"Minimum quod potest haberi de cognitione rerum altissimarum, desiderabilius est quam certissima cognitio, quae habetur de minimis rebus."

"Das Geringste an Erkenntnis, das einer über die erhabensten Dinge zu gewinnen vermag, ist ersehnenswerter als das gewisseste Wissen von den niederen Dingen"

(Thomas von Aquin: I, 1, 5 ad 1)

5. Februar 2011

Grundelemente der christlichen Existenz

Für die Gebetswoche um die Einheit der Christen hatten dieses Jahr die christlichen Gemeinden von Jerusalem die Worte aus der Apostelgeschichte gewählt, in denen der heilige Lukas normativ darstellen will, was die Grundelemente der christlichen Existenz in der Gemeinschaft der Kirche Jesu Christi sind. Er sagt so: „Sie hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brotbrechen und an den Gebeten“ (Apg 2,42). In diesen vier tragenden Elementen des Kirche-Seins wird zugleich auch der wesentliche Auftrag ihrer Hirten beschrieben. Alle vier Elemente sind zusammengehalten durch das Wort „festhalten“ – „erant perseverantes“, übersetzt die lateinische Bibel den griechischen Ausdruck προσκαρτερέω: die Beständigkeit, die Beharrlichkeit gehört zum Wesen des Christseins, und sie ist grundlegend für den Auftrag der Hirten, der Arbeiter im Erntefeld des Herrn. Der Hirte darf kein Schilfrohr sein, das sich mit dem Winde dreht, kein Diener des Zeitgeistes. Die Unerschrockenheit, der Mut zum Widerspruch gegen die Strömungen des Augenblicks gehört wesentlich zum Auftrag des Hirten. Nicht Schilfrohr darf er sein, sondern – nach dem Bild des ersten Psalms – wie ein Baum, der tiefe Wurzeln hat und darauf festgegründet steht. Das hat nichts mit Starrheit oder Unbeweglichkeit zu tun. Nur wo Beständigkeit ist, ist auch Wachstum. Kardinal Newman, zu dessen Weg drei Bekehrungen gehören, spricht davon, daß Leben Sich-Wandeln ist. Aber seine drei Bekehrungen und die darin geschehenen Wandlungen sind doch ein einziger, zusammenhängender Weg: der Weg des Gehorsams gegen die Wahrheit, gegen Gott; der Weg der wahren Beständigkeit, der gerade so vorwärts führt.


Papst Benedikt XVI

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen