"Minimum quod potest haberi de cognitione rerum altissimarum, desiderabilius est quam certissima cognitio, quae habetur de minimis rebus."

"Das Geringste an Erkenntnis, das einer über die erhabensten Dinge zu gewinnen vermag, ist ersehnenswerter als das gewisseste Wissen von den niederen Dingen"

(Thomas von Aquin: I, 1, 5 ad 1)

29. September 2015

Die gewaltige Größe eines Engels

Dan 10, 4 Als ich mich am vierundzwanzigsten Tag des ersten Monats am Ufer des großes Stromes, des Tigris, befand und 
5 um mich blickte, stand ein Mann vor mir, in Linnen gekleidet. Um seine Hüften trug er einen Gürtel aus feinstem Gold.
6 Sein Leib strahlte wie Chrysolith. Wie der Blitz leuchtete sein Angesicht. Seine Augen glichen Feuerfackeln. Seine Arme und Füße funkelten wie geschliffenes Erz. Der Schall seiner Stimme war wie das Tosen einer Volksmenge.
7 Ich, Daniel, allein hatte diese Erscheinung. Meine Begleiter sahen die Erscheinung nicht; doch befiel sie ein solcher Schrecken, daß sie flohen, um sich zu verbergen.
8 Ich blieb allein zurück. Während ich diese große Erscheinung hatte, verließ mich alle Kraft. Mein Antlitz entstellte sich und alle Kraft schwand mir. Da hörte ich den Schall seiner Stimme.
9 Als ich dann den Schall seiner Stimme vernahm, fiel ich betäubt vor mich hin. Ich lag mit dem Angesicht auf der Erde.
10 Plötzlich berührte mich eine Hand und half mir auf die Knie und Hände.
11 Er sagte zu mir: >Daniel, liebwerter Mann, vernimm die Worte, die ich zu dir spreche! Richte dich auf! Denn ich bin jetzt zu dir gesandt.< - Als er dies zu mir sagte, stand ich zitternd auf.

26. September 2015

Kardinale Gedankenlosigkeit

Verbloggung führt zur Verblödung

Nun, wenn man das Video anschaut, kann man sich nur wundern. Marx ist schlichtweg arrogant, indem er über Leute urteilt, deren Arbeit er nach seiner Aussage nicht kennt, ja nicht mal an siche heranlässt. Oder seh ich da etwas falsch. Das hämische Lächeln seiner Begleiter spricht auch für sich.




20. September 2015

Existentielles Christentum in Taufe und Firmung


Wir wissen, was die Urgeschichte ist und wie eben GOTT ist. Der Teufel wollte die Menschheit schlagen im Paradies; GOTT nimmt nicht die Sünder weg, sondern ER läßt sie an CHRISTUS teilnehmen im unauslöschlichen Merkmal von Taufe und Firmung. Verzeihen Sie, was ist Adam dagegen? Ist Adam, und als er sich wieder zurückgetastet hatte in GOTT, zu vergleichen mit einem Christen, der getauft und gefirmt ist? Der den HEILIGEN GEIST in sich trägt? Der das unauslöschliche Merkmal der Taufe an sich hat? Das hat Adam nicht gehabt. Das ist GOTT! Weil der Satan den Menschen betrügen wollte, GOTT nimmt die Wirkung ernst und schafft daraus buchstäblich ein existentielles Christentum in Taufe und Firmung. Seien wir uns dessen ganz bewußt! …

In der Zeit stehen wir drinnen. Wie notwendig ist es, diese zwei Sakramente in sich zu tragen, das doppelte unauslöschliche Merkmal der Heiligsten Dreifaltigkeit, der Bruderschaft mit JESUS CHRISTUS. Wir tragen das ewige Antlitz der Heiligsten Dreifaltigkeit, den Widerschein dessen in uns. GOTT wollte, daß wir so weit in Ihn hineinreichen, als es überhaupt einem Geschöpf möglich ist; wie Adam nicht hineingereicht hätte. GOTT nimmt die Ursünde des Adam ernst und stellt als konträres Gegenteil nicht die Unschuld des Paradieses, sondern die Verwandtschaft mit dem Dreifaltigen GOTT und das Brudersein mit JESUS CHRISTUS. Das ist es eigentlich, was die christliche Seele ist und warum sie notwendig der Taufe und Firmung bedarf.

