"Minimum quod potest haberi de cognitione rerum altissimarum, desiderabilius est quam certissima cognitio, quae habetur de minimis rebus."

"Das Geringste an Erkenntnis, das einer über die erhabensten Dinge zu gewinnen vermag, ist ersehnenswerter als das gewisseste Wissen von den niederen Dingen"

(Thomas von Aquin: I, 1, 5 ad 1)

25. April 2011

Young and Foolish

Ich brauch mal was zur Entspannung. Ärgere mich gerade mit diebischen Handwerkern herum. Bitte auch um ein Memento in diesem Sinn. Für deren Bekehrung und daß ich meine heidnischen Gedanken was sie betrifft unter Kontrolle bekomme. Irgendwo hab ich einen versteckten anarchistischen Gen.

Gemäß der Schrift

Sozusagen im Herzen der „Christologie des Wortes“ angekommen, ist es wichtig, die Einheit des göttlichen Plans im fleischgewordenen Wort hervorzuheben: Daher präsentiert uns das Neue Testament das Ostergeheimnis in Übereinstimmung mit der Heiligen Schrift als ihre innerste Erfüllung. Der hl. Paulus sagt im Ersten Brief an die Korinther, dass Jesus Christus für unsere Sünden gestorben ist, „gemäß der Schrift“ (15,3), und dass er am dritten Tag auferstanden ist, „gemäß der Schrift“ (15,4). Damit stellt der Apostel das Ereignis des Todes und der Auferstehung des Herrn in Beziehung zur Geschichte des Alten Bundes Gottes mit seinem Volk. Mehr noch, er gibt uns zu verstehen, dass diese Geschichte aus ihm ihre Logik und ihre wahre Bedeutung erhält. „Im Ostergeheimnis erfüllen sich die Worte der Schrift. Dies heißt: Dieser Tod, der „gemäß der Schrift“ geschehen ist, ist ein Ereignis, das einen „logos“, eine Logik in sich trägt: Der Tod Christi bezeugt, dass das Wort Gottes bis ins Innerste Fleisch, menschliche Geschichte, geworden ist“. Auch die Auferstehung Jesu geschieht „am dritten Tag gemäß der Schrift“: Da nach jüdischer Auslegung die Verwesung nach dem dritten Tag einsetzte, erfüllt sich das Wort der Schrift in Jesus, der aufersteht, bevor die Verwesung einsetzt. Auf diese Weise unterstreicht der hl. Paulus, indem er die Lehre der Apostel getreu überliefert (vgl. 1 Kor 15,3), dass der Sieg Christi über den Tod durch die schöpferische Macht des Wortes Gottes geschieht. Diese göttliche Macht weckt Hoffnung und Freude: Das ist letztlich der befreiende Inhalt der österlichen Offenbarung. An Ostern offenbart Gott sich selbst und die Macht der trinitarischen Liebe, die die zerstörerischen Kräfte des Bösen und des Todes vernichtet.

24. April 2011

Sakrale Architektur

Als letzter Beitrag von meinem österlichen "Zeit"-Ausflug, diesen Link zur sakralen Architektur, obwohl das eher ins Gebiet von Stanislaus gehört.

Chinesische Christen festgenommen

Die kommunistische Führung ist nervös: In Peking sind Dutzende Christen von der Polizei festgenommen und abtransportiert worden. Sie wollten unter freiem Himmel beten.

Das Hohelied des Vatikans

Der Sänger ist kein Kind dieser Welt. Denn die irdischen Dinge werden von ihm verklärt, durch ihn erst leuchten sie in einer Vollkommenheit und fügen sich zu einer Harmonie, die früher als göttlich galt. Das war natürlich vor der Erfindung des Punkrock und solcher Bands wie Satanic Surfers. Ewig her! Und doch haben wir den Sinn für schönen Gesang, der uns in Einklang mit der Schöpfung bringt, noch nicht ganz verloren. In dem Vatikan-Film der zu Ostern Kinopremiere hat, wird jedenfalls so himmlisch gesungen, dass man gleich katholisch werden möchte, falls man es nicht schon ist.


23. April 2011

PANTOKRATOR

Im lichtvollen Geheimnis der Auferstehung offenbart sich dieses Schweigen des Wortes in seiner wahren und endgültigen Bedeutung. Christus, das fleischgewordene, gekreuzigte und auferstandene Wort Gottes, ist der Herr aller Dinge; er ist der Sieger, der Pantokrator, und so ist alles für immer in ihm vereint (vgl. Eph 1,10). 

Christus ist also »das Licht der Welt« (Joh 8,12), das Licht, das »leuchtet in der Finsternis« (Joh 1,4) und das die Finsternis nicht erfaßt hat (vgl. Joh 1,5). Hier verstehen wir die volle Bedeutung von Psalm 119: »Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte, ein Licht für meine Pfade« (V. 105); das Wort, das aufersteht, ist dieses endgültige Licht auf unserem Weg. Von Anfang an wußten die Christen, daß das Wort Gottes in Christus als Person gegenwärtig ist. Das Wort Gottes ist das wahre Licht, das der Mensch braucht. Ja, in der Auferstehung ist der Sohn Gottes als Licht der Welt erstanden. Jetzt können wir, wenn wir mit ihm und für ihn leben, im Licht leben.

Wortloses WORT

Die Sendung Jesu findet ... ihre Erfüllung im Ostergeheimnis: Hier stehen wir vor dem »Wort vom Kreuz« (1 Kor 1,18). Das Wort verstummt, wird zur Totenstille, denn es hat sich »ausgesagt« bis hin zum Schweigen, ohne irgend etwas zurückzuhalten, was es uns mitteilen sollte. In der Betrachtung dieses Geheimnisses legen die Kirchenväter der Mutter Gottes in eindrücklicher Weise diese Worte in den Mund: »Wortlos ist das Wort des Vaters, das jedes sprechende Geschöpf erschaffen hat; leblos sind die erloschenen Augen dessen, auf dessen Wort und Zeichen hin alles Lebendige sich bewegt«. Hier wird uns wirklich die »größere« Liebe vermittelt, die das Leben für die Freunde hingibt (vgl. Joh 15,13).

