"Minimum quod potest haberi de cognitione rerum altissimarum, desiderabilius est quam certissima cognitio, quae habetur de minimis rebus."

"Das Geringste an Erkenntnis, das einer über die erhabensten Dinge zu gewinnen vermag, ist ersehnenswerter als das gewisseste Wissen von den niederen Dingen"

(Thomas von Aquin: I, 1, 5 ad 1)

14. März 2016

Kartage (2)

Feiere ich Gründonnerstag und Karfreitag, dann komme ich unmittelbar in die Seele JESU CHRISTI hinein. Das ist keine Poesie sonst würde die Voraussetzung der GEISTsendung nicht stimmen. Das ist das Große, das Einmalige. Da sehen Sie, das Karfreitagfeiern, das ist nicht einfach ein Luxus, den sich einige Menschen leisten können. Das ist auf der anderen Seite nur das, daß ich bewußt herauskehre, was ich ein ganzes Jahr und ein ganzes Leben lang feiere mit CHRISTUS zusammen. Da muß ich den lebendigen Kontakt finden mit IHM. - Und das ist nur möglich, weil Er uns erlöst hat in der Heiligsten Dreifaltigkeit. Und das ist nur möglich, weil das Leben der Heiligsten Dreifaltigkeit sich auch in meiner Seele vollzieht, weil der Grund zu Seinem Erlösen und Miterlösen ein einziger ist.
Man kann diese letzten Wahrheiten dem Volk nicht deuten, es hat nicht mehr die Geduld dafür, um in diese tiefen Wahrheiten des Christentums hinunterzusteigen. Daher heute das Christentum, das auf der ethischen Seite liegt. Das ist peripher. So verstanden die ersten Christen das nicht. (Katharina von Siena: Wenn sie am Karfreitag zusammenbricht, das ist Versagen der Natur, weil der innere Strom so lebendig, so mächtig ist.) Wir sind im Christentum nur allzusehr Außenseiter und kommen von außen her heran und das ist schade. Auch das Kommuniondekret Pius X. hat keine Änderung herbeigeführt. Zweifellos hat man das erwartet und es kam nur in wenige Seelen, nicht aber kam jene Regeneration der Christenheit.
Vielleicht kommt es noch. Vielleicht muß noch ein Faktor kommen, daß das zum Durchbruch kommt. Der Gründonnerstag ist für die Kirche und für alle Seelen, die wirklich mit dem GEISTE GOTTES gesalbt sind, der Tag des unaussprechlichen Jubels. Eben der Tag des HEILIGEN GEISTES, an dem der HERR im HEILIGEN GEISTE die ersten Priester salbte. Am Gründonnerstag abends hätten die Apostel konsekrieren können, wenn sie gewollt hätten und wenn sie es verstanden hätten. Die sieben Sakramente wurden geboren. Sie konnten noch nicht gespendet werden, denn es fehlte noch die wahre Unterlage. Erst mußte die Seite gespalten werden, daß daraus Blut und Wasser flossen.
Am Gründonnerstag wird das Wunderwerk geschaffen im HEILIGEN GEISTE - die Heiligste Eucharistie. Am Gründonnerstag beginnt das große Fluten des HEILIGEN GEISTES. Er salbte zum ersten Male Seinen Messias, mit der Salbung zum Tode; mit einer Kraft, die größer ist als die ganze Kraft, die je eine Menschheit bekommen. Und im HEILIGEN GEISTE hüllt ER IHN lebendig ein und CHRISTUS wird, - um töricht zu reden, - einfach zum Mystiker. "ICH bin der Weinstock … "[Joh 15, 1] Jetzt redet ER Wahrheiten heraus, die ER niemals gesagt hat im Gleichnis, die nur einer verstand und der hat sie auch geschrieben. Und die anderen waren so erschüttert und hörten nur immer das Bangen heraus. Im HEILIGEN GEISTE wird ER Opferlamm und in diesem Rausch des HEILIGEN GEISTES, wie die alte Kirche es immer faßte, geht ER hin und hinauf aufs Kreuz.
