Um es noch kurz anzudeuten, was die Dogmatik mit diesem Ausdruck Freunde und Freundschaft will, so ist noch ein Doppeltes zu sagen: Sie will damit zum Ausdruck bringen, daß an dieser GOTTESfreundschaft die ganze Trinität innerlich interessiert ist. Als den Urheber dieser GOTTESfreundschaft kann man nur den SOHN bezeichnen im HEILIGEN GEISTE, nämlich der SOHN, der mich in die Sprechgemeinschaft der Trinität hineinbezieht. Der Grund, die Ratio, der letzte Sinn dieser Freundschaft ist klar; die Liebe der Gemeinschaft mit GOTT und unsererseits die Aufgabe, sich dem göttlichen Wesen zu verähnlichen. Wir stehen also - und Sie hören vom Karsamstag angefangen ‚bis Himmelfahrt nur einen Ausdruck, von der Gemeinschaft der Neugetauften mit GOTT. - Durch CHRISTUS hindurch.
Wir, die wir ins Christentum hineingeboren sind, wir nehmen diese Münze nicht mehr in diesem Kurswert, wir haben sie alle in etwa entwertet. Jedes Kind redet von Gemeinschaft. Was heißt das - Gemeinschaft mit GOTT? Wenn das nicht einfach ein Reden sein will und das ist es nicht, dann bleibt nur eines übrig, daß auch ich für GOTT nicht mehr ein Es bin. Die begnadete Seele ist für GOTT kein Es. ER ist in der begnadeten Seele und sie ist in IHM. Das ist kein "Es", das ist Gemeinschaft. Daraus ergibt sich ohne weiteres: Tut GOTT heute der Welt etwas, ER fragt Sich, menschlich gesprochen, unbedingt, was sagen Meine geliebten Seelen dazu? GOTT macht aus der Gemeinschaft ernst, ob wir es machen, ist eine andere Sache. Wir meinen immer, wir seien von GOTT vergessen. GOTT mag in der Welt tun, was ER will, wenn ich in dieser Gemeinschaft mit GOTT stehe, fragt sich GOTT, was sagt
d i e Seele dazu? Und Seelen, wie z.B. Katharina von Siena, die machen ernst mit dieser Gemeinschaft. Wir würden uns wundern, wie die GOTT einfach sagt: Das darfst Du nicht, das lasse ich nicht zu. Die machen aus der Gemeinschaft unbedingt ernst. Sie ziehen ja auch die Konsequenzen: Wir tragen ja auch mit Deinem SOHNE das Leid, und wenn wir sagen, ich will nicht, dann tut GOTT es nicht.
Wir Christen, die wir doch wirklich Christen sein wollen wir leiden an einem unbedingt viel zu stark, daß wir nicht den Mut haben zu dem, was wir tatsächlich sein könnten. Wir fühlen uns immer GOTT gegenüber. Es ist ja etwas Gutes, es bewahrt einem vor der Hybris, aber das ist nicht alles. Ich müßte auch den Mut haben, zu allem, was aus dieser Gemeinschaft zu schöpfen ist. Der Sinn dieser Gemeinschaft ist das absolut Übergeschöpfliche, das über alles Geschöpf erhoben sein. GOTT sieht in der begnadeten Seele, mit der ER in Gemeinschaft steht, doch nicht nur das Geschöpf.
Ich bin für GOTT nicht ein Es, warum mache ich aus GOTT immer ein Es ? Es ist nicht der letzte Grund, nicht das letzte Moment zu positivem Optimismus, daß wir uns sagen können, nun endlich ist uns das wieder aufgegangen. Es hat Jahrhunderte gebraucht bis man anfing, diese Urschätze des Christentums wieder auszugraben. Was wir da sagen, ist nichts Neues, das war jedem Katakombenchristen etwas Selbstverständliches, wie uns der Katechismus und seine Wahrheiten. Klar, daß damit auch für beide Teile ein Wagnis ausgesprochen ist.
