"Minimum quod potest haberi de cognitione rerum altissimarum, desiderabilius est quam certissima cognitio, quae habetur de minimis rebus."

"Das Geringste an Erkenntnis, das einer über die erhabensten Dinge zu gewinnen vermag, ist ersehnenswerter als das gewisseste Wissen von den niederen Dingen"

(Thomas von Aquin: I, 1, 5 ad 1)

30. November 2013

Homosexuelle „Familien“

27. November 2013
In einem Vortrag über Familie, Adoption und Kinder merkt Bernhard Lassahn mit feinem Gespür für Nuancen an, dass in dem unter anderem auch von Walser und Grass unterzeichneten offenen Brief an alle Mitglieder des Bundestages zur Legalisierung der Homo-Ehe die verräterischste Formulierung lautete: "Gleichgeschlechtliche Liebe ist Liebe wie jede andere auch." Es gibt nämlich kein "jede", sondern eben nur eine, die normale, ewige, zumindest tendenziell der Fortpflanzung der Gattung dienende Liebe – und eine Reihe von Normabweichungen mit gewiss individuell hohem Amüsementwert, aber eben ohne Kinder als Ziel und Ergebnis und folglich nicht gleichwertig. Da den Autoren des Briefes das natürlich klar gewesen sei, so Lassahn, haben sie das einen vermeintlichen Plural oder gar Pluralismus suggerierende, die Tatsachen indes vernebelnde Wörtchen "jede" gewählt. 
 
Aber existieren nicht homosexuelle „Familien“ durch Adoption oder künstliche Befruchtung, mithin eben doch mit Kindern als Ziel? Nun, es gibt kein Kind auf dieser Welt, das nicht Vater und Mutter hat. Homosexuelle „Familien“ sind damit per se Trennungsfamilien ­– mindestens ein Elternteil fehlt immer und wird durch den gleichgeschlechtlichen Partner ersetzt. Das Kind wird seinen Vater oder seine Mutter entweder nie kennenlernen oder in seelische Konflikte geraten. Das ist für Homosexuelle eine tragische Situation, ohne Frage, und wie alle ernsthaften Probleme eben nicht zufriedenstellend zu lösen. Auch hier kommt Lassahn mit sicherem Gespür auf den wunden Punkt: Bislang galt das Schicksal, ein Trennungskind zu sein, immerhin als nicht wünschenswert. Nun wird es im Sonderfall homosexueller „elterlicher“ Selbstverwirklichung auf einmal zweitrangig und vernachlässigbar. Warum eigentlich? Weshalb sollte das Wohl der „Eltern“ wichtiger als das des Kindes sein?
Wer solche Fragen öffentlich diskutieren will, wird gemeinhin von der Homosexuellenlobby niedergebrüllt und nicht ins Fernseh eingeladen. Ich kenne freilich einige Schwule, die sagen, dass man als Homosexueller akzeptieren müsse, anders zu sein und nicht alles haben zu können, was Heteros bekommen. Einer bezeichnete seine Kinderlosigkeit sogar als „Wunde“, die er zeitlebens mit sich trüge. Ein Homosexueller mit Distinktion könnte sich ungefähr so äußern: Im Grunde ist Homosexualität eine Zeugungsbehinderung, etwa wie Einbeinigkeit eine Gehbehinderung ist, ohne dass Einbeinige in irgendeiner Weise weniger wert wären als Zweibeiner, nur in puncto Laufen dann leider wohl doch. Aber unsere Gleichmacher und Nivellierer aller Fraktionen, Fakultäten und Redaktionen wollen das nicht akzeptieren, nicht bei den Zeugungs- und strenggenommen auch nicht einmal bei den Gehbehinderten. Einbeinigkeit ist nämlich eine Fortbewegungsart wie jede andere auch. 

Michael Klonovsky 

Gibt es etwas hinter dem Horizont?

Der Urknall ist in Wahrheit unser Horizont in der Zeit und im Raum. Wenn wir ihn als Nullpunkt unserer Geschichte betrachten, dann aus Bequemlichkeit und in Ermangelung eines Besseren. Wir sind wie Entdeckungsreisende vor einem Ozean: Wir sehen nicht, ob es hinter dem Horizont etwas gibt. 

