"Minimum quod potest haberi de cognitione rerum altissimarum, desiderabilius est quam certissima cognitio, quae habetur de minimis rebus."

"Das Geringste an Erkenntnis, das einer über die erhabensten Dinge zu gewinnen vermag, ist ersehnenswerter als das gewisseste Wissen von den niederen Dingen"

(Thomas von Aquin: I, 1, 5 ad 1)

20. Januar 2011

Einsatz als Sieger

Ihr Einsatz als Sieger, d. h. die Mitarbeit mit dem Sieg, den Christus über seine irdischen Gegner erringt, verlangt von den Christen eine Reihe von Handlungen.

Die erste ist das Gebet, dem die Offenbarung eine entscheidende Rolle für den Aufbau des Reiches zuschreibt (vgl. 6,9– 11); die Gebete der Christen auf der Erde steigen auf zu Gott und Gott antwortet mit seinen Eingriffen in die Geschichte (8, 1–5). Das Gebet, das für die Offenbarung individuelles Lob und gemeinsame Feier ist, wird oft zur leidenschaftlichen Bitte. Diese ist dem Christen eigen, der den Lauf der Geschichte aufmerksam beobachtet und in ihr moralische Mängel feststellt.

Neben dem Gebet steht das Zeugnis. Als derjenige, der ständig für die „Gebote Gottes“ und „das Zeugnis Jesu“ (12,17; 19,10) eintritt, stellt sich der Christ mit diesen Werten gegen das Reich und den Bund, die Christus feindlich sind und die er in der Ge- schichte antrifft. Mit Christus und in der Kraft Christi wird er darüber siegen. Sein Zeugnis gibt er mit dem Wort, vor allem aber mit seinem Leben, das er hinzugeben bereit ist (vgl. 12,11). Für die Offenbarung ist der Christ immer ein potentieller Märtyrer.

Wenn es ihm der Geist nahe legt, kann der Christ auch gegenüber dem ständig gegenwärtigen Gegenbund den Ton der Anklage aufnehmen, der den Propheten eigen ist. Die Offenbarung zeichnet die Hauptzüge des Propheten (vgl. 11,1–13): er muss vor allem sein Gebet verstärken und dann, in der Kraft des Geistes, das aggressive Verhalten des irdischen Gegenreiches und Gegenbundes anklagen; er wird das tun mit der unwiderstehlichen Macht des Wortes Gottes wie die früheren Propheten. Von ihm kann sogar verlangt sein, Christus bis zum Letzten zu folgen und sein österliches Schicksal zu teilen. Er kann getötet werden, aber auch nach seinem Tod wird er einen entscheidenden Einfluss in der Geschichte ausüben.

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