Das,
wie wir zu GOTT stehen sollen, ist eben wieder einfach die Lehrweise,
die GÖTTliche Originalität CHRISTI! Wir wüßten es ja, wie wir zu
GOTT stehen sollten. Uns sind manche Christliche Wahrheiten so
gewohnt geworden, daß wir gewissen Begriffe nicht mehr ernst nehmen.
Den
Begriff: "Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder" [Mt
18, 3] - da möchte
ich nur einmal Testblätter austeilen, was stellst du dir darunter
vor. "Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in
das Himmelreich eingehen." Da würden Vorstellungen
herauskommen, wie wenn das Christentum ein großer Kindergarten wäre
mit der Tante. Ist Ihnen das klar geworden: Wenn ihr nicht werdet wie
die Kinder? Wissen Sie, das ist die Genialität CHRISTI, alles auf so
einfache Formeln zu bringen, daß sie nicht mehr deutbar sind für
den, der nicht daraus lebt. Vielleicht sagen Sie auch, daß Sie wie
Kinder werden müssen, sei ein alter Ladenhüter. Meinethalben! Ich
komme immer mehr darauf, daß ich mit Absicht immer das gleiche rede.
Es dreht sich nur um ein paar Begriffe, denn in diesem Bild "wenn
ihr nicht werdet wie die Kinder" ist alles gesagt. Man kann
sicher diesem Bild einen doppelten Sinn geben. Einen, der von der
Bergpredigt herkommt, der andere aber ist fast noch abgründiger.
Was
ist damit gesagt? Kind sein GOTT gegenüber? Das heißt zu tiefst
nicht ein Geschöpf sein, sondern es bedeutet eine ganz bestimmte
Fähigkeit, GOTT aufzufassen, eine ganz bestimmte Nuance des
GOTTESbewußtseins, bedeutet also schließlich die Unmittelbarkeit
des GOTTESerlebnisses. Warum sagt ER: Wenn ihr nicht werdet wie die
Kinder? Haben Sie sich schon gefragt am Schutzengelfest - das
Evangelium von den Kindern, daß man sie nicht ärgern darf, weil
ihre Engel das Angesicht des VATERS sehen [Mt
18, 10].
Braucht es da eine analoge Beziehung, warum gehören Kind und Engel
zusammen?
Da
stellt man sich vor, weil das Kind am meisten die Schutzengel
braucht. Das ist wahr. Aber die gehören zusammen aus noch einem ganz
anderen Grund. Sie gehören zusammen, weil sie beide die
unreflektierte, unmittelbare, ja sozusagen unkritische
GOTTESauffassung haben. Dabei möchte ich unkritisch nicht
identifizieren mit ungeläutert - aber eine unmittelbare
GOTTESauffassung ,in der Wissen und Glauben ineinander rinnen, weil
das Kind eben das hat, was der alte Mensch nicht mehr hat, das
Staunen. Wer sagt das? Niemand anderer als Plato und Aristoteles. Die
zwei werden im Himmel ganz oben stehen, weil sie sich beide wund
gesehnt haben nach GOTT. Uns wundert nichts mehr!
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Hat
sich heute eines darüber gewundert, daß wir kommunizieren konnten?
Ist eines von uns vielleicht dermaßen erschlagen gewesen: Ich trau
mich gar nicht hin, das ist ja GOTT! Hat eines von uns dieses Staunen
gehabt? Und weil wir das nicht mehr haben, sehen wir gar nicht mehr,
wie wir in unserer Seele von Wunder zu Wunder leben.
GOTT
möchte ja in unsere Seele hinein, aber darauf käme es an, auf diese
Unmittelbarkeit. Wir haben methodisch gelernt, den Anruf GOTTES, die
Unmittelbarkeit GOTTES zu übersehen, darum erleben wir sie nicht
mehr. Darum erleben wir auch nicht mehr die eklatanten Wunder in der
Seele, daß GOTT plötzlich die Nebel zerreißt und ich schaue ...
ach, wir sind nur selber schuld daran, an der Verflachung des
Christentums. GOTT wartet andauernd! "ICH stehe andauernd vor
der Seele und klopfe, aber sie ist zu hochmütig, sie läßt Mich
nicht ein." [Offb
3, 20]
Habe
ich einmal gelernt, auf GOTT hinzuhorchen, werde ich sehen, wie
unmittelbar GOTT in die Seele hineinkommt. Dann hätte ich auch
dieses namenlose Staunen, dieses Thaumatsein: Was, gibt es das auch?
Gibt es das überhaupt? Wissen Sie, was muß das für ein GOTT sein!
Ich begreife den philosophischen GOTT, ja! Ich begreife den
GOTTESbeweis bis zu einem gewissen Grad, ja, aber ich begreife nicht
einen GOTT, Der macht Geschöpfe und dann kümmert ER Sich so darum,
daß ER sie erlöst mit Seinem Tode. Was muß das für ein GOTT sein!
Und
dann will ER mich an Sich ziehen, daß ich IHN anschaue. Da werde ich
doch gleich von Anfang an sagen : Herr, geh weg von mir, ich ich kann
es nicht tragen. Ich kann es nicht, denn daß ich IHN anschaue, muß
ER mich in Sich hineinheben. Ich verbrenne einfach sonst. Ist gar
kein Zweife ! Was muß das für ein GOTT sein, der das Geschöpf
erlöst! Was ist das für ein Rätsel?
Wir
haben von GOTT und GOTTES Wesen auch nicht ein Tausendstel Prozent
erkannt! Aber eines könnten wir haben und haben es nicht, dieses
namenlose Verwundertsein und dieses namenlose Staunen. Statt dessen
geben wir uns mit hochmütigen Gedanken ab, ob es einen GOTT gibt, ob
ER gerecht ist usw. - Das ist es!
Wenn
ihr nicht werdet wie die Kinder! Jeden Tag neu aufstehen - was, ich
soll heute den Herrn empfangen! Diese Unmittelbarkeit des Staunens,
so wie ein Kind kommt und staunt und staunen kann, und es bekommt ein
Licht in die Augen, sodaß es einfach Sonne ist, voll Staunen
darüber, über irgendeine Blume, irgend etwas Schönes oder Neues.
VB 1959
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