"Minimum quod potest haberi de cognitione rerum altissimarum, desiderabilius est quam certissima cognitio, quae habetur de minimis rebus."

"Das Geringste an Erkenntnis, das einer über die erhabensten Dinge zu gewinnen vermag, ist ersehnenswerter als das gewisseste Wissen von den niederen Dingen"

(Thomas von Aquin: I, 1, 5 ad 1)

26. Februar 2011

Christ in der Welt 1

Das Buch der Offenbarung zeigt zwei große Mächte, die in der Welt am Werk sind: das Reich Gottes mit Jesus und seinen Gläubigen und das Gegenreich des Satans, das im ganzen römi- schen Reich verbreitet ist. Die Christen leben also ihren Einsatz für Jesus inmitten einer irdischen Macht, die dämonisch beeinflusst ist, alles durchdringt und sich gegen Gott stellt. ...

Offb 17–18 beschreibt den Reichtum und Luxus der Hure Babylon (Rom), die zur Zerstörung verurteilt ist. Die Stadt symbolisiert die ganze heidnische Lebensweise (17,3–6) im völligen Gegensatz zu den Werten des Reiches; als Folge werden die Christen für ihr Zeugnis mit dem Leben zahlen (17,6). Die Stadt ist gekennzeichnet durch ihre Selbstgenügsamkeit (18,7); es handelt sich um eine Konsumgesellschaft, die vom Handel abhängt und in der sich jede Art von Luxus findet, um den Preis einer weit verbreiteten Sklaverei (18,11–13.22–23). Sie ist aggressiv gegen Jesus und seine Anhänger (17,14). Aber trotz ihres Ruhmes ist die Stadt von Gott verurteilt und wird unversehens zusammenbrechen. Durch die Klagen der Könige, der Händler und Seeleute (18,9–24) wird ihre Zerstörung dramatisiert. Die Christen werden eingeladen, „aus ihr auszuziehen“ (18,4), damit sie an ihren Verbrechen und ihrer Strafe keinen Anteil haben; sie werden aufgefordert, zu der schlechten Welt, die sie umgibt, auf Distanz zu gehen; sie brauchen „Weisheit“, die ihnen einen positiven Weg zeigt (vgl. 17,7.9). Sie freuen sich, wenn sie den Sieg Gottes über ihre Feinde sehen und die zerstörte Stadt schauen (18,20–23).

Diese Botschaft hat Beispielcharakter und kann auf alle Christen in ähnlichen Situationen angewendet werden; sie sind aufgefordert, sich gegen diesen hinterhältigen Druck zu wehren, der alles durchdringt. Dazu braucht es die Fähigkeit, die Zeichen der Zeit zu lesen und „die Zahl des Tieres“ (13,18) zu kennen in der sicheren Hoffnung, dass alle diese dämonischen Mächte für den Untergang bestimmt sind. Nur so werden die Christen fähig sein, die rechten Entscheidungen zu treffen und in Reife und Verantwortung ihr Leben zu führen.

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