"Minimum quod potest haberi de cognitione rerum altissimarum, desiderabilius est quam certissima cognitio, quae habetur de minimis rebus."

"Das Geringste an Erkenntnis, das einer über die erhabensten Dinge zu gewinnen vermag, ist ersehnenswerter als das gewisseste Wissen von den niederen Dingen"

(Thomas von Aquin: I, 1, 5 ad 1)

27. November 2010

Advent - Besuch Gottes

Die Bedeutung des Ausdrucks »Advent« schließt also auch die »visitatio« ein, was eigentlich einfach »Besuch« bedeutet; in diesem Falle handelt es sich um einen Besuch Gottes: Er tritt in mein Leben ein und will sich an mich wenden. Im täglichen Leben machen wir alle die Erfahrung, wenig Zeit für den Herrn und wenig Zeit auch für uns zu haben. Am Ende ist man vom »Machen« völlig in Anspruch genommen. Ist es etwa nicht wahr, daß die Aktivität oft von uns Besitz ergreift, daß uns die Gesellschaft mit ihren vielfältigen Interessen oft völlig vereinnahmt? Widmet man Vergnügen und vielerlei Zerstreuungen etwa nicht viel Zeit? Manchmal »überwältigen « uns die Dinge. Der Advent, der liturgische Festkreis, in den wir jetzt eintreten, lädt uns ein, still zu verweilen, um eine Gegenwart zu erfassen. Er ist als eine Einladung zu verstehen, daß die einzelnen Ereignisse des Tages Hinweise sind, die Gott an uns richtet, Zeichen der Aufmerksamkeit, die er einem jeden von uns entgegenbringt. Wie oft läßt Gott uns etwas von seiner Liebe spüren! Sozusagen ein »inneres Tagebuch« über diese Liebe zu führen, wäre eine schöne und heilende Aufgabe für unser Leben! Der Advent lädt uns ein und spornt uns an, über die Gegenwart des Herrn nachzudenken. Sollte die Gewißheit seiner Gegenwart uns nicht helfen, die Welt mit anderen Augen zu sehen? Sollte sie uns nicht helfen, unser ganzes Leben als »Besuch« zu betrachten, als eine Weise, wie er in jeder Situation zu uns kommen und uns nahe sein kann? (28.11.2009)

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