Die GOTTEsfreundschaft, die GOTTEsgemeinschaft ist einmal für GOTT ein Wagnis. Wagnis deswegen, weil der Mensch in seinem dunklen Drange auch fähig ist, diese Sprechgemeinschaft, diese Freundschaft, dieses Du-Verhältnis nun in ein Es-Verhältnis zu verzerren, sei es, daß ihm überhaupt GOTT lästig wird in dunklen Stunden oder sei es, daß er im Vollsinn der Liebe nicht mehr gerecht wird. Das Erste ist unter guten Christen die Ausnahme, das Zweite ist lange nicht die Ausnahme, daß wir im Vollsinn dieser Gemeinschaft nicht gerecht werden.
Wir Christen, und besonders wir, die wir nun tatsächlich das Christentum uns angelegen sein lassen, wir müssen uns doch vor einem hüten: Wenn wir nur eines wollen, den Durchschnittschristen, dann kann man nur sagen wie Berthold von Regensburg: "Es ist eine Schande, daß du getauft bist." Man soll ein extremer Christ sein! Und das ist die Wahrheit, die wir nicht mehr ertragen können, die aus unserem Christentum verloren gegangen ist. Wenn man sagt, daß der Christ nicht von dieser Welt ist, wer hört es noch? Wer will es noch hören?
Der Durchschnittschrist, was man den anständigen Christen nennt, das ist ja nicht der Normalchrist. Glauben wir nur das nicht. Der Normalchrist ist nur der extreme Christ. Wir dürfen die Wahrheit ja nicht als etwas auffassen, was eine Angelegenheit für Feinschmecker ist. Die Zeit hat Theologie zu treiben und beruflich sich unabhängig von der Welt zu halten. Das ist einfach die christliche Wahrheit. Lesen Sie doch einmal nur die Tauffeier-Texte, was alles gebetet und gesungen wurde am Karsamstag Abend, bis daß das Licht aufging und sich mit dem Strahl der Osterkerze traf. Als ob das je anders zu verstehen wäre! Die ersten Christen verstanden unter dem Normalchristen nur den, der aus diesen Wahrheiten heraus lebte; und es ist etwas ungeheuer Merkwürdiges und, was vielleicht noch merkwürdiger ist und staunenswerter als eine ganze Schöpfung, daß der HEILIGE GEIST aus diesem degenerierten Volk von Kleinasien damals d a s schuf in Jahrzehnten. Da ist überhaupt die ganze Antike auf den Kopf gestellt. Und von diesen Wahrheiten sind wir doch heute wirklich weit entfernt.
Wir müssen alle das Bestreben haben, unbedingt über den Durchschnitt hinauszukommen. Der Durchschnittschrist, der ist kein Christ. Wenn man immer von vollkommener Liebe spricht, weiß GOTT was wir geleistet hätten - ja, bei der vollkommenen Liebe fängt doch das Christentum an. Alle anderen haben doch GOTT nicht verstanden. Alle anderen sind Taglöhner.
So lange ich nur aus Pflicht und nicht aus GOTTESliebe heraus handle, möchte ich wissen, was für ein Unterschied wäre zwischen einem Christen und einem Juden, der aus Ägypten auszog?
Damit ist auch das Zweite gesagt. Diese GOTTESfreundschaft ist nicht nur ein Wagnis von Seite GOTTES, sondern ein Wagnis auch von Seite des Menschen, denn dieser Freund, Der hat so Seinen eigentümlichen Rhythmus, Freundschaft zu erweisen, und der Rhythmus ist eben der, den wir heute den ganzen Tag miterleben. Der Rhythmus ist kein anderer, als der Lebensrhythmus Seines SOHNES am Gründonnerstag und Karfreitag. Wen GOTT zu Seinem Freund gemacht hat, der kann auch überzeugt sein, daß GOTT ihm alles tut, wenn er sich bewußt wird, nicht ich bin es, der es tut, sondern GOTT ist es. Daß GOTT ihm aber immer das Beste zerschlägt und ihn zum Schluß doch rettet, damit ihm ja nicht die Versuchung kommt, überhaupt noch einmal Ich zu sagen GOTT gegenüber; damit er überhaupt nur DU sagt, damit er überhaupt sich nur in GOTT sieht, das ist ein Wagnis, auf diesen Rhythmus einzugehen.
Fortsetzung
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