"Minimum quod potest haberi de cognitione rerum altissimarum, desiderabilius est quam certissima cognitio, quae habetur de minimis rebus."

"Das Geringste an Erkenntnis, das einer über die erhabensten Dinge zu gewinnen vermag, ist ersehnenswerter als das gewisseste Wissen von den niederen Dingen"

(Thomas von Aquin: I, 1, 5 ad 1)

13. August 2015

Marcuse - Der eindimensionale Mensch

aus dem Artikel "Marcuses Papstkritikerkritik" von Renzo Spielmann (Die Tagespost, 17.02.2009)

Hier einige Kostproben aus diesem Buch von 1964, die die aktuellen Vorgänge heute noch haargenau treffen:
"An den Knotenpunkten des Universums der öffentlichen Sprache treten Sätze auf, die sich selbst bestätigen und gleich magisch-rituellen Formen funktionieren." - " Die Sätze nehmen die Form suggestiver Befehle an, sie sind eher evokativ als demonstrativ." - "Die gesamte Kommunikation hat einen hypnotischen Charakter und gleichzeitig einen Anstrich von falscher Vertraulichkeit, das Ergebnis beständiger Wiederholung." - "Sie leugnet oder absorbiert den transzendierenden Wortschatz; sie sucht nicht nach Wahrheit oder Falschheit, sondern setzt sich ein und durch." - "Diese Struktur lässt  keinen Raum für Unterscheidung, Entwicklung und Differenzierung des Sinns." Der Erfolg der zeitgenössischen Mediensprache besteht für Marcuse in der "Fähigkeit, alle anderen Ausdrücke seinen eigenen anzuähneln." Eine solche Sprache spricht für Marcuse "in Kostruktionen, die dem Empfänger einen schiefen und abgekürzten Sinn aufnötigen."

Herbert Marcuse
Massenmedien sind "voller Hypothesen, die sich selbst bestätigen und die, unaufhörlich und monopolistisch wiederholt, zu hypothetischen Definitionen und Diktatenwerden", schreibt Marcuse. Nachdem die der bürgerliche Tradition gegenüber kritisch bis feindlich eingestellten Leser Marcuses der Studentengeneration der sechziger Jahre und ihrer späteren Schülern nach 1968 den Marsch durch die Institutionen geschafft haben, agieren sie längst selbst so, wie es ihr Lehrmeister Marcuse noch scharf kritisiert hat. Eine Art Verspießerung von links. Die "Selbstzerstörung der Aufklärung" sah Theodor W. Adorno am Werk, wo "Kritik in Affirmation" umschlage.

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