"Minimum quod potest haberi de cognitione rerum altissimarum, desiderabilius est quam certissima cognitio, quae habetur de minimis rebus."

"Das Geringste an Erkenntnis, das einer über die erhabensten Dinge zu gewinnen vermag, ist ersehnenswerter als das gewisseste Wissen von den niederen Dingen"

(Thomas von Aquin: I, 1, 5 ad 1)

7. September 2015

Auf Gedeih und Verderb Christ werden.

Wir müssen wieder ganze Christen werden! Und wie können wir ganze Christen sein, ohne daß wir einfach aus dem Gedanken GOTT leben? Ob das der Eingeborene vom VATER ist, bei Dem jedes dritte Wort VATER ist, oder ob wir einfachhin GOTT meinen, ist das Gleiche. Darum muß uns der Gedanke GOTT zum Lebenselement werden, so, daß ich überhaupt nicht mehr sein kann, außer aus dem Gedanken GOTT!
Was interessiert Augustinus? GOTT! Wenn Sie die Confessiones, 2. Teil, hernehmen, dann dreht es sich nur um eine Frage GOTT. Auch wir werden davon nicht dispensiert. GOTT muß mir zur Lebensnotwendigkeit werden, sodaß ich aus dem Gedanken GOTT überhaupt nicht loskomme, genau wie Augustinus. Diese Confessiones müssen Sie lesen, nicht wie ein Traktat von Thomas, sondern wie eine Selbstbiographie der Seele. Er schreibt, was einfach vor seiner Seele steht - und plötzlich, während er so über GOTT redet, auf einmal kommt es ihm: Was ist das denn, wenn ich GOTT liebe? Was ist das? Erst wenn der Gedanke GOTT so in mir ist, wie Hunger und Durst und Existenz, dann bin ich erst das geworden, was Christ sein heißt.
An uns liegt es, wie die Zeiten sich gestalten. Der Diamat ist, daß wir Christen versagt haben, weiter gar nichts. Keine Heiden haben ihn erdacht, es sind lauter Christen, die das gemacht haben, das ist so klar wie etwas. Ist einfach eine Sepsis des christlichen Lebens hinein ins Widergöttliche, nicht ins Widerchristliche, nein, ins Widergöttliche hinein. Darum gibt es nur eine Lösung: Wir müssen ganz und gar Christen werden, für die der Gedanke GOTT unabdingbar ist - nicht Sache eines Beweises - sondern Sache des Lebens.


 Helixnebel NGC 7293

Ich kann nicht anders als in GOTT stehen. Daß uns das nicht mehr Lebenselement ist, sondern Konfessionselement ist, das ist das Versagen, das namenlose. Es muß Lebenselement sein! Ich muß so in GOTT stehen, daß es unmöglich ist, irgendeinen Diamat überhaupt nur am Rand anzunehmen. Er ist ja nur ein Verzweiflungssystem.
Sicher haben Sie schon gehört vom Professor von Tübingen ... Ernst Bloch und sein Buch "Prinzip der Hoffnung"... hätte den Namen erhalten sollen "Prinzip der Verzweiflung"; es gibt kein Buch der Weltliteratur, das so trostlos ist. Er möchte in das Absolute hinein und kann es nicht, weil ihn sein Stolz nicht zu GOTT läßt.
Und was er nachher geschrieben hat, "Menschenwürde und Freiheit", ist nackte Verzweiflung. Man könnte ihm beweisen, er braucht GOTT, aber das zugeben kann er nicht. Es ist allerhand für eine Universität wie Tübingen, daß dies für sie tragbar ist.
So kommt es, daß die Zeit heute der Welt ein Charakteristikum vorexerziert, wie der Rechtsphilosoph Ernst von Hippel es nennt - wir sind so tief in der Welt drinnen, wir sind so in die Welt hinein gefesselt und hinein verschmolzen, daß wir in der Welt, die wir als unsere einzige Heimat wollten - nicht mehr das Jenseits -‚ heimatlos geworden sind. So schreibt ein Rechtsphilosoph im Namen des Rechtes, nicht aus dem Glauben heraus! Von der Heydte  schreibt genau das gleiche. Es gibt keine Menschheit, die so heimatlos geworden ist, wie wir, die so wenig sich zurecht findet, die so an allem, was sie ist, leidet. Was wurde? Schopenhauer - und das ist noch das Harmloseste; diese Abart von Idealismus war nur eine Zwischenstufe - Schopenhauer gebraucht den Ausdruck nicht, aber es ist eine Philosophie der Heimatlosigkeit. Was ist der Mensch heute? Ein Fremdling; weil er die Welt sucht, wird er in der Welt ein Fremdling.
Und CHRISTUS: ICH heiße euch nicht mehr Fremdlinge, ICH heiße euch Kinder.- Wir wollen ja nicht mehr Kinder sein, wir wollen in der Welt sein und leben. Dadurch sind wir heimatlos geworden. Das ist eine Tragik. Denken Sie das zu Ende auf dem Hintergrund: GOTT - die Welt, die in der Welt heimatlos geworden ist. Ich kann in der Welt nur Heimat finden, wenn ich die Welt von GOTT her sehe.
Der Tag heute und die Gedanken um dieses Evangelium sind von einer Tragik, namenlos, ob ich sie existenziell, apokalyptisch oder eschatologisch ansehe.
Die Welt ist heute heimatlos geworden, weil sie in sich ihre Heimat suchte und nun entdeckte, daß die Welt niemals Heimat sein kann. Je mehr wir in die Welt hineinsteigen, - und als Weltmenschen müssen Sie das - desto fremder werden wir der Welt. Wieso das?
Das ist der beste Beweis dafür, daß wir eine ganz falsche Wertskala haben, daß wir von Surrogaten heraus leben. Ob es die ganz naiven sind: Vergnügen und Lust, - diese naiven Vergnügungen, die uns Film - und Fernsehen anbieten - oder ob es irgendwelche andere mißdeutete Werte sind, es ist immer das gleiche. Indem wir darin unsere Ziele sehen, werden wir hoffnungslos und unfähig, ein anderes Ziel zu sehen.
Es wird in kurzer Zeit nur mehr zweierlei Menschen geben Christen und Nichtchristen. Die an GOTT glauben und die, denen GOTT vollkommen verloren gegangen ist. Nicht einmal irgend ein Idealismus ist fähig, die zu retten. Bitte, man sehe dieses Beispiel an: Woher kommt der Diamat? Woher kommt er? Von Hegel. Hegel - als der letzte Exponent des deutschen Idealismus. Im Namen des Idealismus werden wir Materialisten. Haben Sie das schon einmal erwogen?
Worum geht es heute? Alles fragt: Was sollen wir machen? Wie geht es weiter? … In Wirklichkeit geht es nur um eines: Wir müssen auf Gedeih und Verderb Christen werden.

VB 1962

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