Im eigentlichen Sinn ist der unauslöschliche Charakter dem Priestertum eigen und bedeutet die tiefstmögliche Vereinigung mit dem opfernden Priester - eben das unauslöschliche Merkmal. Aber GOTT wußte auch Mittel und Wege, um auch die Gläubigen daran teilnehmen zu lassen. Und das ist das Merkwürdige, wenn es nicht Thomas gesagt hätte: Daß in jedwedem Sakrament, das natürlich der Priester vollzieht, jedweder Gläubige teilnimmt am Opfer CHRISTI und teilnimmt am opfernden CHRISTUS am Kreuz; und daß diesen Prozeß, der am Kreuze begonnen hat, jede getaufte Seele weiterführt und zur Vollendung führt, daß der Opfertod CHRISTI auf diese Weise in jeder Seele seine Vollendung erlebt. Die drei Sakramente lehren den Menschen, sich zu tiefst zu vereinigen, aus der Urfähigkeit, opfern zu können. Auch der Gläubige kann opfern.



Unser gläubiges Volk ist sich dessen ganz bewußt, daß es sich nichts mehr dabei denkt: "Geh, opfere das GOTT auf." Sagen Sie das einmal einem Ungetauften. Ist ja nicht möglich! Warum? Weil auch der Getaufte, der nicht Priester ist, am Opfercharakter teilnimmt. Ohne Priester zu sein, können diese Handlungen in die Opferhandlung CHRISTI einbezogen werden. Es kommt darauf an, daß wir mit Ihm in Beziehung stehen, und geben Sie acht: Ob Priester oder nicht Priester, der Getaufte ist nicht nur empfangend, er ist Mitopfernder, er nimmt am Opfer CHRISTI teil und kann für andere opfern. Das reine Wunder, das wir so gewohnt sind, daß es uns keinen Eindruck mehr macht.

Der Priester kann nur verwandeln, aber das Opferbringen in JESUS CHRISTUS kann jeder Getaufte und jeder Gefirmte. Darum ist Firmung so zu betonen, weil gerade Firmung die Beseligung im HEILIGEN GEISTE betont und getätigt hat.

Was also der Sinn der sieben Sakramente schlechthin ist, ist das Eine: Getauft zu sein und den Charakter bekommen zu haben, am Opfer CHRISTI aktiv in der Messe teilzunehmen und die Opfergaben weiterzuleiten und so den Kampf aufzunehmen, sodaß die Kraft so geballt ist wie möglich - darum die Notwendigkeit der Firmung. Wir sind so sehr daran gewöhnt, vom Taufcharakter zu sprechen, daß es uns keinen Eindruck mehr macht. Und gerade durch den Taufcharakter kann ich an den Früchten aus dem Opfer JESU CHRISTI teilnehmen und ohne dieses Prinzip wäre es unmöglich, die Leiden für einen anderen aufzuopfern. Ich bringe mich zum Opfer, ich lege es unmittelbar in CHRISTUS hinein und ER steuert es und leitet es weiter - das ist nur möglich mit Tauf- und Firmcharakter. Darum gehört Firmung so stark mit hinein, weil die Gnade der Taufe gerade den Zweck des Opferns und des Bekenntnisses unterstreicht und die Seele zutiefst getränkt wird.


1964

19. September 2015

Unbequeme HERRENworte

...denn sie sollen sehen und doch nicht sehen, hören und doch nicht verstehen.
 
...die das Wort zwar hören, denen es aber der Teufel dann aus dem Herzen reißt, damit sie nicht glauben und nicht gerettet werden.