 Hubert Reeves

P.S.:Die Urknall-Theorie stammt übrigen von einem von "uns"! Abbé Georges Lemaître, einem Belgier.

28. November 2013

Solschenizyn - Archipel Gulag


Vor 40 Jahren, am 28.12.1973, veröffentlichte Solschenizyn sein erschütterndes Buch: Archipel Gulag. Wer meint es gehe ihm schlecht, sollte es einmal oder noch einmal lesen! Viele Christen wurden Opfer dieser Vernichtungslager.
 

Romanian Greek-Catholic Bishops in Gulag


 "Die Verhaftung! Soll ich es eine Wende in Ihrem Leben nennen? Einen direkten Blitzschlag, der Sie betrifft? Eine unfaßbare seelische Erschütterung, mit der nicht jeder fertig werden kann und oft in den Wahnsinn sich davor rettet? Das Universum hat so viele Zentren, so viele Lebewesen darin wohnen. Jeder von uns ist ein Mittelpunkt des Alls, und die Schöpfung bricht in tausend Stücke, wenn Sie es zischen hören: »SIE SIND VERHAFTET!« Wenn schon Sie verhaftet werden - wie soll dann etwas anderes vor diesem Erdbeben verschont bleiben? Unfähig, diese Verschiebungen im Weltall mit benebeltem Gehirn zu erfassen, vermögen die Raffiniertesten und die Einfältigsten unter uns in diesem Augenblick aus der gesamten Erfahrung ihres Lebens nichts anderes herauszupressen als dies: »Ich?? Warum denn??« - Eine Frage, die schon zu Millionen und Abermillionen Malen gestellt wurde und niemals eine Antwort fand."

26. November 2013

Sich von Ihm finden lassen


Ich lade jeden Christen ein, gleich an welchem Ort und in welcher Lage er sich befindet, noch heute seine persönliche Begegnung mit Jesus Christus zu erneuern oder zumindest den Entschluss zu fassen, sich von ihm finden zu lassen, ihn jeden Tag ohne Unterlass zu suchen. Es gibt keinen Grund, weshalb jemand meinen könnte, diese Einladung gelte nicht ihm, denn »niemand ist von der Freude ausgeschlossen, die der Herr uns bringt«. Wer etwas wagt, den enttäuscht der Herr nicht, und wenn jemand einen kleinen Schritt auf Jesus zu macht, entdeckt er, dass dieser bereits mit offenen Armen auf sein Kommen wartete. Das ist der Augenblick, um zu Jesus Christus zu sagen: „Herr, ich habe mich täuschen lassen, auf tausenderlei Weise bin ich vor deiner Liebe geflohen, doch hier bin ich wieder, um meinen Bund mit dir zu erneuern. Ich brauche dich. Kaufe mich wieder frei, nimm mich noch einmal auf in deine erlösenden Arme.“ Es tut uns so gut, zu ihm zurückzukehren, wenn wir uns verloren haben! Ich beharre noch einmal darauf: Gott wird niemals müde zu verzeihen; wir sind es, die müde werden, um sein Erbarmen zu bitten. Der uns aufgefordert hat, »siebenundsiebzigmal« zu vergeben (Mt 18,22), ist uns ein Vorbild: Er vergibt siebenundsiebzigmal. Ein ums andere Mal lädt er uns wieder auf seine Schultern. Niemand kann uns die Würde nehmen, die diese unendliche und unerschütterliche Liebe uns verleiht. Mit einem Feingefühl, das uns niemals enttäuscht und uns immer die Freude zurückgeben kann, erlaubt er uns, das Haupt zu erheben und neu zu beginnen. Fliehen wir nicht vor der Auferstehung Jesu, geben wir uns niemals geschlagen, was auch immer geschehen mag. Nichts soll stärker sein als sein Leben, das uns vorantreibt!


Papst Franziskus: Evangelii Gaudium, Nr. 3

24. November 2013

Hingabe an welchen Gott?

Probieren wir es doch einmal: „Herr, ich übergebe Dir meinen freien Willen“. Sofort spüren wir, was sich im Inneren alles dagegen wehrt, was für ein Stolz sich plötzlich erhebt. „Ich? Meinen Willen? Wer bin ich denn?“ Daran können wir erkennen, welche Gottesvorstellung wir haben. Wir reagieren oft, als würden wir uns einem Tyrannen unterstellen, nicht dem Gott und Vater Jesu Christi. Eine Grundvoraussetzung für das Beten schlechthin ist das richtige Gottesbild. Die Hingabe meines freien Willens ist die höchste Form der Gottesverherrlichung. Mit dieser Ganzhingabe, sagt Theresia von Avila, beginnt überhaupt erst geistliches Leben. Vorher ist es gleichsam nur ein „Herumschnuppern“ am Mantelsaum Gottes, aber noch keine persönliche Begegnung. Erst in der Ganzhingabe kann Gott handeln, dann kann er sich mir offenbaren. Aber ich muß ihm zuerst alle Zugänge öffnen, denn er zwingt sich nicht auf.

P. Hans Buob SAC

2. November 2013

konservativ progressiv


Die katholische Kirche ist lustfeindlich, frauenfeindlich, undemokratisch, hierarchisch unterdrückend, veraltet, romzentrisch, überhaupt institutionell«: So in etwa wird geredet, wenn die Sprache auf diese Kirche kommt ...

Vielmehr sticht zunächst bloß das eigenartige Phänomen ins Auge, dass man für solche Behauptungen keine Argumente mehr benötigt. Wer so spricht, dem wird dennoch fast in jedem beliebigen Kreis Zustimmung zuteil werden. Vor allem bei vielen kirchlichen Gruppierungen sind das inzwischen In-Bemerkungen, die sozusagen zum Gattungsbestand gehören und Totemfunktion haben. Das wird an der geradezu urtümlichen Heftigkeit deutlich, mit der geringste Abweichungen von diesem Kanon streng sanktioniert und gegebenenfalls mit Ausstoßung aus der Gruppe der Wohlmeinenden geahndet werden. Warum aber um alles in der Welt legen selbst Kirchenmitglieder auf die Einhaltung dieser Negativklischees einen so großen Wert? Masochistische Selbstbestrafungstendenzen? Doch diese Menschen machen einen ausgesprochen gesunden, geradezu berstend normalen Eindruck!

Wer nach anderen Gründen sucht, der stößt auf ein interessantes sozialpsychologisches Phänomen. Während Katholiken noch vor 40 Jahren eher genau gegenteilige Auffassungen vertraten und jeden Abweichler ausstießen - wehe, jemand sagte etwas gegen den Papst! -, ist das strenge konservative Festhalten an einem Überzeugungskodex heute unverändert, nur der Inhalt hat sich ins Gegenteil verkehrt. Da sich aber die Begriffe konservativ und progressiv unsinnigerweise über den Inhalt definieren, halten sich heutige Vertreter der oben genannten Klischees für mutige Progressive, während sie doch formal die strikt konservative Haltung ihrer Vorväter unverändert an den Tag legen. Diese unreflektierte Konservativität der »Progressiven« ist eines der Grundprobleme der heutigen Kirche. Denn die Selbstdefinition übersieht die unbewegliche und veränderungsfeindliche Starrheit der inhaltlich »progressiven« Positionen, die ganz im Trend liegen und damit keinerlei vitales Innovationspotenzial enthalten. Hierhin gehört auch die so oft festzustellende erstaunliche Intoleranz der »Toleranten«, denn wer sich selbst als tolerant definiert, läuft Gefahr, für die eigene Intoleranz blind zu werden. Wer also behauptet, das traditionelle katholische Milieu gebe es nicht mehr, der hat vielleicht in der falschen Richtung gesucht. Spätestens der gutbürgerliche Habitus dieser so genannten Progressiven verrät, dass man es hier eben keineswegs mit Umstürzlern zu tun hat.

M. Lütz: Der blockierte Riese, S. 22f