"Minimum quod potest haberi de cognitione rerum altissimarum, desiderabilius est quam certissima cognitio, quae habetur de minimis rebus."

"Das Geringste an Erkenntnis, das einer über die erhabensten Dinge zu gewinnen vermag, ist ersehnenswerter als das gewisseste Wissen von den niederen Dingen"

(Thomas von Aquin: I, 1, 5 ad 1)

26. Juli 2011

Wahre Bekehrung eine Übergabe

Gott allein kann uns ändern: Gott allein kann uns die Wünsche, Neigungen, Grundsätze, Anschauungen und Gefühle geben, ohne die es keine Änderung gibt ... Was ist es also, das uns, die wir religiös sind, fehlt? Ich wiederhole, es ist folgendes: eine Bereitschaft, uns ändern zu lassen, eine Bereitschaft, es hinzunehmen, daß Gott uns ändert. Wir geben das alte Ich nicht gern auf: denn ganz oder teilweise kleben wir an unserem alten Ich, obwohl uns alles frei angeboten ist ... Wir möchten nicht neu-geschaffen werden: wir schrecken davor zurück; es wirft uns aus alten unseren natürlichen Bahnen, aus allem, was uns vertraut ist. Wir spüren, daß wir nicht mehr wir selbst bleiben, wenn wir nicht einen Teil dessen bewahren, was wir bisher gewesen sind; und wie sehr wir auch in allgemeinen Worten vorgeben, daß wir geändert werden möchten, wenn es darauf ankommt, wenn die Einzelheiten der Änderung uns vor Augen gestellt werden, schrecken wir vor ihnen zurück und sind es zufrieden, zu bleiben wie bisher. Dieses Prinzip der Selbstsucht, um mich so auszudrücken, dieser Einfluß des Ich auf uns ist es, der uns zugrunde richtet ... Wenn aber einer zu Gott kommt, um gerettet zu werden, so ist nach meiner Ansicht das Wesen wahrer Bekehrung eine Übergabe seiner selbst, eine vorbehaltlose, bedingungslose Übergabe; und das ist eine Sprechweise, die sehr viele, die zu Gott kommen, nicht annehmen können. Sie möchten gerettet werden, aber auf ihre eigene Weise: sie möchten (sozusagen) bedingt kapitulieren, ihre Güter behalten; wogegen der wahre Glaubensgeist den Menschen dazu führt, von sich weg auf Gott zu blicken, nicht an seine eigenen Wünsche, an seine gegenwärtigen Gewohnheiten, an seine Bedeutung oder Würde, an seine Rechte und seine Ansichten zu denken, sondern zu sagen: „Ich lege mich in deine Hände, Herr, mach du mit mir, was du willst: ich vergesse mich: ich trenne mich von mir; ich bin mir gestorben; ich will dir folgen." PPS V. 241f (276)

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