...weggehen und in den Sorgen, dem Reichtum und den Genüssen des Lebens ersticken, deren Frucht also nicht reift.

17. September 2015

Fest der Wundmale des hl. Franz von Assisi

Herr Jesus Christus, da die Welt zu erkalten begann, hast Du am Leibe des hl. Franziskus die heiligen Wundmale Deines Leidens erneuert, um unsere Herzen mit dem Feuer Deiner Liebe zu entflammen; verleihe gnädig, daß wir dank seiner Verdienste und Fürbitten beharrlich das Kreuz tragen und würdige Früchte der Buße bringen.

 

12. September 2015

GOTT überantwortet sein!

"Heute, wenn ihr Meine Stimme hört!" [Ps 94(95),7] Und diese Stimme sagt gar nichts anderes, als GOTT überantwortet sein. Ich habe nur ein einziges Ziel: GOTT. Und noch einmal: GOTT. Und zum dritten Mal: GOTT! Ich muß heute ein Mensch werden, der von Innen nach Außen lebt. Ich muß heute ein Mensch werden, dem der Gedanke an GOTT ein Habitus ist. Die zweigeteilten Menschen können wir nicht mehr brauchen, die verraten uns allesamt. Ich muß heute so auf GOTT hingeordnet sein - ich sage mit Absicht GOTT - daß dieser Gedanke von meinem Bewußtseinsinhalt überhaupt nicht mehr trennbar ist. Ich brauche mich nur zu kontrollieren: Woran denke ich, wenn ich in der Früh aufwache und zu mir komme? Woran denke ich, wenn ich freie Minuten habe? Ist dieses mein Bewußtsein von GOTT trennbar?
Es ist etwas Namenloses! Wer diesen Gedanken noch nicht so in sich hat, der hat noch nicht gelernt, was Glücklichsein ist. Was ist mir näher als GOTT? Nichts. Auf diese Schwäche nimmt die Kirche Rücksicht und hat eben das Mittelchen der "Guten Meinung". Gut. Ich müßte aber so weit kommen, daß ich nicht den Gedanken an GOTT müßte eigens erwecken. 




Ich brauche mich nur zu kontrollieren: Habe ich noch Funktionen in meinem Leben, wo ich von GOTT abstrahieren kann, wo ich von GOTT nichts wissen will oder nichts weiß, oder bin ich einfach in GOTT eingesenkt?
Es ist etwas Unerhörtes, eine Seligkeit ohnegleichen. Was ist mir näher, meine Seele oder GOTT? Was ist mir näher? Zweifellos GOTT. Meine Seele kann nicht in mir sein, wenn GOTT nicht in ihr ist. Nicht ich muß zu GOTT kommen - das sind lauter Vorstellungen, die rein materialistisch sind, - ich muß mich in GOTT finden. Es ist mir nichts näher als GOTT.
Wenn das in einem ist und das ganz lebendig ist, ja mein GOTT, so sterbe ich halt. Ich kann nur in GOTT hineinfallen. Zu GOTT kommen, das ist ja eine diesseitige, räumlich-zeitliche Vorstellung. Sterben ist nichts anderes, als alles, was nicht GOTT ist, zurücklassen. Und das ist Advent! Advent ist etwas ganz unerhört Beseligendes und ganz mit Recht ist er die Zeit der Lichter und diese Lichter sagen alle: Ihr seid alle GOTTES. Das ist etwas ganz Wunderbares!
Lesen Sie die Apokalypse und Sie werden sehen, zum Schluß handelt es sich nur um eines, um GOTT. Kann ich mich noch von GOTT getrennt vorstellen oder ist das so wie eine Stimmung meines Lebens (das Bewußtsein der GOTT-Überantwortung? Wenn wir uns heute fragen, was ist der Sinn meines Lebens? Daß mir neu zum Bewußtsein kommt: Ich bin GOTT überantwortet und wesentlich und existent IHM ausgeliefert. Da hört man hinten zu denken auf (7) und fängt vorne zu denken wieder an. Das ist etwas Wunderbares, daß ich in GOTT bin. Und zu GOTT zu kommen heißt nicht, eine Himmelsleiter besteigen, heißt lediglich: Alles abfallen lassen, was nicht unmittelbar das Bewußtsein GOTTES fördert, und das ist der Himmel in Wirklichkeit. Wir tragen bei allem Elend, das wir haben, den Himmel in uns. Und so werden wir uns sagen, wir werden GOTT anschauen.


