Was ergibt sich daraus für eine ganz besondere Lebensaufgabe? Eine typisch katholische Lebensaufgabe, ganz klar! Je mehr dieses Strömen, dieses Hineinbezogensein in das Leben der Heiligen Dreifaltigkeit ins Bewußtsein hinaufsteigt, umso besser ist es. Das ist der Sinn der Offenbarung, sonst hätten Paulus und Johannes es mit dem Schleier bedecken können, sie haben aber diesem Geheimnis so weit Wort gegeben, als es nur ausdrückbar ist. Das Andere ist Sache des Christen.
Nun begreifen wir eines klar: Der Christ wird bewußter und immer bewußter dieses innertrinitarische Leben leben, nicht, je mehr er studiert, sondern je lebendiger er ist. Mit anderen Worten: Nicht je gescheiter, sondern je frömmer er ist. So, sagt die Theologie, ist es Aufgabe des Christen, daß er immer bewußter am Leben GOTTES teilnimmt, sodaß schließlich jedes Sprechen, Hören und Antworten, ein Sprechen mit CHRISTUS ist, jedes Hören ein Hören mit CHRISTUS ist, was der VATER sagt, jedes Antworten ein Antworten ist auf den VATER in irgendeiner Weise; jedes Lieben in irgendeiner Weise ein Teilnehmen ist an der Glut der Liebe des Heiligen GEISTES. Je mehr der Christ das kann, je mehr entfaltet sich im Bewußtsein dieses Lieben, je weniger er es kann, desto mehr bleibt es der tote Schatz, der in ihm vergraben ist.
Und jetzt begreifen wir klar, woher es kommt, daß man uns immer sagt, ihr müßt alles aus übernatürlicher Gesinnung heraus tun. Ihr müßt alles einbauen und einschmelzen in den Wirkungs- und Energie-Kreis der Guten Meinung. Das sind nicht einfach Befehle, Aufträge und Mahnungen der Kirche, sondern das ist das Natürlichste von allem.
Ich soll eben womöglich in allen meinen Handlungen ein Schattenbild irgend eines dieser drei Vorgänge darstellen. Sei es das Sprechen des VATERS, das Hören des SOHNES, das Antworten des SOHNES und die Hingabe des SOHNES, die wir Liebe heißen im HEILIGEN GEISTE. Das wäre das christliche Leben, das uns der HERR in den Abschiedsreden nahelegt: In Gemeinschaft zu stehen mit den Drei Göttlichen Personen.
Die Väter (Origines), die drückten sich vielfach weniger schüchtern aus, als wir uns auszudrücken wagen aus Furcht vor Pantheismus. Dem wahren Christen ist der Pantheismus keine Gefahr. Pantheismus ist nur eine Gefahr für den natürlichen Menschen, aber nicht für den Christen. Weil infolgedessen das keine Gefahr ist, wieso kann ich nun plötzlich schüchtern werden und an dieses kostbare Innenleben des Christen überhaupt nicht denken ? Von dem Standpunkt aus bekommt dann eine Wahrheit im Christentum auch ein ganz merkwürdiges Licht. Es kommt darauf an, daß der Christ das innergöttliche Leben mit vollzieht und das ist dann bereits der angebahnte Zustand des Himmels.
Wenn nun aber ein Mensch nicht imstande ist, mit CHRISTUS die Wahrheit zu sprechen an den VATER hin, mit CHRISTUS auf den VATER hinzuhorchen, in Liebesgemeinschaft des HEILIGEN GEISTES zu stehen mit VATER und SOHN, was ist dann? Dann lebt er nicht. Dann hat er das Leben, das eigentlich die Hl. Erlösung in der Gründonnerstag-Nacht zu gründen beginnt, das hat er nicht. Johannes sagt: Sie sollen das Leben haben und sollen es im Überfluß haben. Dann ist er eben tot und starr und das ist es, was Hölle ist. Da stellt sich auf einmal nun heraus, daß es Hölle geben muß. Oder nicht ? Da muß es Hölle geben, soweit wir einem reinen Glaubenssatz gegenüber ein "Müssen" aussprechen dürfen.
