Wir treiben ein Christentum und haben uns ein Christentum angewöhnt, das viel zu viel des satten Menschen und der Gemächlichkeit an sich hat. So kann man das Christentum nicht zum Siege führen, sondern nur aus dem eschatologischen Schwung heraus und dazu gehört "die Zeit ist nahe". Paulus scheint überhaupt nur eschatologisch und apokalyptisch gepredigt zu haben. Und wir heute, was tun wir? Wir sprechen immer nur, wie wir mit der Welt auskommen, daß wir GOTT gewinnen und die Welt nicht verlieren und daß wir die Welt gewinnen und GOTT nicht verlieren. In diesem Spannkreis, da drehen wir uns, anstatt daß wir nur eines sähen: GOTT und ich und ich und GOTT, und jetzt ist ER da. Die Zeit ist nicht nur nahe, sie ist da! O, wem das aufgeht, in den kommt eine heilige Rücksichtslosigkeit hinein, daß er einfach durchgeht. Was liegt dann schon daran, wenn alles zusammenbricht; wenn der HERR will, daß es zusammenbrechen soll, wenn nur die Kirche triumphiert, wenn die Seele triumphiert, wenn nur das wahre Reich GOTTES auf den Trümmern steht.
Das war dem heiligen Franz zur Leidenschaft geworden. Er war auch ein Apokalyptiker. Es war ihm aufgegangen, so hat man die Kirche CHRISTI nur vor die Hunde geführt. War auch nichts da, bitte, die Zeit ist nahe! Ist da! Es gibt nur eine Möglichkeit, die Welt zu überwinden, und das ist die apokalyptische Situation .Und das müssen wir sehen aus der Geheimen Offenbarung heraus. Auf einmal, statt daß die Kirche im Blut erstickt, ist die Kirche im Blut geboren worden. Soll das nicht ein Aufruf sein für uns selber?
Aber da müssen wir natürlich alles bleiben lassen, dürfen nicht ängstlich an Hab und Gut hängen, müssen klug sein. Die Zeit ist da - laßt euer Vertrauen auf die Welt. Das ist klar wie etwas. (Civitas Dei von Augustinus).
Nur wenn wir das uns aneignen, werden wir auch der Zeit Herr. Bei diesem großen und weltweiten Aspekt, daß es sich um Erde- und Völkerschicksale dreht, da dreht es sich um das Kleinste in meinem Leben, um meinen Leib und meine Seele.
Wenn ich weiß, daß jeden Augenblick der HERR nahe ist, wenn ich in die Schule gehe oder ins Büro, in meinen Beruf, wenn ich schlafe, wenn ich weiß, daß der HERR nahe ist, wie soll es möglich sein, daß ER mich überrascht in der Nacht? [1 Thess 5, 2] Wie soll es dann möglich sein, daß ich so unklug bin wie die unklugen Jungfrauen? [Mt 25, 1-13] Da dreht es sich um apokalyptisches Denken. Ich muß also in jedwedem Augenblick gefaßt sein, es dreht sich nicht darum, daß ich das Leben umschichte, sondern es dreht sich darum, daß ich dem Leben immer den apokalyptischen Aspekt gebe, daß ich es durchpulsieren lasse, daß CHRISTUS, daß GOTT lebt. Alles im Lichte der letzten Dinge sehen.
Apokalypse zu denken, da können wir uns in jedwedem Augenblick vor GOTT gestellt sehen, in dem Rahmen der letzten Dinge sich hineingestellt sehen. Welche Macht soll uns da noch etwas anhaben können?
Und das ist eben Christentum. Da hat man tatsächlich begriffen, was der HERR eigentlich wollte. Das ist doch an sich gesehen sehr einfach. Aber gesehen muß man es haben.
Diese Schau, die sozusagen das Koordinatensystem aufrichtet, den Rahmen, die Skizze, in der ich mein Leben sehen muß. Dazu ist der CHRISTUS-Affekt, - und der wahre Christ, der wahre Heilige wäre fertig. Was brauchen wir da noch aszetische Unterweisungen und Moral? Da werde ich nie GOTT-vergessen sein, da wird GOTT tatsächlich im Mittelpunkt des Interesses stehen und da wird die Seele tatsächlich übernatürlich lebendig sein.
O meine Lieben! Die Zeit ist so ernst und lassen wir alles Jammern und Bedauern bleiben. Des Damals, wovon wir ausgegangen sind, wird niemals wieder sein. Es handelt sich nur um das eine, wie helfe ich der Kirche, wie rette ich mich selber durch diese Zeit? Wie finde ich mich in der neuen Zeit zurecht? Und wenn GOTT sie schickt, dann weiß ER auch, was ER von der Welt will. Merken wir uns die zwei Herrenworte:
CHRISTUS-Affekt und
die Zeit ist nahe.
Das hebt uns dann in den eschatologischen Schwung und wir werden der Zeit gewachsen sein.
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