1963

7. September 2015

Auf Gedeih und Verderb Christ werden.

Wir müssen wieder ganze Christen werden! Und wie können wir ganze Christen sein, ohne daß wir einfach aus dem Gedanken GOTT leben? Ob das der Eingeborene vom VATER ist, bei Dem jedes dritte Wort VATER ist, oder ob wir einfachhin GOTT meinen, ist das Gleiche. Darum muß uns der Gedanke GOTT zum Lebenselement werden, so, daß ich überhaupt nicht mehr sein kann, außer aus dem Gedanken GOTT!
Was interessiert Augustinus? GOTT! Wenn Sie die Confessiones, 2. Teil, hernehmen, dann dreht es sich nur um eine Frage GOTT. Auch wir werden davon nicht dispensiert. GOTT muß mir zur Lebensnotwendigkeit werden, sodaß ich aus dem Gedanken GOTT überhaupt nicht loskomme, genau wie Augustinus. Diese Confessiones müssen Sie lesen, nicht wie ein Traktat von Thomas, sondern wie eine Selbstbiographie der Seele. Er schreibt, was einfach vor seiner Seele steht - und plötzlich, während er so über GOTT redet, auf einmal kommt es ihm: Was ist das denn, wenn ich GOTT liebe? Was ist das? Erst wenn der Gedanke GOTT so in mir ist, wie Hunger und Durst und Existenz, dann bin ich erst das geworden, was Christ sein heißt.
An uns liegt es, wie die Zeiten sich gestalten. Der Diamat ist, daß wir Christen versagt haben, weiter gar nichts. Keine Heiden haben ihn erdacht, es sind lauter Christen, die das gemacht haben, das ist so klar wie etwas. Ist einfach eine Sepsis des christlichen Lebens hinein ins Widergöttliche, nicht ins Widerchristliche, nein, ins Widergöttliche hinein. Darum gibt es nur eine Lösung: Wir müssen ganz und gar Christen werden, für die der Gedanke GOTT unabdingbar ist - nicht Sache eines Beweises - sondern Sache des Lebens.


 Helixnebel NGC 7293

Ich kann nicht anders als in GOTT stehen. Daß uns das nicht mehr Lebenselement ist, sondern Konfessionselement ist, das ist das Versagen, das namenlose. Es muß Lebenselement sein! Ich muß so in GOTT stehen, daß es unmöglich ist, irgendeinen Diamat überhaupt nur am Rand anzunehmen. Er ist ja nur ein Verzweiflungssystem.
Sicher haben Sie schon gehört vom Professor von Tübingen ... Ernst Bloch und sein Buch "Prinzip der Hoffnung"... hätte den Namen erhalten sollen "Prinzip der Verzweiflung"; es gibt kein Buch der Weltliteratur, das so trostlos ist. Er möchte in das Absolute hinein und kann es nicht, weil ihn sein Stolz nicht zu GOTT läßt.
Und was er nachher geschrieben hat, "Menschenwürde und Freiheit", ist nackte Verzweiflung. Man könnte ihm beweisen, er braucht GOTT, aber das zugeben kann er nicht. Es ist allerhand für eine Universität wie Tübingen, daß dies für sie tragbar ist.
So kommt es, daß die Zeit heute der Welt ein Charakteristikum vorexerziert, wie der Rechtsphilosoph Ernst von Hippel es nennt - wir sind so tief in der Welt drinnen, wir sind so in die Welt hinein gefesselt und hinein verschmolzen, daß wir in der Welt, die wir als unsere einzige Heimat wollten - nicht mehr das Jenseits -‚ heimatlos geworden sind. So schreibt ein Rechtsphilosoph im Namen des Rechtes, nicht aus dem Glauben heraus! Von der Heydte  schreibt genau das gleiche. Es gibt keine Menschheit, die so heimatlos geworden ist, wie wir, die so wenig sich zurecht findet, die so an allem, was sie ist, leidet. Was wurde? Schopenhauer - und das ist noch das Harmloseste; diese Abart von Idealismus war nur eine Zwischenstufe - Schopenhauer gebraucht den Ausdruck nicht, aber es ist eine Philosophie der Heimatlosigkeit. Was ist der Mensch heute? Ein Fremdling; weil er die Welt sucht, wird er in der Welt ein Fremdling.
Und CHRISTUS: ICH heiße euch nicht mehr Fremdlinge, ICH heiße euch Kinder.- Wir wollen ja nicht mehr Kinder sein, wir wollen in der Welt sein und leben. Dadurch sind wir heimatlos geworden. Das ist eine Tragik. Denken Sie das zu Ende auf dem Hintergrund: GOTT - die Welt, die in der Welt heimatlos geworden ist. Ich kann in der Welt nur Heimat finden, wenn ich die Welt von GOTT her sehe.
Der Tag heute und die Gedanken um dieses Evangelium sind von einer Tragik, namenlos, ob ich sie existenziell, apokalyptisch oder eschatologisch ansehe.
Die Welt ist heute heimatlos geworden, weil sie in sich ihre Heimat suchte und nun entdeckte, daß die Welt niemals Heimat sein kann. Je mehr wir in die Welt hineinsteigen, - und als Weltmenschen müssen Sie das - desto fremder werden wir der Welt. Wieso das?
Das ist der beste Beweis dafür, daß wir eine ganz falsche Wertskala haben, daß wir von Surrogaten heraus leben. Ob es die ganz naiven sind: Vergnügen und Lust, - diese naiven Vergnügungen, die uns Film - und Fernsehen anbieten - oder ob es irgendwelche andere mißdeutete Werte sind, es ist immer das gleiche. Indem wir darin unsere Ziele sehen, werden wir hoffnungslos und unfähig, ein anderes Ziel zu sehen.
Es wird in kurzer Zeit nur mehr zweierlei Menschen geben Christen und Nichtchristen. Die an GOTT glauben und die, denen GOTT vollkommen verloren gegangen ist. Nicht einmal irgend ein Idealismus ist fähig, die zu retten. Bitte, man sehe dieses Beispiel an: Woher kommt der Diamat? Woher kommt er? Von Hegel. Hegel - als der letzte Exponent des deutschen Idealismus. Im Namen des Idealismus werden wir Materialisten. Haben Sie das schon einmal erwogen?
Worum geht es heute? Alles fragt: Was sollen wir machen? Wie geht es weiter? … In Wirklichkeit geht es nur um eines: Wir müssen auf Gedeih und Verderb Christen werden.

VB 1962

5. September 2015

Lebensgesetz - Kindsein


Haben wir noch dieses Staunen, oder sind wir auch alt geworden darüber, echt stoisch, daß wir über nichts mehr erstaunt sein können? Das wäre es. Würden wir dieses Staunen haben, auf einmal würde der Nebel heruntergehen von der Seele und auf einmal käme dieses namenlose Glück in die Seele, diese namenlose Ruhe, weil GOTT da ist! Dann würden wir sehen, daß auch wir die Augenblicke der unmittelbaren Begnadigung, der unmittelbaren GOTT - Heimsuchung haben. In dem Augenblick, wo ich das erste Mal GOTT einmal dafür gedankt habe, - in dem Moment schließt ER das Tor nicht mehr zu. Es hat jeder solche Augenblicke, muß nichts Besonderes sein.