18. April 2011

Passio DOMINI Nostri



Bei mir gibst wie bei "unserem" Diakonus Alipius eine karwöchentliche Pause. 


Euch allen wünsche ich eine gnadenreiche Karwoche und ein gesegnetes Osterfest.

DIE GUTHEIT GOTTES 7

Die erste Voraussetzung also für das, was unter Menschen selbstische Liebe genannt wird, fällt dahin im Hinblick auf Gott. Er hat keine natürlichen Notdürfte, keine Leidenschaften, die mit Seinem Wunsch nach des Geliebten Wohlergehen rivalisieren konnten. Und wenn in Ihm etwas ist, daß wir uns denken dürfen unter dem Bilde einer Leidenschaft und eines Verlangens, dann besteht es kraft Seines eigenen Willens und um unsertwillen. Aber auch die zweite Voraussetzung fehlt. Es mag geschehen, daß die wahren Interessen eines Kindes nicht identisch sind mit dem, was seines Vaters Zuneigung instinktiv von ihm will; denn das Kind ist ein vom Vater unterschiedenes Wesen, dessen Natur ihre eigenen Bedürfnisse hat. Das Kind ist nicht allein für den Vater da, und seine Vollendung besteht nicht allein darin, von ihm geliebt zu werden; außerdem versteht der Vater sein Kind nicht ganz und gar. Die Geschöpfe aber sind nicht auf solche Weise von ihrem Schöpfer getrennt, noch ist es möglich, daß Er sie mißversteht. Der Platz, für den Er sie in Seinem Weltentwurf bestimmt, ist der Platz, für den sie »geschaffen« sind. Wenn sie ihn erreichen, dann ist ihre Natur gestillt, und ihr Glück ist Wirklichkeit geworden. Wenn wir nicht so sein wollen, wie Gott uns will, dann wollen wir in der Tat etwas, das uns unmöglich glücklich machen kann. Jene göttlichen Forderungen, die unserm natürlichen Ohr weit eher als die eines Despoten klingen denn die eines Liebenden, leiten uns genau dahin, wohin wir selbst gehen würden, wenn wir nur wüßten, was wir wirklich wollen. Er verlangt nach unserer Verehrung, nach unserm Gehorsam, nach unserer Anbetung. Glauben wir denn, dies konnte Ihm irgendwie »zugutekommen«? Fürchten wir denn, wie der Chor bei Milton, daß menschliche Unehrenbietigkeit »eine Minderung Seiner Glorie« zustandebringen könnte? Ein Mensch vermag, indem er sich weigert, Ihn anzubeten, ebensowenig Gottes Glorie zu mindern, wie ein Wahnsinniger die Sonne auslöschen kann, indem er das Wort »Dunkelheit« auf die Mauern seiner Zelle kritzelt. Aber Gott will unser Gutes, und unser Gutes ist, daß wir Ihn lieben [mit jener den Geschöpfen eigenen antwortenden Liebe]; und um Ihn zu lieben, müssen wir Ihn kennen; kennen wir Ihn aber, dann werden wir in der Tat auf unser Angesicht niederfallen. Tun wir es nicht, so zeigt das nur, daß, was wir zu lieben versuchen, noch nicht Gott ist - obwohl es vielleicht die nächste Annäherung an Gott ist, die unser Denken und unsere Phantasie zustande zu bringen vermag. Wir sind aber nicht nur zur Anbetung und Ehrfurcht aufgerufen, sondern zu einer Widerspiegelung göttlichen Lebens, zu einer geschöpflichen Teilhabe an den göttlichen Attributen, die weit hinausliegt über unser gegenwärtiges Verlangen. Wir sind aufgefordert, »Christum anzuziehen«, zu werden wie Gott. Ob wir wollen oder nicht - dies besagt : Gott beabsichtigt, uns zu geben, was wir brauchen, nicht, was wir jetzt zu brauchen meinen. Noch einmal, was uns in Verlegenheit bringt, ist die Unerträglichkeit der Ehrung, nicht ein Zuwenig, sondern ein Zuviel an Liebe. Doch vielleicht reicht selbst diese Betrachtungsweise noch nicht an die Wahrheit heran. Es ist nicht so, daß Gott gerade uns willkürlich zu solchen Wesen geschaffen hatte, deren einziges Gut Er selber ist. Vielmehr ist Gott das einzige Gut aller Kreatur; und es kann gar nicht anders sein, als daß jede Kreatur ihr Gut finde in jener Art und jenem Maß, Gottes zu genießen, die ihrer Natur jeweils eigentümlich sind. Die Art und das Maß mögen verschieden sein, je nach der Natur des Geschöpfes; aber daß es jemals ein anderes Gut geben könnte, ist ein atheistischer Traum. An einer Stelle, die ich jetzt nicht finden kann, läßt George Macdonald Gott zu den Menschen sprechen : »Ihr müßt stark sein mit meiner Stärke und selig mit meiner Seligkeit, denn ich habe nichts anderes, das ich euch geben könnte.« Das ist die Zusammenfassung des Ganzen. Gott gibt, was Er hat, nicht was Er nicht hat : Er schenkt die Glückseligkeit, die es gibt, nicht die Glückseligkeit, die es nicht gibt. Entweder Gott sein; oder Gott ähnlich sein und an Seiner Gutheit in geschöpflicher Antwort teilhaben; oder unglückselig sein - das sind die einzigen drei Möglichkeiten, die es gibt. Wenn wir nicht lernen wollen, die einzige Nahrung zu essen, die das Weltall hervorbringt, die einzige Nahrung, die irgendein denkbares Weltall irgendwann hervorbringen kann - dann müssen wir auf ewig Hunger leiden.

