"Minimum quod potest haberi de cognitione rerum altissimarum, desiderabilius est quam certissima cognitio, quae habetur de minimis rebus."
"Das Geringste an Erkenntnis, das einer über die erhabensten Dinge zu gewinnen vermag, ist ersehnenswerter als das gewisseste Wissen von den niederen Dingen"
(Thomas von Aquin: I, 1, 5 ad 1)
"Das Geringste an Erkenntnis, das einer über die erhabensten Dinge zu gewinnen vermag, ist ersehnenswerter als das gewisseste Wissen von den niederen Dingen"
(Thomas von Aquin: I, 1, 5 ad 1)
16. April 2011
DIE GUTHEIT GOTTES 4
... Eine noblere Analogie, verbürgt durch ihre ständige Wiederkehr in den Lehrsprüchen des Herrn, ist die zwischen der Liebe Gottes zum Menschen und eines Vaters Liebe zu seinem Sohn. Man muß aber, so oft man diese Analogie verwendet - das heißt, so oft wir das »Vater Unser« beten -, sich daran erinnern, daß der Heiland sie zu einer Zeit und in einem Land gebrauchte, wo die väterliche Autorität viel höher gewertet wurde als etwa im heutigen England. Ein Vater, der sich fast entschuldigt, seinen Sohn in die Welt gesetzt zu haben; der sich fürchtet, ihm Beschränkungen aufzuerlegen, um nur ja keine o Hemmungen o zu erzeugen; der sich gar scheut, ihn zu unterweisen, um nur ja nicht seine geistige Unabhängigkeit störend zu beeinflussen - solch ein Vater ist ein höchst irreführendes Symbol der göttlichen Vaterschaft. Ich erörtere hier nicht, ob die väterliche Autorität in ihrem früher gültigen Umfang eine gute oder eine schlechte Sache gewesen ist. Ich versuche nur, zu sagen, was die Idee der Vaterschaft für die ersten Hörer des Herrn und auch, durch viele Jahrhunderte hin, für deren Nachfolger bedeutet haben mag. Und dies wird noch deutlicher werden, wenn wir bedenken, wie der Herr [obwohl, wie wir glauben, eins mit Seinem Vater und gleichewig mit Ihm - was kein irdischer Sohn im Verhältnis zu seinem irdischen Vater sein kann] Seine eigene Sohnschaft betrachtet: Er gibt Seinen Willen völlig dem väterlichen Willen anheim und läßt nicht einmal zu, daß man Ihn selber »gut« nenne, weil »gut« der Name des Vaters sei. Liebe zwischen Vater und Sohn bedeutet in diesem Symbol notwendig autoritative Liebe auf der einen und gehorsame Liebe auf der andern Seite. Der Vater gebraucht Seine Autorität dazu, aus dem Sohne die Art von menschlichem Wesen zu machen, das er nach seinem rechtmäßigen und aus höherer Einsicht genährten Wunsche sein soll. Würde jemand sagen [was immerhin möglich ist]: »Ich liebe meinen Sohn, aber es ist mir gleichgültig, ein wie großer Schurke er ist, wenn es ihm nur gut geht« - so könnte er damit, selbst in unsern Tagen, nichts Sinnvolles meinen.
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