiden, nichts in dem, was wir wählen, nichts in dem, was wir aufgeben, nichts in dem, was wir erstreben - was wir nicht ebenso beschließen, tun, unterlassen, meiden, wählen, aufgeben, erstreben würden, wäre Christus nicht gestorben und der Himmel nicht verheißen.
Ich fürchte im Ernst, daß so viele Menschen, die sich Christen nennen (welchen Bekenntnisses sie auch seien, was immer sie denken oder fühlen, was immer sie an innerer Wärme und Erleuchtung oder Liebe für sich beanspruchen), ebenso vorangehen würden wie sie tun - weder viel besser noch viel schlechter, wenn sie das Christentum für ein Märchen hielten... .
Es ist nichts in ihnen - die sich doch zum Christentum bekennen -, was irgend religiöse Grundsätze in ihnen bewiese, nichts, was sie nicht auch tun würden, falls kein anderer Gewinn zu erwarten stünde als der diesseitige. Ihr Gewinn ist ein Jetzt; sie befriedigen ihre augenblicklichen Wünsche; sie sind ruhig und ordentlich, weil es so ihr eigenes Interesse und ihre Neigung ist - -
aber sie wagen nichts -
keinen Einsatz, kein Opfer, keinen Verlust - nichts im Glauben auf Christi Wort.
Sel. Kardinal Newman: Par. and Pl. Serm.
4; 20 (1836; 1891) 299/301
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