DIE GUTHEIT GOTTES 6

Die Wahrheit ist, daß der Gegensatz zwischen selbstischer und uneigennütziger Liebe nicht ohne weiteres auf die Liebe Gottes zu seinen Geschöpfen angewandt werden kann. Interessengegensätze und also Gelegenheit zu Selbstsucht oder Selbstlosigkeit gibt es nur bei Wesen, die in einer gemeinsamen Welt leben, Gott aber kann ebensowenig der Rivale seines Geschöpfes sein, wie Shakespeare mit Viola in Konkurrenz treten kann. Wenn freilich Gott Mensch wird und als ein Geschöpf unter Seinen eigenen Geschöpfen in Palästina lebt, dann allerdings ist Sein Leben äußerste Selbstaufopferung, bis zu Golgatha hin. Ein moderner pantheistischer Philosoph hat gesagt: »»Wenn das Absolute ins Meer fallt, wird es ein Fisch.« Im gleichen Sinn können wir Christen auf die Menschwerdung zeigen und sagen: wenn Gott Sich Selbst Seiner Herrlichkeit entäußert und Sich unter Bedingungen stellt, die allein den Worten »Selbstsucht« und »Uneigennützigkeit« eine klare Bedeutung geben, dann erweist Er Sich als ganz und gar uneigennützig. Aber Gott in Seiner Transzendenz, Gott als der nichtbedingte Urgrund alter Bedingung, kann nicht leichthin in der gleichen Weise gedacht werden. Wir nennen menschliche Liebe dann selbstsüchtig, wenn sie ihre eigenen Bedürfnisse befriedigt auf Kosten der Bedürfnisse des Geliebten - wenn etwa ein Vater seine Kinder zu Hause hält, weil er nicht auf ihre Gesellschaft verzichten kann, während sie doch, um ihres eigenen Interesses willen, in die Welt hinaus müßten. In dieser Situation ist also zunächst ein Bedürfnis oder ein Verlangen auf seiten des Liebenden, ferner ein dem entgegenstehendes Bedürfnis auf seiten des Geliebten, und schließlich auf seiten des Liebenden die Nichtbeachtung oder ein schuldhaftes Nichtkennen der Bedürfnisse des Geliebten. Nichts hiervon findet sich in der Beziehung Gottes zum Menschen. 



Gott hat keine Bedürfnisse. Menschliche Liebe ist, wie Platon uns lehrt, das Kind der Armut, eines Bedürfens also oder eines Mangels; sie wird hervorgerufen durch ein, wirkliches oder vermeintliches, Gut im Geliebten, dessen der Liebende bedarf und wonach er verlangt. Gottes Liebe aber wird nicht nur nicht hervorgerufen durch die Gutheit des Geliebten; sondern sie Selbst ruft jegliche Gutheit im Geliebten hervor: Er liebt den Geliebten zuerst ins Dasein und dann in eine zwar abgeleitete, aber dennoch wirkliche Liebenswürdigkeit hinein. Gott ist Gutheit. Er vermag das Gute zu geben; aber es ist undenkbar, daB Er seiner bedürfte oder es erst erlangte. In solchem Sinn ist, kraft Definition, all Seine Liebe sozusagen bodenlos uneigennützig; sie hat alles zu geben und nichts zu empfangen. Wenn daher Gott manchmal so spricht, als könnte der Leidensunfähige.leiden und die Ewige Fülle bedürftig sein, und zwar bedürftig jener Wesen, denen sie ja, angefangen von der baren Existenz, alles schenkt - dann kann das nur bedeuten [wenn es überhaupt etwas uns Faßbares bedeutet], daß Gott durch ein reines Wunder Sich Selbst in den Stand gesetzt hat, hungern zu können, und daß Er in Sich Selbst erst das erschaffen hat, was durch uns gestillt werden kann. Wenn Er nach uns verlangt, dann ist es ein von Ihm Selbst gewolltes Verlangen. Wenn das Unveränderliche Herz betübt werden kann durch die von ihm selbst geschaffenen Marionetten, dann ist es einzig die göttliche Allmacht, wodurch es so untertan gemacht worden ist, in voller Freiheit und in einer Herablassung, die alles Verstehen übersteigt. - Wenn aber die Welt nicht zumeist um deswillen existiert, damit wir Gott, sondern damit Gott uns lieben könne, so ist dies, in tieferem Sinn, dennoch um unsertwillen so. Wenn Er, Dem in Sich Selber nichts mangeln kann, unser bedürfen will, so geschieht dies, weil wir es brauchen, daß man uns braucht. Vor und hinter allen Beziehungen Gottes zum Menschen, wie wir sie jetzt aus dem christlichen Glauben kennen, tut sich der Abgrund eines reinen göttlichen Schenkens auf: die Erwählung des Menschen aus dem Nichtsein zum Gott-Geliebten und also, in gewissem Sinn, zu dem, dessen Gott bedarf und nach dem Er Sich sehnt - wohingegen Er für jenen Akt selbst nichts braucht und nichts verlangt, da Er ja von Ewigkeit her alle Gutheit hat und Selber ist. Und jener Akt geschieht um unsertwillen. Es ist gut für uns, die Liebe zu kennen; und es ist auf die höchste Weise gut für uns, die Liebe zu dem auf die Höchste Weise Guten zu kennen, zu Gott. Aber sie zu denken als eine Liebe, in der erstlich wir die Werbenden waren und Gott der Umworbene; in der wir suchten, und Er wäre der Gefundene; in der Seine Übereinstimmung mit unsern Bedürfnissen, nicht die unsere mit den Seinen zuerst käme - dies hieße den wahren Sachverhalt verkehren. Denn wir sind nur Geschöpfe: es muß so sein, daß unsere Rolle immer die des Erleidenden ist im Verhältnis zum Handelnden, des Weiblichen zum Männlichen, des Spiegels zum Licht, des Echos zur Stimme. Es muß so sein, daß unsere höchste Aktivität Antwort ist, nicht Initiative. Die Liebe Gottes erfahren in echter und nicht in trügerischer Gestalt, heißt also, sie erfahren als unsere Hingabe an Sein Verlangen, als unsere Obereinstimmung mit Seinem Wunsche; sie in entgegengesetzter Weise erfahren ist so etwas wie ein Verstoß gegen die Grammatik des Seins. Ich leugne natürlich nicht, daß wir auf einer bestimmten Stufe mit Recht davon sprechen können, die Seele suche Gott, und Gott empfange oder nehme entgegen die Liebe der Seele: aber aufs Ganze gesehen kann die Suche der Seele nach Gott nur eine Erscheinungsweise Seiner Suche nach der Seele sein, weil ja alles von Ihm kommt, weil sogar die Möglichkeit, Ihn lieben zu können, Sein Geschenk an uns ist, und weil unsere Freiheit nur die Freiheit ist, besser oder schlechter zu antworten. Daher zeigt sich, glaube ich, der Unterschied zwischen heidnischem Theismus und christlichem Glauben nirgends so deutlich wie in der Lehre des Aristoteles, daß Gott, selber unbewegt, das Universum bewege, wie der Geliebte den Liebenden. Für das Christentum aber gilt: »Hierin besteht die Liebe, nicht daß wir Gott geliebt haben, sondern daß Er uns geliebt hat« [1 Joh. 4, 10].