Wir begreifen jedenfalls eines ganz einfach: Wenn einer ohne dieses Leben stirbt, wie kann er in dieses Leben hineinkommen, das wir Himmel nennen ? Ist ganz unmöglich. Es wird lediglich der Zustand, in dem er ist, fixiert, und das ist der Zustand der Unfähigkeit, am innergöttlichen Leben je noch teilnehmen zu können. Und dieser Zustand ist nichts anderes, als starre, tote Finsternis, Kälte, - eben Hölle. Es wird uns wohl das erschütterndste Geheimnis der Hölle nie klarer, als wenn wir es an das höchste Geheimnis heranbringen: TRINITÄT. Ich darf nicht so an das Geheimnis herankommen als wenn GOTT sprechen würde: Nun schaffe ich eine Hölle und da soll es brennen. Der, der nicht in der innertrinitarischen Sendung drinnensteht, der steht eben draußen. Heißen Sie es, wie Sie wollen, aber es ist Hölle.
Das waren die Wahrheiten, aus denen heraus das ganze Urchristentum lebte und betete. Die Theologie, die ging dann noch weiter, und erörterte noch eine Frage. Wenn das das ist, was wir Christentum heißen; Was ist dann zuerst in der Seele bei der Taufe? Gnade oder Einwohnen des HEILIGEN GEISTES? Sie sagen dann, das, worauf es ankommt, ist eines: In diesem innertrinitarischen Leben und Weben und Strömen drinnen zu stehen, das muß das Erste sein und die Gnade kommt dazu.
Ich sagte schon, CHRISTUS spricht in den Abschiedsreden der Gründonnerstag-Nacht eigentlich überhaupt nur davon. Lesen Sie, was ER davon den Aposteln sagt, vom Sein und Stehen in der Welt, aber nicht "von der Welt sein dürfen", und was der GEIST zu tun hat. In dem Zusammenhang faßt Er dann diese ganze Lehre in einem Schlußwort zusammen, worin ER dann sozusagen auf eine
menschliche Formel bringt, was ER sagen will - das köstliche Sätzlein: Amicus meos. [Joh 15, 14 Vos amici mei estis] - Ja, wenn es dann so weit ist, dann darf ICH Euch auch nicht mehr Knechte nennen. Denn der Knecht weiß nicht, was der HERR will, Ihr aber wißt es sehr genau. was ICH will. Also darf ICH Euch heute, von dieser Nacht an, Meine Freunde nennen. Das hat ER vorher nicht gesagt, dafür waren sie früher nicht reif. Kindlein und derartiges, ja, aber von j e t z t an darf Ich Euch nicht mehr Knechte nennen, ICH muß Euch Freunde nennen. Damit will ER alles in eines zusammenfassen und will die ganze Wahrheit der Gründonnerstag-Nacht von einer ganz anderen Seite her sehen, die den Menschen wohl viel besser bekannt ist, davon her, was "Freund zum Freund sein" bedeutet.
Darum müssen wir uns morgen noch ganz kurz darüber Rechenschaft geben, was meint CHRISTUS, wenn ER als die Aufgabe, die ER hat in dieser heiligen Erlösung, wodurch der HEILIGE GEIST vermittelt wird, wenn Er als diese Aufgabe bezeichnet: Ihr sollt von jetzt ab in der GOTTESfreundschaft stehen.
Was wir haben anklingen lassen, das wollen wir jetzt in einer Betstunde noch erbitten. Wir wollen sein wie die Apostel im Abendmahlssaale. Wir haben ja auch den HERRN mitten unter uns und wollen die köstlichste aller Gnaden, dieses köstliche Leben von IHM uns erbitten in dieser Heiligen Stunde.
Fortsetzung
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