Von Mitleid bewegt, hat der Herr das Wort Gottes ausgelegt - er selbst ist das Wort Gottes - und Orientierung gegeben. Das ist die Aufgabe von „in persona Christi", die dem Priester zu Eigen ist, die Funktion, in der Verwirrung, in der Orientierungslosigkeit unserer Zeit das Licht des Wortes Gottes gegenwärtig zu machen: das Licht, das Christus selbst in dieser unserer Welt ist.
Der Priester lehrt somit keine eigenen Vorstellungen, keine Philosophie, die er selbst erfunden oder gefunden hat oder die ihm gefällt; der Priester spricht nicht „aus sich heraus", er spricht nicht „für sich", um sich Bewunderer oder eine eigene Anhängerschaft zu sammeln. Er spricht nicht von eigenen Dingen, von eigenen Erfindungen, sondern in der Verwirrung aller Philosophien lehrt der Priester im Namen des gegenwärtigen Christus, er legt die Wahrheit vor, die Christus selbst ist, sein Wort, seine Art zu leben, seine Art, voranzugehen.
Für den Priester gilt, was Christus über sich selbst gesagt hat: „Meine Lehre stammt nicht von mir" (Joh 7,16); Christus also schlägt nicht sich selbst vor, sondern er ist als Sohn die Stimme, das Wort des Vaters. Auch der Priester muss immer so handeln: „Meine Lehre stammt nicht von mir, ich verbreite nicht meine Vorstellungen oder was mir gefällt, sondern ich bin Mund und Herz Christi und lasse diese einzige und gemeinsame Lehre gegenwärtig werden, die die universale Kirche geschaffen hat und die ewiges Leben erzeugt".
Diese Tatsache, dass der Priester keine eigenen Ideen erfindet, schafft und verkündigt, insofern die Lehre, die er verkündet, nicht von ihm stammt, sondern von Christus, bedeutet andererseits nicht, dass er neutral wäre, gleichsam ein Sprecher, der einen Text liest, den er sich vielleicht nicht zu Eigen macht. Auch in diesem Fall gilt das Vorbild Christi, der gesagt hat: Ich bin nicht von mir und ich lebe nicht für mich, sondern ich komme vom Vater und lebe für den Vater. Daher ist in dieser tiefen Identifizierung die Lehre Christi die Lehre des Vaters, und er selbst ist eins mit dem Vater. Der Priester, der das Wort Christi verkündigt, den Glauben der Kirche und nicht seine eigenen Ansichten, muss auch sagen: Ich lebe nicht aus mir und für mich, sondern ich lebe mit Christus und aus Christus, und deshalb wird das, was Christus uns gesagt hat, mein Wort, auch wenn es nicht meines ist. Das Leben des Priesters muss sich mit Christus identifizieren, und auf diese Weise wird das nicht Wort, das nicht ihm eignet, dennoch ein zutiefst persönliches Wort. Zu diesem Thema hat der heilige Augustinus über die Priester gesagt: „Wir Priester - was sind wir? Diener Christi, seine Knechte; denn was wir an euch austeilen, gehört nicht uns, sondern wir entnehmen es seinem Vorratsraum. Und auch wir leben davon, da wir Knechte sind wie ihr" (Rede 229/E,4).
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