Das Sehen ziehen wir allem vor« – so steht es im ersten Kapitel der aristotelischen Metaphysik. – Wenn man es nicht längst wüßte, daß die Freude am Sehen zu den elementarsten, unhemmbarsten, gesuchtesten Freuden des Menschen zählt, dann wäre es ablesbar an dem alltäglichen Faktum der »Augenlust«, der Hypertrophie der Schaugier, der Süchtigkeit des Sehenwollens und an dem Ausmaß dieser Entartung, das, so scheint es, gerade die Kräfte gefährdet, die der Mitte unseres Wesens zugehören.
Dies gibt übrigens zu bedenken, daß die Kontemplation der Schöpfung vielleicht durch nichts tödlicher bedroht ist als durch die unaufhörlich produzierte Scheinwelt leerer Reizdinge, deren optischer Lärm die Vernehmungskraft der Seele taub macht. (Josef Pieper)
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