Natürlich ist die Beziehung zwischen Schöpfer und Geschöpf etwas Einzigartiges; es gibt keine Parallele in irgendwelchen Beziehungen zwischen einem Geschöpf und einem anderen. Gott ist beides: uns ferner und uns näher als irgendein anderes Wesen. Er ist ferner von uns, weil der absolute Unterschied zwischen Dem, Der den Ursprung des Seiens in Sich Selbst hat, und dem, der das Sein mitgeteilt bekommt, von solcher Art ist, daß, verglichen mit ihm, der Unterschied zwischen einem Erzengel und einem Wurm ganz unbedeutend ist. Er erschafft, wir werden erschaffen; Er ist ein Ursprüngliches, wir sind etwas Abgeleitetes. Aber zugleich, und aus dem gleichen Grunde, ist die innige Verbundenheit Gottes, sogar mit der geringsten Kreatur, enger als irgendeine, die je zwischen Geschöpfen erreicht werden kann. Unser Leben wird in jedem Augenblick von Ihm getragen; und unsere winzigkleine wunderbare Kraft, frei zu wollen, bewahrt sich einzig an Dingen, die Seine fortwirkende Kraft im Dasein erhält; ja, auch unsere Erkenntniskraft ist Seine Kraft, an der wir Anteil bekommen haben. Solch eine einzigartige Beziehung kann nur in Bildern erfaßt werden. So gelangen wir von den verschiedenen Arten der Liebe unter Geschöpfen zu einer zwar unzulänglichen, aber immerhin brauchbaren Vorstellung von der Liebe, mit der Gott den Menschen liebt.
Die niedrigste Art und dazu eine, die nur kraft einer Ausweitung des Wortsinnes »Liebe« heißt, ist jene, die ein Künstler für sein Werk empfindet. Gottes Beziehung zum Menschen ist in solcher Weise gesehen in der Vision des Jeremias von dem Töpfer und dem Ton [Jer. 18]; oder wenn Petrus die gesamte Kirche einen Bau nennt, den Gott aufführt, und die einzelnen Glieder Steine [1 Petr. 2,5]. Die Grenze eines solchen Bildes liegt natürlich darin, daß dabei der passive Partner ohne Empfindung ist und daß also gewisse Fragen, die der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit etwa, die sich erheben, wenn die »Steine« wirklich lebendig sind, nicht zur Darstellung kommen. Aber es ist, so weit sie reicht, eine wichtige Analogie. Wir sind ein Kunstwerk Gottes, nicht bloß bildlich gesprochen, sondern wirklich und wahrhaftig; wir sind etwas, das Gott macht, und also etwas, womit Er nicht zufrieden sein wird, bis es eine bestimmte Prägung besitzt. Hier wiederum stoßen wir auf das, was ich die unerträgliche Ehrung genannt habe. Mit einer Skizze, zur Belustigung eines Kindes lässig hingezeichnet, mag ein Künstler sich nicht viel Mühe geben; selbst wenn sie nicht genau so geraten ist, wie er es beabsichtigte - er wird es damit bewenden lassen. Aber mit dem Großen Bild seines Lebens, mit dem Werk, das er liebt, so intensiv, wenngleich in anderer Weise, wie ein Mann eine Frau liebt oder eine Mutter ihr Kind - mit dem großen Bild seines Lebens wird er sich unendliche Mühe geben. Und er würde dadurch auch dem Bilde zweifellos unendliche Mühe verursachen, wenn es empfindungsfähig wäre. Man könnte sich ein empfindendes Bild vorstellen, das, nachdem es radiert und gestichelt und zum zehntenmal neu angefangen worden ist, wünschte, eine bloße Skizze zu sein, die innerhalb einer Minute hingeworfen wäre. Auf die gleiche Weise könnten wir uns begreiflicherweise wünschen, Gott möchte uns ein weniger großartiges und weniger mühsames Schicksal bestimmt haben. Aber dann wünschen wir uns nicht mehr Liebe, sondern weniger Liebe.
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