Daß diese Gedanken uns so wenig bekannt sind, hat seinen guten Grund, denn wir sehen immer nur eine Seite am Gründonnerstag und das ist jene, die uns am meisten interessiert, die Heiligste Eucharistie, und dann‚ jene Funktion, die Vorbereitung auf den Tod. - Aber das, wovon her wir Gründonnerstag bauen müssen, das sehen wir nicht: die Ölweihe. Etwas ganz Eigenartiges, eben nur zu verstehen als das Fest des Heiligen GEISTES. Da kommt eine Funktion vor, die unglaublich ist, wenn jemand versteht, Liturgie zu werten. Die zwölf Priester und die Diakone gehen vor das geweihte Öl hin und singen es an, wie das heilige Kreuz: Ave, sanctum Chrisma, und machen die gleiche Reverenz wie vor dem Heiligen Sakrament, und knien nieder. (Wegen einer Weihe!) Wenn einer weiß, wie die Kirche vorsichtig ist in der Kniebeuge, damit nicht jemandem ein göttlicher Kult erwiesen wird, dem es nicht zukommt! Da kniet man vor einem Krug Öl nieder. Wie kommt das?
Das kommt davon her, weil die Kirche am Gründonnerstag so lebendig ergriffen ist von dem einen: Der HEILIGE GEIST ist da. Man kniet nieder vor dem Öl, das Vehikel des HEILIGEN GEISTES, der GElSTsendung ist. Die Kirche ist vollkommen überzeugt, daß zwischen Öl und den feurigen Zungen an Pfingsten überhaupt kein Unterschied ist. So, wie es eben immer ist in der Liturgie: Umso größer wird die Liturgie, je mehr sie ins Mysterium hineingeht, je mehr sie einfach und schlicht wird. Und in dem Augenblick, wo die Liturgie geschieht, muß alles weg sein. Das, was den Gründonnerstag ausmacht, ist so einfach:
"Ave sanctum chrisma". Wo wagt die Kirche zu sagen diese Worte zu irgendeinem Ding? Das sagt sie zu einem Geschöpf. So weit ist das in GEISTsendung eingegangen, weil eben der Mittelpunk der ist, ehe denn noch der HERR Sein Blut verspritzte, es sind nur mehr Stunden hin. Es beginnt der GEIST zu wehen und nur, weil der HEILIGE GEIST weht, kann ER das Erlösungsleiden vollführen. Auf den SOHN kommt der GEIST nieder und in den GEIST eingehüilt, vom GEISTE durchdrungen, geht ER hinein als der Messias.
Und weil wir alle vom gleichen GEISTE durchdrungen sind, können wir Karwoche feiern. Sonst können wir nur zuschauen, zuhören; allein bei dieser Mitfeier vollzieht sich in uns das Gleiche, was sich damals vollzog. Damit kommen wir eben in allerletzte Wurzeln hinein, was Liturgie sein könnte und kann, wenn man sie von allem Drum und Dran entkleidet.
Das alles ist nur möglich, weil die innertrinitarische Bewegung, das Hervorgehen des SOHNES aus dem VATER und das Hinstreben des VATERS zum SOHNE und umgekehrt im HEILIGEN GEISTE, weil sich das in der Seele vollzieht und weil dieses Leben, in irgendeiner Form, die durch die Sakramente grundgelegt wird, in die Seele eingeht, und in meiner Seele sich die Sendung vollzieht. Wenn wir einmal ins Jenseits kommen und werden Gründonnerstag und Karfreitag und das Leben der Heiligsten Dreifaltigkeit an diesen Tagen sehen, werden wir sehen das Hervorgehen des LOGOS, der Zweiten Person als Messias in das Kreuz hinein, ein Wunder, das wir in Ewigkeit nicht werden ausschöpfen können. Und weil nun in meiner Seele sich das vollzieht, darum kann ich eigentlich Liturgie feiern.



Fortsetzung

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