Ein Panzer-Offizier erzähl : Es war ein Ort im Niemandsland. Die Kirche stand noch da. Ein Spähtrupp ist vorgegangen und hat sich dort festgesetzt. Ein Leutnant ist in die Kirche hineingegangen, wo auch noch die Orgel war. Und trotz strengem Verbot konnte er sich nicht mehr halten, er ist hinaufgegangen, hat seinen Stahlhelm heruntergetan und hat einen alten Kirchenchoral gespielt. Der ganze Spähtrupp hat auf den Krieg vergessen, alle sind hinein und haben gelauscht, einem standen die Tränen im Auge. Es war plötzlich zwischen zwei Fronten ein Feiertag. Dann ist der Leutnant herunter, hat den Stahlhelm aufgesetzt - und zwei Stunden darauf war er tot. Ja, das ist so ein Erlebnis, durch die Umstände hingestellt.

Und Sie glauben, daß wir keine solche Seele haben, der GOTT nahekäme? "O, wie oft wollte ICH dich rufen, wie die Henne ihre Küchlein sammelt. Du aber hast nicht gewollt. Du warst zu hochmütig, hast anderes zu tun gehabt, hast gedacht, das ist Einbildung und alles Mögliche." [Lk 13, 34]

Und das nimmt der Herr so übel, diese Sünde, diese unmittelbare gegen IHN, die nichts mehr mit dem Ethischen zu tun hat. Aber das, wogegen wir notorisch sündigen, ist eine Sünde unmittelbar gegen IHN, und die verzeiht GOTT so schwer; deshalb muß ER mich noch lange nicht verdammen, aber ER kommt nicht mehr. Ach, "Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder!" Glauben Sie, daß ER einen Isaias, Ezechiel und Moses braucht und Sein Kind, dem ER ein unauslöschliches Merkmal eingeprägt hat, das schätzt ER nicht so ein?

Ach, das ist die Paradoxie der GOTTheit, das ist die Paradoxie GOTTES, daß ER mich braucht, daß ER mich sucht. Wissen Sie, das ist noch viel staunenswerter als die GOTTES–Idee, das Absolute. Das kann man sich bis zu einem gewissen Grad erdenken. Aber, daß ER mich sucht, daß ER mich will, das ist der Unterschied. Schauen Sie, seine Pflicht erfüllen und GOTT suchen als Sein Kind - in dem Augenblick, wo mir das aufgegangen ist, in dem Augenblick, wo ich mein Kinder-Staunen wiedergewonnen habe, wo ich alle Blasiertheit habe abgelegt, in dem Augenblick bekommt mein religiöses Leben einen ganz neuen Rhythmus.

In dem Augenblick werde ich sehen, daß mein Leben tatsächlich von Wunder zu Wunder geht, und daß es wirklich einfach E R ist, unmittelbar, daß ich noch lebe, daß ich nach  IHM verlange, und so wie ich jetzt bin, und daß ich getrost der Anschauung GOTTES entgegen-sehen kann. Ich müßte das wieder haben, was das Kind hat. Ein Kind hat bekanntlich ein zweites Leben. Es ist sehr schwer, in dieses zweite Leben hineinzukommen, das kann eigentlich nur eine Mutter. Sonst ist das Kind in seinem zweiten Leben vollkommen allein und darum mißdeuten wir so vieles, weil wir es nicht mehr können.

So haben wir ein zweites Leben und das schlagen wir tot. Und dieses zweite Leben wäre dieses Kindsein GOTT gegenüber. In dem Moment, wo der Mensch das hat, dann kommt ihm GOTT wirklich nahe und er lebt aus GOTT, aber nicht mehr pflichtmäßig in einem Gesetz, sondern als Lebensgesetz. Er kann sich GOTT und CHRISTUS und seine Erlöstheit überhaupt nicht mehr wegdenken.

VB 1959