17. April 2011

DIE GUTHEIT GOTTES 5


Endlich ist noch von einer Analogie zu sprechen, die höchst gefährlich ist und von viel begrenzterer Anwendungsmöglichkeit; und doch ist gerade sie die im Augenblick für unser besonderes Anliegen geeignetste Analogie. Ich meine die zwischen Gottes Liebe zu dem Menschen und eines Mannes Liebe zu einer Frau. Sie wird in der Schrift freimutig angewendet. Israel ist ein treuloses Eheweib, aber sein himmlischer Gemahl kann die glücklicheren Tage nicht vergesse: »Ich denke an dich, an die Freundlichkeit deiner Jugend, an die Liebe deiner Hochzeit, als du mir nachfolgtest in die Wildnis« [Jer. 2, 2]. Israel ist die arme Braut, das heimatlose Kind, das der Liebende verlassen am Wegrand findet und das er kleidet und schmückt und zu einer Augenweide macht, und doch hat es ihn verraten [Ezech. 16, 6-15]. »Ehebrecherinnen« nennt uns der heilige Jakobus, weil wir uns hinwegstehlen zur »Freundschaft mit der Welt«, während Gott »eifersüchtig sich nach dem Geiste sehnt, den Er uns eingepflanzt hat« [Jak. 4, 5]. Die Kirche ist die Braut des Herrn, die er so sehr liebt, daß er keinen Flecken und keine Runzel an ihr ertragt [Eph. 5,27]. - Die Wahrheit, zu deren Verdeutlichung diese Analogie dient, ist, daß die Liebe kraft ihres eigenen Wesens nach der Vervollkommnung des Geliebten verlangt; daß die bloße »Gutherzigkeit«, die alles duldet, nur nicht, daß der Geliebte leide, in diesem Betracht das Gegenteil von »Liebe« ist. Wenn wir eine Frau lieben - hören wir dann etwa auf, uns darum zu kümmern, ob sie sauber oder schmutzig, schon oder häßlich ist? Beginnen wir nicht gerade dann erst, uns darum zu kümmern ? Betrachtet irgendeine Frau es als ein Zeichen der Liebe des Mannes, daß er weder weiß noch sich darum kümmert, wie sie aussieht? Liebe vermag sehr wohl die Geliebte zu lieben, wenngleich ihre Schönheit dahin ist; aber nicht, weil sie dahin ist. Liebe kann alle Schwächen vergeben und ihnen zum Trotz lieben; aber Liebe kann nicht aufhören, zu wünschen, daß sie verschwinden. Liebe ist empfindlicher als selbst der Haß gegen jeden Makel an dem Geliebten; ihr »Gefühl ist feiner und empfindsamer als die zarten Fühler sich windender Schnecken«. Von allen Mächten verzeiht die Liebe am meisten, aber sie entschuldigt am wenigsten; sie erfreut sich an wenig, aber sie verlangt alles.

Wenn das Christentum sagt, daß Gott den Menschen liebe, so ist gemeint, daß Gott den Menschen liebe - nicht daß Er sich auf irgendeine »desinteressierte«, unbeteiligte Weise mit unserm Wohlergehen befasse, sondern daß wir, eine schauererregende und überraschende Wahrheit, der Gegenstand Seiner Liebe sind. Du verlangst nach einem »lieben« Gott. Du hast ihn. Der große Geist, den du so leichtfertig beschworen hast, der »Herrscher schrecklichen Anblicks« ist anwesend: nicht ein greisenhafter Wohlmeiner, der dir schläfrig wünscht, nach deiner eigenen Façon glücklich zu sein; nicht die kalte Philanthropie einer gewissenhaften Obrigkeit, noch auch die Sorge eines Gastgebers, der sich für das Wohlbefinden seiner Gaste verantwortlich fühlt. Sondern: das verzehrende Feuer Selbst, die Liebe, welche die Welten erschuf, beharrlich wie des Künstlers Liebe zu seinem Werk, herrisch wie eines Menschen Liebe zu seinem Hund, fürsorglich und ehrwürdig wie eines Vaters Liebe zu seinem Kind, eifersüchtig, unerbittlich, streng wie die Liebe zwischen den Geschlechtern. Wie dies möglich sein soll, weiß ich nicht. Es ist über die Vernunft, erklären zu wollen, warum irgendein Geschöpf, geschweige denn ein Geschöpf wie wir, in des Schöpfers Augen einen so ungeheuern Wert haben konnte. Es ist wahrhaftig eine Bürde von Herrlichkeit, die nicht nur über das hinausgeht, was wir verdienen, sondern auch über das, wonach wir, außer in seltenen Augenblicken der Gnade, verlangen. Wir neigen dazu, wie die Mädchen in dem alten Spiel, die Liebe des Zeus abzuweisen. Aber die Tatsache dieser Liebe steht, so scheint es, außer Frage. Der Leidensunfähige redet, als sei er verzehrt von Leidenschaft; und der in Sich Selbst die Quelle seiner eigenen und aller Glückseligkeit sonst enthält, spricht, wie wenn er vor Verlangen verschmachten könnte. »Ist nicht Ephraim der Sohn, den ich ehren will, ist er nicht mein zärtlich Kind? denn seit ich von ihm rede, gedenk' ich sein auch; darum ist mein Inneres in Bewegung um seinetwillen« [Jer. 31,20]. »Was soll ich mit dir machen, o Ephraim; wie könnte ich dich verlassen, Israel? Mein Herz wendet sich um in mir« [Osee 1 11,8]. »Jerusalem, wie oft wollte ich deine Kinder versammeln, wie eine Henne ihre Küchlein versammelt unter ihren Flügeln, doch du hast nicht gewollt« [Matth. 23,37].

(P.S. Ich bekomme heute einfach die Formatierung nicht hin. Nun ist mir der Geduldsfaden gerissen!)


Anita und Rita

Manchmal schein die WELT doch in Ordnung.




Im Sommer 2009 wurden die zwei jungen Frauen während ihres Hilfseinsatzes im Jemen entführt und ermordet. Was waren die beiden für Menschen? Was haben Anita und Rita gedacht, gefühlt und geglaubt? Was war ihre Motivation, ein Leben im Dienste des Evangeliums zu führen? Der Film zeichnet die Lebens- und Glaubensgeschichte der beiden jungen Frauen nach. Denn der missionarische Auftrag von Anita und Rita nimmt nach ihrem Tod eine außergewöhnliche Wendung. 

Tomas Luis de Victoria - Tenebrae Responsories

16. April 2011

DIE GUTHEIT GOTTES 4

... Eine noblere Analogie, verbürgt durch ihre ständige Wiederkehr in den Lehrsprüchen des Herrn, ist die zwischen der Liebe Gottes zum Menschen und eines Vaters Liebe zu seinem Sohn. Man muß aber, so oft man diese Analogie verwendet - das heißt, so oft wir das »Vater Unser« beten -, sich daran erinnern, daß der Heiland sie zu einer Zeit und in einem Land gebrauchte, wo die väterliche Autorität viel höher gewertet wurde als etwa im heutigen England. Ein Vater, der sich fast entschuldigt, seinen Sohn in die Welt gesetzt zu haben; der sich fürchtet, ihm Beschränkungen aufzuerlegen, um nur ja keine o Hemmungen o zu erzeugen; der sich gar scheut, ihn zu unterweisen, um nur ja nicht seine geistige Unabhängigkeit störend zu beeinflussen - solch ein Vater ist ein höchst irreführendes Symbol der göttlichen Vaterschaft. Ich erörtere hier nicht, ob die väterliche Autorität in ihrem früher gültigen Umfang eine gute oder eine schlechte Sache gewesen ist. Ich versuche nur, zu sagen, was die Idee der Vaterschaft für die ersten Hörer des Herrn und auch, durch viele Jahrhunderte hin, für deren Nachfolger bedeutet haben mag. Und dies wird noch deutlicher werden, wenn wir bedenken, wie der Herr [obwohl, wie wir glauben, eins mit Seinem Vater und gleichewig mit Ihm - was kein irdischer Sohn im Verhältnis zu seinem irdischen Vater sein kann] Seine eigene Sohnschaft betrachtet: Er gibt Seinen Willen völlig dem väterlichen Willen anheim und läßt nicht einmal zu, daß man Ihn selber »gut« nenne, weil »gut« der Name des Vaters sei. Liebe zwischen Vater und Sohn bedeutet in diesem Symbol notwendig autoritative Liebe auf der einen und gehorsame Liebe auf der andern Seite. Der Vater gebraucht Seine Autorität dazu, aus dem Sohne die Art von menschlichem Wesen zu machen, das er nach seinem rechtmäßigen und aus höherer Einsicht genährten Wunsche sein soll. Würde jemand sagen [was immerhin möglich ist]: »Ich liebe meinen Sohn, aber es ist mir gleichgültig, ein wie großer Schurke er ist, wenn es ihm nur gut geht« - so könnte er damit, selbst in unsern Tagen, nichts Sinnvolles meinen.

150 bloggers invited

Kann mir da jemand auf die Sprünge helfen? Was hat dieses Blog mit dem Treffen zu tun
124. Ralph Anderl http://www.ic-berlin.de/  
Hat sich da wer einen Spaß erlaubt? Und wenn, hat das niemand gemerkt?

Seine Zeit - meine Zeit

Wenn wir aufwachen, machen wir den Versuch, den neuen Tag Gott zu Füßen zu legen; noch ehe wir mit dem Rasieren fertig sind, ist es schon unser Tag geworden, und Gottes Anteil daran wird von uns empfunden als ein Tribut, den wir aus " unserer eigenen Tasche" zu zahlen haben, ein Abzug von der Zeit, die nach unserem Gefühl eigentlich "unserer eigene" ist.
C.S. Lewis

15. April 2011

DIE GUTHEIT GOTTES 3

Natürlich ist die Beziehung zwischen Schöpfer und Geschöpf etwas Einzigartiges; es gibt keine Parallele in irgendwelchen Beziehungen zwischen einem Geschöpf und einem anderen. Gott ist beides: uns ferner und uns näher als irgendein anderes Wesen. Er ist ferner von uns, weil der absolute Unterschied zwischen Dem, Der den Ursprung des Seiens in Sich Selbst hat, und dem, der das Sein mitgeteilt bekommt, von solcher Art ist, daß, verglichen mit ihm, der Unterschied zwischen einem Erzengel und einem Wurm ganz unbedeutend ist. Er erschafft, wir werden erschaffen; Er ist ein Ursprüngliches, wir sind etwas Abgeleitetes. Aber zugleich, und aus dem gleichen Grunde, ist die innige Verbundenheit Gottes, sogar mit der geringsten Kreatur, enger als irgendeine, die je zwischen Geschöpfen erreicht werden kann. Unser Leben wird in jedem Augenblick von Ihm getragen; und unsere winzigkleine wunderbare Kraft, frei zu wollen, bewahrt sich einzig an Dingen, die Seine fortwirkende Kraft im Dasein erhält; ja, auch unsere Erkenntniskraft ist Seine Kraft, an der wir Anteil bekommen haben. Solch eine einzigartige Beziehung kann nur in Bildern erfaßt werden. So gelangen wir von den verschiedenen Arten der Liebe unter Geschöpfen zu einer zwar unzulänglichen, aber immerhin brauchbaren Vorstellung von der Liebe, mit der Gott den Menschen liebt.

Die niedrigste Art und dazu eine, die nur kraft einer Ausweitung des Wortsinnes »Liebe« heißt, ist jene, die ein Künstler für sein Werk empfindet. Gottes Beziehung zum Menschen ist in solcher Weise gesehen in der Vision des Jeremias von dem Töpfer und dem Ton [Jer. 18]; oder wenn Petrus die gesamte Kirche einen Bau nennt, den Gott aufführt, und die einzelnen Glieder Steine [1 Petr. 2,5]. Die Grenze eines solchen Bildes liegt natürlich darin, daß dabei der passive Partner ohne Empfindung ist und daß also gewisse Fragen, die der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit etwa, die sich erheben, wenn die »Steine« wirklich lebendig sind, nicht zur Darstellung kommen. Aber es ist, so weit sie reicht, eine wichtige Analogie. Wir sind ein Kunstwerk Gottes, nicht bloß bildlich gesprochen, sondern wirklich und wahrhaftig; wir sind etwas, das Gott macht, und also etwas, womit Er nicht zufrieden sein wird, bis es eine bestimmte Prägung besitzt. Hier wiederum stoßen wir auf das, was ich die unerträgliche Ehrung genannt habe. Mit einer Skizze, zur Belustigung eines Kindes lässig hingezeichnet, mag ein Künstler sich nicht viel Mühe geben; selbst wenn sie nicht genau so geraten ist, wie er es beabsichtigte - er wird es damit bewenden lassen. Aber mit dem Großen Bild seines Lebens, mit dem Werk, das er liebt, so intensiv, wenngleich in anderer Weise, wie ein Mann eine Frau liebt oder eine Mutter ihr Kind - mit dem großen Bild seines Lebens wird er sich unendliche Mühe geben. Und er würde dadurch auch dem Bilde zweifellos unendliche Mühe verursachen, wenn es empfindungsfähig wäre. Man könnte sich ein empfindendes Bild vorstellen, das, nachdem es radiert und gestichelt und zum zehntenmal neu angefangen worden ist, wünschte, eine bloße Skizze zu sein, die innerhalb einer Minute hingeworfen wäre. Auf die gleiche Weise könnten wir uns begreiflicherweise wünschen, Gott möchte uns ein weniger großartiges und weniger mühsames Schicksal bestimmt haben. Aber dann wünschen wir uns nicht mehr Liebe, sondern weniger Liebe.

13. April 2011

DIE GUTHEIT GOTTES 2

Diese Lehre ist auch in der Heiligen Schrift enthalten. Christus ruft die Menschen zur Buße - ein sinnloser Ruf, wäre Gottes Maßstab ganz und gar verschieden von dem, den sie bereits kannten, von dem sie aber in ihrem Tun abgewichen waren. Er beruft sich auf unser tatsächliches sittliches Urteil : »Warum denn seht Ihr nicht Selbst, was Recht ist « [Luk. 12,57]. Gott weist die Menschen im Alten Testament zurecht auf Grund ihrer eigenen Vorstellungen von Dankbarkeit, Treue und Gerechtigkeit; Er stellt Sich Selber sozusagen vor den Richterstuhl Seiner eigenen Geschöpfe: »Was für eine Ungerechtigkeit haben Eure Vater an Mir gefunden, daß sie Mich verlassen haben ? « [Jer. 2,5].


Nach diesen Vorbemerkungen kann man, so hoffe ich, getrost den Gedanken aussprechen, daß manche, freilich selten mit so viel Worten dargestellte Vorstellung von Gottes Gutheit, die unser Denken zu bestimmen pflegt, der Kritik bedürftig ist. Unter dem guten Gott verstehen wir heutzutage fast ausschließlich den »lieben« Gott; und wir mögen damit auch recht haben. Aber mit Liebe meinen die meisten von uns in diesem Zusammenhang soviel wie Gutherzigkeit, d. h. den Wunsch, jemand anders glücklich zu sehen, nicht glücklich in diesem oder jenem Sinn, sondern einfachhin glücklich. Was uns wirklich passen konnte, das wäre ein Gott, der zu allem, was wir gerade gern taten, sagen wurde: »Was macht es schon, solange sie nur zufrieden sind ?« In der Tat, wir möchten nicht so sehr einen Vater im Himmel als vielmehr einen Großvater im Himmel - einen greisen Wohlmeiner, der es, wie man sagt, »gerne sieht, wenn die jungen Leute sich amüsieren «, und dessen Plan für das Universum einfach darauf hinausläuft, daß am Abend eines jeden Tages gesagt werden kann : »Es war für alle wundervoll«. Nicht viele Leute, das gebe ich zu, würden ihre Theologie mit genau diesen Worten formulieren; aber eine Vorstellung ungefähr dieser Art verbirgt sich im Hintergrund nicht weniger Köpfe. Und ich mache nicht den Anspruch, eine Ausnahme zu sein: ich würde sehr gern in einer Welt leben, die nach solchen Grundsätzen regiert würde. Aber da es über die Maßen klar ist, daß dies nicht der Fall ist, und da ich Grund habe; nichtsdestoweniger zu glauben, daß Gott die Liebe ist, so komme ich zu dem Schluß, meine Vorstellung von Liebe möchte einer Korrektur bedürfen.


Tatsächlich kann man schon von den Dichtern lernen, daß Liebe etwas Strengeres und Großartigeres ist als bloße Gutherzigkeit und Liebheit, daß selbst die Liebe zwischen den Geschlechtern »ein Herrscher schrecklichen Anblicks« ist, wie es bei Dante heißt. Es gibt Gutherzigkeit in der Liebe; aber Liebe und Gutherzigkeit sind begrifflich nicht gleichen Umfangs, und wenn Gutherzigkeit [in dem oben angegebenen Sinn] von den andern Elementen der Liebe getrennt wird, schließt sie eine gewisse grundsätzliche Indifferenz gegenüber ihrem Objekt ein und sogar etwas wie Verachtung. »Gutherzigkeit« kann sehr bereitwillig der Beseitigung ihres Objektes zustimmen - wir alle sind Leuten begegnet, deren »Güte« gegenüber Tieren sie fortgesetzt dazu führt, Tiere zu töten, damit sie nur ja nicht leiden. Gutherzigkeit, rein als solche, kümmert sich nicht darum, ob ihr Objekt gut oder schlecht wird, sofern es nur nicht leiden muß. Es sind aber, wie die Heilige Schrift zeigt, die Bastarde, die verwöhnt werden; die rechtmäßigen Söhne, welche die Tradition der Familie weitertragen sollen, werden gezüchtigt [Hebr. 12,8]. Gerade für Leute, an denen uns nichts liegt, erbitten wir Glück um jeden Preis. An unsere Freunde, an unsere Geliebten, an unsere Kinder stellen wir höhere Ansprüche; wir sähen es lieber, daß sie sehr leiden, als daß sie glücklich wären auf eine Weise, die sie so uns verächtlich macht und entfremdet. Wenn Gott die Liebe ist, ist Er also, laut Definition, etwas Größeres als bloße »Güte«. Und alle Berichte zeigen es deutlich: obwohl Er uns oft getadelt und schuldig gesprochen hat, Er hat uns niemals mit Verachtung angesehen. Er hat uns die unerträgliche Ehre erwiesen, uns zu lieben - in dem tiefsten, tragischsten, unerbittlichsten Sinn, den dies Wort nur haben kann.


(Über den Schmerz, S. 47-49)

DIE GUTHEIT GOTTES

(In den nächsten Tagen hab ich vor aus dem Buch "Über den Schmerz" von C.S. Lewis den Text über die Gutheit GOTTES zu posten. Dies als Vorwarnung, da sich die Sache etwas hinziehen kann.)
Liebe kann ertragen, und Liebe kann vergeben... aber Liebe kann sich niemals mit einem ungeliebten Gegenstand abfinden.... Darum kann Er sich niemals mit deiner Sünde abfinden, weil die Sünde selbst unfähig ist, sich zu ändern; aber Er kann sich mit dir abfinden, weil du gesunden kannst. [Traherne]

In jeder Betrachtung der Gutheit Gottes droht sogleich folgendes Dilemma: Wenn einerseits Gott weiser ist als wir, so muß sein Urteil über viele Dinge sich von dem unsern unterscheiden, nicht zuletzt das über Gut und Böse; was uns gut erscheint, muß deshalb nicht auch in Seinen Augen gut sein, und was uns böse erscheint, nicht böse. - Anderseits, wenn Gottes Urteil über das Gute sich von dem unsern so sehr unterscheidet, daß unser » Schwarz « für Ihn »Weiß « sein kann, dann kann es auch keinen Sinn haben, daß wir Ihn gut nennen. Denn nachdem wir doch sagen, Seine Gutheit sei völlig anders als die unsere, hat der Satz »Gott ist gut« tatsachlich keinen andern Sinn als »Gott ist - wir wissen nicht, was«. Und eine uns völlig unbekannte Eigenschaft Gottes kann uns nicht dazu bewegen, Ihn zu lieben oder Ihm zu gehorchen. Wenn Er nicht [in unserm Sinn] »gut« ist, so werden wir, wenn überhaupt, nur aus Furcht gehorchen und wurden gleichermaßen bereit sein, einem allmächtigen Widersacher zu gehorchen. Sobald die Konsequenz lautet, daß, da wir gänzlich verderbt sind, unsere Vorstellung vom Guten einfach nichts wert ist - konnte es geschehen, daß sich das Christentum auf Grund der Lehre von der »totalen Verderbtheit« in eine Art Teufelsanbetung verkehrt.


Ein Ausweg aus diesem Dilemma zeigt sich, wenn wir bedenken, was im Bereich menschlicher Beziehungen geschieht, wenn ein Mensch von niederem moralischen Niveau in die Gesellschaft von Leuten kommt, die besser und weiser sind als er, und nun allmählich lernt, ihre Maßstäbe anzuerkennen - ein Vorgang, den ich zufällig ziemlich genau beschreiben kann, da er mir widerfahren ist. Als ich zur Universität kam, hatte ich fast keine moralischen Begriffe, so wenig wie ein junger Bursche nur haben konnte. Eine milde Abneigung gegen Grausamkeit und gegen Unanständigkeit in Geldsachen war das Äußerste; über Keuschheit, Wahrhaftigkeit und Selbstverleugnung dachte ich wie ein Pavian über klassische Musik. Durch Gottes Barmherzigkeit geriet ich in eine Gruppe junger Männer [von denen übrigens, nebenbei gesagt, keiner Christ war], die mir durch Geist und Phantasie so verwandt waren, daß sofort eine nähere Beziehung entstand. Sie nun kannten das Sittengesetz und versuchten, es zu beobachten. So war ihr Urteil aber Gut und Bose sehr verschieden von dem meinen. Was nun in solch einem Fall geschieht, ist nicht im geringsten so etwas wie eine Aufforderung, als »weiß« anzusehen, was man his dahin »schwarz« genannt hatte. Die neuen moralischen Urteile dringen in die Seele niemals als bloße Umkehrungen früherer Urteile ein [obgleich sie diese tatsächlich umkehren], sondern »als Herren, die man offenbar erwartet hatte«. Du kannst gar nicht im Zweifel darüber sein, welches die Richtung deiner Wandlung ist: die neuen Urteile sehen dem Guten eher ähnlich als die kleinen Fetzen des Guten, die du bereits hattest; dennoch stehen sic in gewissem Sinn untereinander in Zusammenhang. Aber das eigentliche Kriterium ist, daß die Anerkennung der neuen Maßstäbe begleitet ist von dem Gefühl der Scham und der Schuld: man hat das Gefühl, in eine Gesellschaft hineingestolpert zu sein, in die man nicht paßt. In dem Licht solcher Erfahrungen müssen wir die Gutheit Gottes betrachten. Zweifellos, Seine Idee von der Gutheit unterscheidet sich von der unseren; aber du brauchst nicht zu fürchten, du konntest, wenn du dich dieser Idee näherst, aufgefordert werden, einfach deine sittlichen Maßstäbe umzukehren. Wird dir einmal der gewaltige Unterschied zwischen der göttlichen Ethik und der deinen deutlich, dann kannst du in der Tat gar nicht im Zweifel sein, daß die Wandlung, die dir zugemutet wird, in der Richtung dessen liegt, was du bereits das »Bessere« nennst. Die göttliche »Gutheit« unterscheidet sich von der unseren, aber nicht völlig; es ist nicht ein Unterschied wie der von Weiß und Schwarz, sondern wie der zwischen einem vollkommenen Kreis und dem ersten Versuch eines Kindes, ein Rad zu zeichnen. Wenn aber das Kind zeichnen gelernt hat, wird es wissen, daß der Kreis, den es nun macht, eben das ist, was es von Anfang an zu machen versucht hat. 


(S. 45-47)

12. April 2011

Litanei vom Kostbaren Blut Jesu Christi

Herr, erbarme dich unser!
Christus, erbarme dich unser!
Herr, erbarme dich unser!
Christus, höre uns!
Christus, erhöre uns!
Gott Vater im Himmel, erbarme dich unser!
Gott Sohn, Erlöser der Welt, erbarme dich unser! 
Gott Heiliger Geist, erbarme dich unser! 
Heilige Dreifaltigkeit, ein einiger Gott, erbarme dich unser! 
Blut Christi, des Eingeborenen des ewigen Vaters, rette uns!
Blut Christi, des menschgewordenen Wortes Gottes, ...
Blut Christi, des neuen und ewigen Bundes, ...
Blut Christi, in der Todesangst zur Erde geronnen, Blut Christi, bei der Geißelung vergossen, ...
Blut Christi, bei der Dornenkrönung verströmt, ...
Blut Christi, am Kreuze ausgegossen, ...
Blut Christi, Kaufpreis unseres Heils, ...
Blut Christi, einzige Vergebung der Sünden, ...
Blut Christi, im Altarssakrament Trank und Reinigung der Seelen,
Blut Christi, Strom der Barmherzigkeit, ...
Blut Christi, Besieger aller bösen Geister, ...
Blut Christi, Starkmut der Märtyrer, ...
Blut Christi, Kraft der Bekenner, ...
Blut Christi, Lebensquell der Jungfrauen, ...
Blut Christi, Stütze der Gefährdeten, ...
Blut Christi, Linderung der Leidenden, ...
Blut Christi, Trost der Weinenden, ...
Blut Christi, Hoffnung der Büßenden, ...
Blut Christi, Zuflucht der Sterbenden, ...
Blut Christi, Friede und Wonne aller Herzen, ...
Blut Christi, Unterpfand des ewigen Lebens, ...
Blut Christi, Erlösung aus den Tiefen des Reinigungsortes, ...
Blut Christi, aller Herrlichkeit und Ehre überaus würdig, ...

Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt, verschone uns o Herr!
Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt, erhöre uns o Herr!
Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt, erbarme dich unser, o Herr!

V. Du hast uns erlöst, o Herr, in deinem Blute.
A. Und zu deinem Gottesreich gemacht.
Lasset uns beten!
Allmächtiger, ewiger Gott, du hast deinen neugeborenen Sohn zum Erlöser der Welt eingesetzt und wolltest durch sein Blut dich versöhnen lassen, so lass uns denn, wir bitten dich, den Lösepreis unseres Helles verehren und durch seine Kraft vor den Übeln dieses Lebens auf Erden beschirmt werden, so dass wir uns im Himmel ewig seiner Frucht erfreuen dürfen. Durch denselben Christus, unseren Herrn.
Amen.

11. April 2011

Vertrauter Gesprächspartner

Die Hoffnung bringt Gleichgewicht in das Ungleichgewicht des Gegenwärtigen, denn sie öffnet auf eine Zukunft hin, die in der ewigen Festigkeit Gottes begründet ist. Hebr 13,14 erklärt auf unumstößliche Weise: „Wir haben hier keine Stadt, die bestehen bleibt, sondern wir suchen die künftige“. Nichts kann Handeln und Leben wirksamer orientieren als das Bewusstsein, dass alles vergänglich ist, was im Gegenwärtigen gewünscht und getan wird. Mit Notwendigkeit wird eine Hierarchie der Werte aufgestellt, bei der wir nicht nur auf uns selber Bezug nehmen, sondern auch auf einen Anderen und nicht nur auf die Gegenwart, sondern auch auf die Zukunft. Der Andere ist der auferstandene Herr, der vorausgegangen ist, um uns einen Platz zu bereiten (Joh 14,2) und der verborgener Gesprächspartner für ein Heute bleibt, in dem alle Schwierigkeiten und alle Freuden des Glaubens und der Hoffnung erfahren werden. Der Glaube verlangt, über das unmittelbar Gegebene hinauszugehen. Die Hoffnung nimmt die Zukunft vorweg in einem beständigen Dialog der Liebe mit dem, der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist.

Von diesem vertrauten Gesprächspartner, der die Zukunft des Gläubigen ausfüllt und erleuchtet, kommen radikale Forderungen und Erwartungen. Sie nehmen in Anspruch, höchsterWert zu sein und das Opfer von allem anderen verlangen zu können. Er ruft zu heroischem Zeugnis durch das Opfer. Unsere Zeit kennt viele Beispiele von Martyrium, von durch die Liebe motiviertem Verzicht auf etwas Gegenwärtiges, das im Blick auf größeres Zukünftiges geopfert werden kann.


10. April 2011

Entschlossenheit

"Wenn du hier innehältst und dich fragst, warum du nicht so fromm bist wie die ersten Christen, dann wird dein eigenes Herz dir sagen, daß der Grund weder Unwissenheit noch Unfähigkeit ist, sondern einzig dies: du hast es niemals von Grund auf gewollt."  William Law


 (gefunden bei C.S. Lewis: Über den Schmerz S. 77)

2. April 2011

Simplicitas

Das Einfache ist das Wahre - und das Wahre ist einfach. Unsere Problematik besteht darin, dass wir vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen; dass wir vor so viel Wissen nicht mehr die Weisheit finden. 

In dem Sinn hat auch Saint-Exupery im „Kleinen Prinzen" die Gescheitheit unserer Zeit ironisiert und gezeigt, wie dabei das Wesentliche übersehen wird und wie der Kleine Prinz, der nichts von all den gescheiten Dingen versteht, letztlich mehr sieht und besser sieht.

Worauf kommt es an? Was ist das Eigentliche, das Tragende? 

Das Einfache sehen, darauf kommt es an.

Papst Benedikt XVI, in Licht der Welt